Sonntag, 27. Januar 2008

Signed. Sealed. Delivered.

Für heute und morgen ist meine Lieblingszahl: 55.

Die Reden von Barack Obama sind für die Geschichtsbücher großer amerikanischer Rhetorik geschrieben. Sie sind der amerikanische Traum in Reinform. Der Stoff von Präsidenten und Kings.

Der Schlamm und Schmutz des Wahlkampfs ist von Obama abgeperlt wie Wasser. Ich hoffe, der Anzug, in dem er zur Siegesfeier antrat, ist ähnlich abweisend. Denn über dessen Schultern werden heute noch die Freudenstränen seiner Anhänger strömen.

Die Attacken von Hillary wurden dreckig sobald es für sie gefährlich wurde. Flugblätter, die Obama einen muslimisch-extremistischen Hintergrund andichten, anonyme Anrufe, die ihn nur bei seinem vollen Namen, Barack Hussein Obama, nennen, Massen E-Mails mit Lügen über Koranschwüre, Flaggenentweihungen und rassistischen Anspielungen.

Das Clinton Lager hat keinen widerlichen Trick ausgelassen, den man in der Hauptwahl von der gegnerischen Seite befürchtete. Gegen einen Kandidaten aus den eigenen Reihen. Hill und Billy haben die Scheiße, mit denen die republikanische Maschine Bushs Weg zum weißen Haus schmierte, übernommen und daraus für sich selbst eine Rutsche gebaut. Für die Machtmenschen ist es der Erfolg, der zählt, nicht die Moral. Die Wähler von South Carolina einen langen guten Blick auf das Ergebnis geworfen und sind zu dem Schluss gelangt: Nein, das ist immer noch Scheiße, egal von wem es kommt! Rove hat uns die Kacke vorgestellt, und wir erkennen sie auch wieder, wenn sie aus der Hand eines Clinton stammt.

Können wir daraus den Schluss ziehen, dass die USA als Ganzes über diese Art der Politik hinaus will? Ich bin zu pessimistisch, um der hoffnungsvollen Note darin zu trauen. Ob South Carolina stellvertretend ist für den Rest des Landes...

Am fünften Februar wissen wir es.

Freitag, 18. Januar 2008

In diesem Eintrag hinkt Deutschland den Tatsachen hinterher

Wir würden ja ein neues hinke-freies Bein klonen, aber das Gesetz verbietet es.

http://www.newscientist.com/article/dn13198-first-cloned-human-embryo-created-from-skin-cell.html

Wir haben also jetzt erstmals einen menschlichen Embryo aus einer Hautzelle erschaffen. Das ist eine gute Nachricht für die von uns, die sowieso der Meinung waren, das deutsche Embryonenschutzgesetz sei überholt, und eine schlechte Nachricht für achte Paragraphen die von einem Embryo sprechen sobald die Eizelle befruchtet ist. Es zeigt außerdem wie absurd es in der Praxis ist die Sonderstellung eines Embryos in dessen Potential festzumachen. Demnächst züchten Wissenschaftler menschliches Leben aus menschlichen Haarzellen und dann wird neben der Stammzellenforschung auch das Friseurhandwerk illegal.

In einer Welt, in der eine Hautzelle das gleiche Entwicklungspotential zu einem menschlichen Embryo besitzt wie ein menschlicher Embryo Entwicklungspotential zu einem ausgewachsenem Menschen, dann bleibt keine Wahl als die katholische Position von der magischen Menschwerdung, bei der es in einem Augenblick noch unbeseelte Materie ist und im nächsten plötzlich ein menschliches Individuum mit dem gleichen Recht und Gewicht einer vollwertigen Person, aufzugeben und stattdessen die Sichtweise einer graduellen Entwicklung von nichts zu etwas, bei der keine absolute Grenze vorhanden ist (wohl aber bestimmt werden muss, wenn auch selbst dann nicht absolut, sondern flexibel im Angesicht neuer Erkenntnisse) zu akzeptieren. Und in dieser graduellen Entwicklung ist es alles andere als moralisch den Schutz des existierenden, atmenden, entwickelten Lebens über den Schutz möglichen Lebens zu stellen, das millionenfach umkommt, jedes Mal wenn sich jemand unter der Dusche gründlich die Haut scheuert. Es ist das Gegenteil von moralisch, egal was päpstliche Lehrmeinung oder das misstrauische, wissenschafts-feindliche, schlechte Gewissen eines Volkes, durch dessen junger Erinnerung die niederträchtigen Experimente eines Mengele spuken, dazu sagen.

