Dienstag, 2. Januar 2007

Atheistische Krebse

Neues Jahr. Neues Blog. Andere Zahl, selber Scheiß.

Normalerweise würde ich an dieser Stelle den famosen und finalen Calvin & Hobbes Strip aus Bill Watersons Feder posten, aber leider ist die Welt, wenn ich aus dem Fenster blicke, grau statt weiß und sieht so überhaupt nicht nach einem frischem Blatt Papier aus, weswegen der Strip nicht passt. Wir müssen die neue Seite in unseren Köpfen aufschlagen.

Der vorausgehende Paragraph war unverständlich für Leser, die nicht mit dem Gegenstand desselbigen vertraut sind. Ich gelobe Besserung für die folgenden Paragraphen.

Neujahr war so faul wie Silvester verfressen wie das letzte Jahr deprimierend. Ich habe den Tag damit verbracht viele interessante und viele uninteressante Dinge zu lesen. Zu den interessanteren Dingen gehörte ein Wired Artikel über New Atheism und Richard Dawkins, ein genialer Kopf, der, sobald er auf das Thema Religion zu sprechen kommt, blitzschnell über den Rand der Vernunft hinaus schießt und auf der anderen Seite als lallender sabbernder pöpelnder Idiot hochkommt, wodurch er nebenbei den Beweis liefert, dass Intelligenz keine Linie sondern ein Kreis ist, bei dem man, wenn man die Skala weit genug Richtung Brillianz dreht irgendwann wieder bei Irrsinn landet.

http://www.wired.com/news/wiredmag/0,71985-0.html

Ich bin Atheist. Ich glaube nicht an Gott, weil es keinen Grund dazu gibt. Alles, das ich von Gottes Wirkung in der Welt gesehen habe, lässt sich durch die menschliche Natur erklären und wenn es natürliche Ursachen gibt müssen wir nicht zwanghaft nach übernatürlichen suchen. Ich glaube auch nicht an Dakwins Art fanatischer Anti-Religiösität und es wäre schön, wäre dessen Existenz ebenso leicht zu leugnen wie die Gottes. Aber ich stimme mit dem Samen von Dawkins Argument überein, wenngleich nicht mit dem hässlichem dornigem misswucherndem übelgeformten Spross den er daraus züchtet. Ich sollte in der Lage sein, dummen und unvernünftigen Glaubensgebilden ins Gesicht zu sagen, dass sie dumm sind und nicht in Vernunft begründet. Firlefanz sollte nicht heilig sein.

Das Problem ist, jedes mal wenn ich kurz davor bin, Geistergeschichten und Tarot und Astrologie als idiotischen Humbug zu bezeichnen, stolpere ich über einen Stein wie diesen hier und falle direkt auf meine großmäulige Fresse. Ich bin ein dermaßen typischer Krebs, es ist absurd! Ich lese die Beschreibung und ich schüttel mich in geisteskrankem Gelächter darüber, dass eine Person, der ich nie begegnet bin, mich so gut kennt wie ansonsten höchstens zwei andere Menschen auf der Welt, nicht etwa ausgedrückt in vagen Foror-Floskeln über allgemeine Charakterzüge, die jeder Mensch mehr oder weniger ausgeprägt in sich findet, sondern in Bezug auf die Eigenschaften, welche die Essenz meines Wesens definieren, bis in kleinste wahnwitzige Details, bei denen ich, fassungslos und ertappt, die Hände über den Kopf zusammenschlage. Mich trifft es besonders hart, da ich mich gerne verschließe und gewisse Rätsel für mich behalte und einen leichten Stolz verspüre wann immer ich die Beschwerde "Ich wünschte, ich würde dich besser verstehen" höre; und der Satz kommt häufig vor. Das nächste Mal, wenn mir jemand sagt, er versteht mich nicht, und es klingt wie ein Vorwurf, verweise ich ihn oder sie einfach auf den EnglishWiz Artikel, der alles enthält, das man wissen muss, um zu begreifen wie ich ticke und warum.

Die Aussicht, dermaßen leicht durchschaubar zu sein, würde mir fast Angst machen, könnte ich mich nicht in der Gewissheit sicher fühlen, dass kein Schwein das ganze Krebs Profil lesen wird, weil es schlicht und einfach scheißlang ist.

Fazit: Sternzeichen sind doof, weil sie meine Geheimnisse klauen, und solange wir unvernünftigen Aberglauben wie Astrologie nicht abschaffen beruht das Fortbestehen meiner schützenden Schale einzig und allein auf der Lesefaulheit der Menschen.

Der Krebs ist nicht zufrieden.