Montag, 1. September 2008

Untertanen des Aberglaubens

Den letzten Eintrag verdanken wir Carl Sagan und einer Dokumentation, die gestern Nacht auf einem der dritten Programme lief: über Wahrsager und die Leute, die zu solchen gehen. Die Doku war unaufgeregt, fair und vorurteilsfrei und stellte einmal mehr unter Beweis, dass die beste Weise, Handleser, Kaffesatzleser und - die dürfen natürlich nicht fehlen - Astrologen bloßzustellen, darin besteht, sie zu bitten ihr Werk zu erklären und dann die Kamera draufzuhalten und sie reden zu lassen solange sie wollen.

Die Scharlatane reden sich selbst um alles Verständnis.

Und die Kunden? Sie gehen zu einem Fremden, um sich Rat für ihr Leben zu suchen, weil sie keine Freunde besitzen, denen sie vertrauen, und bezahlen 50 Euro um zu erfahren, was in ihren Partnern, Kindern, Eltern vorgeht, anstatt die wichtigsten Personen ihres Lebens selbst zu fragen. Es macht einen, abhängig vom persönlichen Gemüt, entweder traurig oder wütend, zu überlegen, wie dumm diese Menschen sein müssen. Aber die Wahrheit lautet: Sie sind nicht dumm. Sie haben nur noch nie wirklich über Astrologie nachgedacht, oder die Alternative gehört.

Carl Sagans liest auch im Himmel. Und wer will bezweifeln, dass seine Gedanken über den blassen blauen Punkt vor Spiritualität singen und klingen und leuchten, dass es Hellsehern, die in dreckige Tassen schielen die Sprache verschlägt.

Wie unermesslich wundervoll, ergreifend und besinnlich sind die Perspektiven, welche die Sterne über unsere eigene Existenz eröffnen, verglichen mit der plumben Kleinmut des Horoskops?

Morgen wird Geld ins Haus kommen. Sie werden einen alten Bekannten treffen. Eine neue Liebe steht an. Eine Last wird von Ihren Schultern fallen. Für wie winzig halten Astrologen das Universum, dass es sich scheinbar um sie dreht?

Der Barde wusste es schon vor 400 Jahren, noch vor Keppler: The fault, dear Brutus, is not in the stars, but in ourselves that we are underlings.