Verdammt noch mal, Deutschland, wach auf. Du hast großartige Wissenschaftler. Gestatte ihnen einen Beitrag zur Verbesserung der Würde und des Lebens vieler Menschen zu leisten. Wir haben alle gesehen, wie Michael J. Fox zittert, und Terry Pratchett hat bestenfalls noch drei bis vier Bücher vor sich bevor Alzheimer mit dem Wortschatz in seinem Gehirn Jonglieren spielt. Wo muss ich unterzeichnen, um das zu verhindern? Ich bringe persönliche 10.000 befruchtete Eizellen um, wenn mir das die Versorgung mit Discworld Romanen für die nächsten zwanzig Jahre sichert, mit Marty McFly als Moist von Lipwig in den Live-Verfilmungen!

Mittwoch, 9. Januar 2008

Aufatmen Amerika. Du bist gerade noch so an einer goldenen Zukunft vorbeigeschrammt.

Ich trinke nicht, wenn ich am nächsten Morgen mit einem schönen dröhnendem Kater aufwachen will. Ich schaue Präsidentschaftsvorwahlen.

Am Tag danach ist die große Depression nicht ganz abgeklungen, aber man bemüht sich um Perspektive. Die besteht, je nachdem auf welcher Seite man steht, aus bodenloser Übertreibung oder optimistischer Schadensbegrenzung.

Auf der Clinton Seite feiert man einen Sieg in letzter Minute als hätte man nicht vor einem Monat noch 20% in Umfragen vorne gelegen und interpretiert einen Moment der Schwäche kurzerhand zu Hillarys Entdeckung ihrer eigenen Stimme um und tut als wäre "Gefühle zeigen" nicht die neueste von den Wahlkampfberatern kalkulierte Strategie, Wähler zu gewinnen, nach den Fehlschlägen von "Erfahrung! Erfahrung! Erfahrung!" und "Ich bin die Kandidatin für Veränderung! Bitte ignoriert die Tatsache dass im Falle meiner Präsidentschaft die Macht über das Land seit zwanzig Jahren in den Händen von zwei Familien liegt".

Auf Seiten der Barack-Bewegung wird sich die Enttäuschung mit Erklärungen schön geredet. New Hampshire ist der weißeste Staat der USA, New Hampshire ist den Clintons und der alten Elite der demokratischen Partei stärker verbunden als die verbliebenen Staaten, New Hampshire ist voll von alten gefühlsdöseligen alten Weibern, die noch einmal eine Frau im höchsten Amt des Landes sehen wollen, bevor sich zu den Spinnweben zwischen den Schenkeln die Spinnweben zwischen den Gehirnlappen gesellen. New Hampshire war von Anfang an der am schwierigsten zu gewinnende Staat für Obama und vor einem Monat noch hätte niemand zu träumen gewagt, Hillary dort ein spannendes Kopf-an-Kopf Rennen zu bieten. Man hätte es eigentlich von Anfang an besser wissen sollen.

Hier die Fakten: Obwohl Obama zwei Prozentpunkte hinter Clinton lag, hat er einen Delegierten (die Leute, die am Schluss die Stimmen für ihren demokratischen Kandidaten in den Pott werfen) mehr gewonnen als Hillary. Die gleiche Anzahl, die er bei seinem Sieg in Iowa mehr hatte als Hillary.

Nach den ersten zwei Staaten steht es damit +2 für Obama.

http://edition.cnn.com/ELECTION/2008/primaries/results/scorecard/

Schwieriger für Obama ist, dass Hoffnungen nicht eingelöst wurden. Führungen von bis zu 17% in Meinungsumfragen 24 Stunden vor der Wahl schürten große Erwartungen. Zu große. Der Sieg blieb aus. Die Enttäuschung, Enttäuschung überhaupt, läuft der treibenden Kraft von Obamas Geschichte entgegen. Die Herausforderung wird sein, den Schwung aus Begeisterung und Freude und Inspiration trotz des ersten Rückschlags in das Land zu tragen, während Clinton die Geschichte von der magischen Wiederauferstehung weiterspinnt und die Fäden aus Obamas Hoffnungs-Teppich klaut.

Eine persönliche Bitte hätte ich an der Stelle: Hillary darf sich nicht für ein Comeback feiern lassen. Du warst bis vor sechs Tagen Spitzenreiter der Demokraten und in sämtlichen Umfragen führend und hast dich selbst seit mehr als einem Jahr als die "unausweichliche Kanidatin" vermarket. Es ist kaum eine Woche her, da wurde erwartet, dass du New Hampshire spielend leicht gewinnst, anstatt mit Ach und Krach an einer Blamage vorbeizuschlittern. Du hattest kein Comeback, du hast ganz knapp die seit Monaten von dir selbst gesteckten Erwartungen erfüllt. Wenn ein Schiffskapitän seine Passagiere immer wieder beruhigt, dass sie absolut auf direktem Kurs Richtung Südsee sind, und dann das Ruder herum reisst kurz bevor er einen arktischen Eisberg rammt, darf er sich im Anschluss nicht als weltbester Navigator hochleben lassen. Zwar ist es wenig verwunderlich, wenn Hillary Clinton den Mythos ihres Mannes zum Sieg reiten will, allerdings, bitte CNN, als Nachrichtensender müsst ihr nicht in das Lied einfallen.

Journalisten plappern keine Geschichten nach. Sie sollen sie auseinander nehmen.

Yes we can! .... just not yet.

COME OOOOOON! COOOOOME OOOOOOOOOOOOOON!

oh fuck, es geht wieder runter

beißen, beißen, jetzt beißen!

36% zu 39%! JA, jetzt ziehen, ZIEHEN 37% DU KOMMST NÄHER bleib dran NEIN nicht wieder runter auf 36% bleib oben bleib dran! DRANBLEIBEN, FESTKRALLEN, RANZIEHEN! 37% genau so, genau so, genau so, HOCH runter HOCH runter HOOOOOOOOCH HOOOOOOOOOOOOOOOOOCH

zu spät

shit

Ihr habt es zerstört, Frauen von New Hampshire, ihr habt unsere wunderschöne Liebe bespuckt und zertrampelt, John Edwards und Nein-ich-geh-lieber-bei-den-Republikanern-für-McCain-wählen Unabhängige! Möge Obama euch vergeben, ich kann es nicht.

Ich weine mich heute Nacht in den Schlaf und werde das vollgeheulte Kissen der Obama-Kampagne stiften, um gegen jene infernalische Wahlkampfmaschine anzukämpfen, der die Tränen von Hillary Clinton als Treibstoff dienen.

Bah, doofes Hampshire. Schisstag.

Samstag, 5. Januar 2008

Ihr kennt Fantasy Football? Jetzt kommt Fantasy Politics!

Ich weiß nicht, was es ist, dass mich an amerikanische Präsidentschaftswahlen fasziniert. Deutsche Wahlen verfolge ich pflichtbewusst. Wahlen in den USA verfolge ich mit Leidenschaft. Ich jubelte über die Prozentzahlen der Iowa Abstimmung wie über Tore in einem Sportfinale. Schreie, in die Luft gereckte Fäuste und Gesang als die Führung - 34%, 35%, 37%, 38%! - auf der Punktetafel stieg. Und ich zitterte bei Obamas Siegesrede, Echos von 1961 und 2004 und 1963 hallten oder klangen oder knisterten in meinem Ohr, unter der Gänsehaut Geschichte im Entstehen zu erleben.

Natürlich ist die Wahl zum Präsidenten der Vereinigten Staaten für den Pfad der Welt einflussreicher als irgendeine andere demokratische Wahl. Doch das genügt nicht als Erklärung. Vielmehr geht ihre Natur tief an das menschliche Wesen. Es geht bei ihr um Erzählungen. Es wird der Kandidat gewählt, der die sinnvollste Geschichte erzählt. Nicht zwangsweise die Geschichte, die den logisch den größten Sinn ergibt, sondern die Geschichte, deren gefühlter Sinn an lautesten in den Herzen der Menschen widerklingt. Gute Kandidaten erzählen eine Geschichte. Die Besten verkörpern sie. Barack Obama steht für das Versprechen von Amerika in seiner pursten Essenz, wie es in einem von Terror und Panikmache zynisch gemachten Zeitalter eigentlich undenkbar, unmöglich, unglaubwürdig sein sollte. Doch der dürre schwarze Junge mit dem komischen Namen klebt der Vorstellungskraft Flügel an, weil sich seine Botschaft in seinem Charakter spiegelt. Obama ist ein Phänomen da sein narrativer Faden aus Wahrheit gesponnen ist und untrennbar in das Gewebe des Landes eingewoben.

Wie angekündigt, mein Traumticket für das Weiße Haus:

Obama/Biden 08!

Obama als Präsident und Joe Biden als sein Vize. Es ist ein unschlagbares Duo.

Barack Obama ist das Beste, das der amerikanischen Politik in der gegenwärtigen Lage passieren konnte, und die größte Inspiration für das Land der unbegrenzten Möglichkeiten seit John F. Kennedy. Wenn Obama spricht, dann erwacht Amerika aus den Alpträumen der letzten sieben Jahre und wagt erneut den Traum zu träumen. Den Traum von der Stadt auf einem Hügel. Den amerikanischen Traum und den Traum von Martin Luther King. Er ist der reine Teil der amerikanischen Seele, ohne die Kruste aus Korruption und Enttäuschungen und Misstrauen, der Kern aus Anstand und unerschütterlichem Vertrauen in eine schönere Zukunft und daran dieses goldene Morgen mit dem Schweiß von Heute aufzubauen, zu dem Menschen von nah und fern ohne Neid aufzuschauen vermögen. Es ist wahr, dass ein größerer Teil der Erde mit Hoffnung gen Amerika blickt als mit Hass. Die Welt, Europa ganz bestimmt und Deutschland vorne weg, will Amerika lieben. Allein, wir brauchen einen Grund. Barack Obama verkörpert diesen Grund und frischt eine Erinnerung auf, die nach acht Jahren Bush wie eingebildet scheint. Ein Kandidat wie Obama wäre zu einem anderem Zeitpunkt ein außergewöhnliches Ereignis gewesen, in unserer Situation ist er eine herbeigesehnte Erscheinung. Er ist genau die Medizin, die Amerika verschrieben werden muss. Innenpolitisch bringt er Heilung wo seine Konkurrenten weitere Spaltung bringen. Außenpolitisch ist Obama das Gesicht, das die Welt sehen sollte, um GWB zu vergessen. Die Amerikaner lieben ihre Symbole; die Flagge, die Hymne, den Adler. Es ist kein größeres Symbol vorstellbar als Barack Obama. Für Triumph und für Optimismus und für eine ausgestreckte Hand.

Joe Biden ist die große starke Stimme des harten Realisten und der gerechte Zorn hinter Obamas frommen Wünschen. Strategisch ergänzt Biden Obama auf wundervolle Weise. Er bellt und beißt und macht sich schmutzig, was Obama schwer zu Gesicht steht, und selbst wenn Biden einen Gegner mit einem gekonnten Hieb runterputzt ("Giuliani? Rudy Giuliani? Sie machen Witze? Was qualifiziert ihn für das Amt des Präsidenten? Alle Sätze von Rudy Giuliani bestehen nur aus drei Worten: Einem Nomen, einem Verb und 9/11."), macht er dies mit einem blendend weißem Gewinnerlächeln, das die verdrossene Miene des Angegriffenen überstrahlt. Während Obama die Hoffnungen weckt, verleiht Biden ihnen Dringlichkeit, so wie er mit Leidenschaft und Herzblut und glaubhaftem Schmerz für die Schicksale von Darfur und Irak appelliert. Als Vizepräsident übernähme Biden vor der Wahl die Rolle des Offensiven, der sich mit den Gegnern anlegt, um Obamas Weste so weiß zu halten wie den Anstrich des Hauses, in das sie einziehen, und nach der Wahl wäre Biden der gewissenhafte Zweifler, damit Sehnsüchte nicht ins Unerfüllbare ausufern bevor das Erfüllbare geleistet ist. Er füllt außerdem die wichtigsten und als größte Schwächen wahrgenommenen Lücken in Obamas Bewerbung - Erfahrung und außenpolitische Kompetenz - und nimmt damit der gefährlichsten Sachkritik, die von republikanischer Seite droht, von vorneherein den Wind aus den Segeln. Ja, ganz ehrlich gesagt, Ich habe mich ein wenig in Joe Biden verliebt, in seine imposante Gestalt, das staatsmännisch weiße Haar und blitzende Lachen. Leider stört da Bidens Hang über seine eigene Klappe zu stolpern, auch schon zum Thema Obama, aber als Vize ist der gelegentliche Flaps weniger ein Problem als für den ersten Repräsentanten Amerikas gegenüber der Welt, und weil Biden das Herz viel öfter am rechten Fleck als die richtigen Worte auf der Zunge hat und einen guten Humor besitzt, dürfte er sich mit Obama auf dieser Basis gut verstehen.

Wie man sieht habe ich das Duo aus den zwei Kandidaten gebildet, die mir am sympathischsten sind. Aber darüber hinaus geben sie zusammen ein komplettes Paket ab, das auch in strategischer Hinsicht funktioniert. Wie wahrscheinlich es ist, Wirklichkeit zu werden? Wer weiß. Es ist immerhin ein Traumticket. Aktuell wird Obama auf einer Welle der Begeisterung getragen, die hoffentlich Dienstag New Hampshire überschwemmt und dann ist selbst der Himmel keine Grenze mehr. Biden ist nach Iowa aus der Wahl zum Präsidentschaftskandidaten ausgestiegen, aber nach wie vor im Wettbewerb um den Vize-Posten und wird als heißester Anwärter auf das Amt des Außenministers gehandelt. Von den anderen in Frage kommenden Leuten würden Bill Richardson und Chris Dodd als Ergänzung zu Obama eine ähnliche Rolle erfüllen wie Biden: Erfahrung, Erfahrung, Erfahrung. Von den beiden hat sich Dodd gleichzeitig mit Biden zurückgezogen und Richardson klammert sich an 2% aus Iowa gerade so noch fest. Der zweitbeste Präsidentschaftskandidat der Demokraten John Edwards hält sich hartnäckig im Hauptfeld und scheint wild entschlossen Hillary Clinton aus dem Rennen zu stoßen und selbst wenn er dazu selbst in einem glühendem Feuerball untergehen muss. Und wenn er das durchzieht und dadurch nur noch Obama stehen bleibt, hat sich seine Kandidatur vollkommen gelohnt. John Edwards ist ein absolut feiner Kandidat, der die richtigen Themen hat und die richtigen Dinge sagt, aber ich kann nicht vergessen wie er 2004 als zweiter Mann hinter Kerry in der Debatte von Dick Cheney zerrissen wurde. Außerdem ergänzt Edwards sich nicht mit Obama und ich denke auch Edwards selbst will nicht noch einmal als zweite Geige antreten. Aber er sollte eine wichtige Stimme bleiben und wenn seine Herzensangelegenheiten gehört werden ist es nur gut. Abgesehen davon... Solange Barack Obama als Vizekandidat nicht Hillary aufstellt, kann er nicht verlieren.

Vielleicht sollte er auch einfach einen Vize mit einem wirklich beschissenem Nachnamen wählen, egal ob der qualifiziert ist oder nicht, Hauptsache es lenkt die Leute ab, über Baracks Beinamen oder Nachnamen Witze zu machen.

In diesem Sinne...

OBAMA / BROWNBACK FOR 2008!

Freitag, 4. Januar 2008

Barack 'n' Roll

Woooooo! Obama-rama, baby, Obama-rama!

Der erste von meinen Wünschen für 2008 hat einen wichtigen Schritt Richtung Erfüllung gemacht. 37% zu 30%, oh yeah. Hey, Hillary! Barack says: Know your damn role.

Wird wohl Zeit, dass ich mein demokratisches Traum Präsident/Vize-Präsident Ticket poste. Mehr dazu später.

Dass Huckabee Iowa auf republikanischer Seite abgeräumt hat könnte besorgniserregend sein. Nach acht Jahren Bush ist der nächste Kandidat der Evangelisten das letzte, das dem Land gut tun würde. Zumal die religiösen Positionen, die unter Fadenzieher Rove Mittel zum Zweck der Stimmgewinnung waren, für Huckabee mehr als nur Lippenbekenntnisse sind und viel ernstere Konsequenzen nach sich zögen. Andererseits wäre die Alternative zum "Steckt AIDS-Kranke in Isolationslager" Huckster nur Mitt "Verdoppelt die Größe von Guantanamo" Romney gewesen.

Egal. Feierzeit für Amerika! Come and rock me, Obama. Obama, Obama, Obama! Obama, Obama, Obama. Ooooh, Obama. Barack me, Obama!

Dienstag, 1. Januar 2008

Wishing for today

Neujahrsvorsätze sind für mich nutzlos, da ich perfekt bin. Stattdessen mache ich Vorsätze für andere Leute. Hier sind fünf Wünsche für 2008. Wenn nur einer davon in Erfüllung geht, erkläre ich es zu einem guten Jahr. Warum fünf? Einen Wunsch für jede Jahreszeit. Plus Karneval. Ihr erkennt den Wunsch, der Karneval abdeckt, an seiner Geschmacklosigkeit, seinem Unwitz und seiner Penetranz, und daran, dass er nach erbrochenem Bier müffelt.

Auf keinen Fall Hillary nominieren, Demokraten von Amerika! Frau Clinton als Präsidentschaftskandidaten aufzustellen ist die einzig denkbare Möglichkeit, wie die Demokraten die Wahl 2008 noch verlieren könnten, und deswegen ist die Option äußerst verführerisch für eine Partei, die für die vergangenen acht Jahre ihre Politik auf das Prinzip ausgerichtet hat, eine unerwartete Niederlage aus den Fängen des sicher geglaubten Sieges zu entreißen. Bitte, Demokraten, ihr müsst widerstehen! Entscheidet euch für die zeichensetzende, hoffnungsweckende Wahl, Barack Obama, oder die sichere Weiß / Männlich / Glänzendes Haar Route mit John Edwards. Eigentlich könnt ihr jeden von eurer A- oder B-Liste aufstellen ohne den republikanischen Kandidaten zu fürchten. Wer immer es wird. Deren Feld besteht nämlich aus einem transsexuellen, ehebrechenden Terrorismusfetischisten, einem Mormonen John Kerry, einem senilen Zirkusäffchen der Bush-Regierung, einem furchterregenden Evangelisten gespielt von Kevin Spacey als Keyser Söze aus Die Üblichen Verdächtigen, und einem durchgedrehten Irren der Schulen, Polizei, Feuerwehr und Geld abschaffen will. Für die zu stimmen fällt sogar eingefleischten Rotstaatlern schwer. Die sind schlagbar. Außer von Hillary. Denn dann brauchen die republikanischen Wähler keinen Grund ihren Kandidaten zu unterstützen. Sie werden einfach gegen Hillary stimmen. Das wird so ähnlich laufen wie bei der letzten Wahl, als aus der Abstimmung für Kerry eine Abstimmung gegen Bush wurde, nur dass die Strategie diesmal aufgehen wird, weil die Republikaner im Bescheißen einfach besser sind. Ich sage das nicht einmal, weil ich etwas gegen Frauen in der Politik hätte. Habe ich nicht. Leider fällt mir nicht ein, wie ich das beweisen könnte. Ich würde ja anführen, dass ich Angela Merkel nicht unkatastrophal finde, aber die zählt nicht als Frau. Selbst wenn Hillary gewinnt, erhält damit nur ein bankrottes System der politischen Auseinandersetzung für mindestens eine weitere Legislaturperiode lebenserhaltende Maßnahmen. Aus diesem Grund, Demokraten, zieht die Sache mit dem ersten schwarzen Präsidenten durch und verschiebt die erste Präsidentin auf später.

Geh den eingeschlagenen Weg weiter, Benedict! Mach nach Abschaffen des Limbus, Verwässerung des Fegefeuers und dem Abrücken von der Hölle als Ort mit Feuer und Lava und kleinen pieksenden Teufelchen den nächsten logischen Schritt und schaff den Himmel ab. So wie die Vorstellung üblicherweise gebraucht wird hat sie sowieso kein religiöses Fundament in der Heiligen Schrift und kein wissenschaftliches Fundament in jedem der schon mal in einem Flugzeug über den Wolken geflogen ist. Deswegen rufe ich die Katholische Kirche dazu auf, den Zeilen des Propheten John Lennon zu folgen: Imagine there’s no heaven. Die Hölle unter uns halten viele Priester ja ohnehin bereits für überholt. Und den „And no religion, too“ Teil lassen wir dann für 2009.

72, 80, 96, 2008! Ja so stimmen wir alle ein! Deutschland gewinnt die Fußball-Europameisterschaft. In Österreich zu spielen sollte für unsere junge Mannschaft nicht viel anders sein, als in Deutschland zu spielen. Vor genau siebzig Jahre wäre das noch ein Heimspiel gewesen. Also können wir uns auf Publikumsunterstützung und sommermärchenhafte Leistungen freuen. Um es perfekt zu machen putzen wir im Finale die Italiener vom Platz. Alternativ fliegt Italien in der Vorrunde raus, erlebt großen Katzenjammer und feuert seinen Trainer. Im ersten Spiel der WM Qualifikation gewinnt Italien 5:1 gegen England in Wembley unter der Führung des neuen italienischen Coachs Jürgen Klinsmann. Von mir aus wäre ein 2008 in dem auch bloß eins dieser zwei Szenarios eintritt – Deutschland Europameister oder Klinsmann neuer Trainer in Italien – ein akzeptables Jahr.

Insp-Irrational ! Nur einmal, ein einziges Mal, im ganzen Jahr muss ein Politiker eine Vision entwickeln, die über das buchhalterische Abrechnen von Wählerstimmen und Volkes Meinung hinausgeht. Das ist reichlich unvernünftig für einen Beruf, der daraus besteht, es möglichst jedem recht zu machen, aber wer hat je gesagt dass Inspiration nicht eng mit Transpiration verwandt ist und wenn es sich bei dem Schweiß auch um Angstschweiß handelt weil man eine Überzeugung ausdrückt, welche die Wiederwahl in Frage stellt. Drückt es aus!

Ich will jemanden, der sagt: Die ESA ist eine gute Investition für unsere Millionen und ich bedauere es nur, dass es keine Milliarden sind. Sie ist wichtig, sie ist erfolgreich, und sie könnte sehr wohl entscheidender für das Leben unser Kinder und Kindeskinder sein als irgendwelche Krippenplätze. Nicht nur für ein gutes Leben, für ihr Leben überhaupt. Die ESA muss es uns wert sein. Und ihre einzige Unzulänglichkeit besteht darin, noch nicht ehrgeizig genug zu sein.

Ich will jemanden, der sagt: Wir bleiben in Afghanistan, basta! Wir haben mit unseren Verbündeten zusammen entschieden, dass die Aufgabe dort von großer Bedeutung ist, und es wird Zeit, dass wir mit unseren Verbündeten gemeinsam gleichwertige Arbeit leisten. Mit den Erfahrungen von zwei kollektiven Weltkriegen im Gedächtnis ist es gesund, dass die Deutschen gelernt haben, Kriege zu hassen, trotzdem kann ein Land, bei dem es kaum zwei Generationen her ist, dass ausländische Soldaten in es einmarschieren mussten, um Millionen seiner Bürger aus Konzentrationslagern zu befreien, nicht an Pazifismus ohne Ausnahmen glauben.

Ich will jemanden der den Kampf gegen den Klimawandel so ernst nimmt, dass er weh tun soll wo es nötig ist. So klare Worte wie Sigmar Gabriel für Industriekonzerne und George Bush findet, so klare Worte soll er an die deutschen Bürger richten. Sagt uns, was wir tun können. Sagt uns, was wir tun sollen. Fahrt weniger mit dem Auto? Klar. Seid bereit mehr für Fleisch und Milch, Strom und andere Produkte zu bezahlen, damit wir die Industrie auf klimaverträglicher Standards umstellen können? Das Geld ist es mir wert. Hört auf, auf Kühen zur Arbeit zu reiten? Oooooh, na gut, wenn es sein muss. Fangt an, mehr von uns zu erwarten, denn wenn wir nicht langsam mehr von uns selbst erwarten, ist alles, das uns erwartet eine Hauptstadt mit Meeresblick, einen zwölfmonatigen Rekordsommer, und Gammelfleisch wird auch kein Problem mehr sein, weil die Gegenden, in denen der Großteil der Schlachttiere grasten zu Wüsten verdorrt sind. Der Unwillen der Politiker ihre potentiellen Wähler zu verschrecken ist selbstverständlich, aber hin und wieder gibt es gute Gründe sich zu erschrecken, und das einzige, das schlimmer ist als Angst ist Angst ohne eine Lösung zu wissen. Erzählt uns nicht, es besteht eine Bedrohung und es ist alles unter Kontrolle. Wo Rauch ist, da ist Feuer, und wo Feuer ist, da brüllt ihr besser nach einem Eimer Wasser von jeder netten Seele, die einen herbeischleppen kann. Wenn ihr die Gefahr groß einschätzt, verlangt große Opfer.

Mir ist egal, was der Politiker genau sagt, auch wenn es dumm ist, solange es seine Karriere aufs Spiel setzt für eine Idee, die ihm wichtiger ist, und jemanden als Menschen ausweist, für den die nächste Wahl nicht der erste Gedanke ist, der ihm in den Sinn kommt, wenn er das Wort Zukunft hört.

Zu viel verlangt? Ja, schon. Aber so ist das halt mit frommen Wünschen und guten Vorsätzen. Mit Rauchen hat zu Neujahr ja auch noch niemand endgültig aufgehört.

Du etwa?

Na, dann versuch es doch dieses Jahr einfach noch mal.