Samstag, 27. September 2008

Worte gewinnen Debatten

Die Frage muss erlaubt sein: Ist eine falsche Vorstellung Schuld daran, dass um Stammzellenforschung überhaupt noch eine Diskussion herrscht? Natürlich ist sie umstritten wenn Leute das Wort Embryo hören und dabei an ein ungeborenes Baby denken, komplett mit Kopf, Armen, Beinen, und zehn zuckersüßen kleinen Zehen und allem was dran sein muss.

Ein menschlicher Embryo besteht, im relevanten Stadium, aus 70 bis 150 Zellen. Zum Vergleich, der kleine Rattenroboter wird von 3000 Gehirnzellen gesteuert, hochspezialistiere Neuronen. In der Petrischale ist kein Gehirn und kein einziges Neuron, nichts, weder Denken noch Fühlen oder die rudimentärsten Voraussetzungen dafür. Tiere für medizinische Forschung zu töten ist ein größeres moralisches Dilemma unserer Zeit als Stammzellenforschung. Tiere für ein leckeres Essen zu töten ist ein größeres moralisches Dilemma. Eine Fliege totzuschlagen weil sie den Fehler beging, auf deiner Nase oder deinem Bagel zu landen ist ein größeres moralisches Dilemma.

Und in einer Welt, in der wir in der Lage sind, einen menschlichen Embryo aus der Hautzelle eines Erwachsenen zu klonen und das harte Abschrubben unter der Dusche potentiell zum Massenmord an ungeborenem Leben wird, treibt das Argument für den Schutz des Embryos aufgrund seiner Entwicklungsmöglichkeit tot im Fruchtwasser.

Freitag, 26. September 2008

Natur ist Kunst

Ist die Realität nicht surreal? Die Saugnäpfe an den Armen eines Tintenfischs, eingefangen mit einem Elektronenmikroskop und künstlich coloriert.


Ihr kennt den Spruch von der Larve die träumt, sie wäre ein Schmetterling? So wie oben, so muss der Alptraum einer Fliege von der Venusfliegenfalle aussehen.

Man möchte die Hand ausstrecken und das weiche Grün streicheln aber da ist die Angst, dass die todfarbenen Zähne zubeißen und das Blut deines Fingers in den tiefen purpurroten Schlund tropft. Es ist entweder ein plüschiger Horror, oder das Portrait einer Piranha-Pflanze gemalt von einem mit magischen Pilzen zugedröhnten Super Mario oder Luigi, oder ein Stillleben von Lovecraft aus der Gummizelle, oder...

wer sich schonmal selbst mit dem Handy fotografiert hat wird das kennen. Es ist meist mindestens ein Bild dabei, wo der eigene Daume auf der Linse war. Ich glaube das ist es, was wir in dem Bild vor uns haben. Ein gescheiterter Versuch der Selbstfotografie ... von Cthulhu.

Die achte Todsünde

Stephen Fry hat Recht: Selbstmitleid ist die schlimmste Emotion.

Alle anderen Gefühle haben eine positive Seite. Selbst die tödlichen Sünden. Zorn kann gerecht sein und dich zu Taten motivieren, zu denen dir ansonsten der Mut fehlte. Ohne Lust wäre unsere Spezies längst ausgestorben. Und was feuert den Motor des Fortschritts an wenn nicht ein Tank voll Gier mit einem Spritzer Neid?

Aber nicht Selbstmitleid. Selbstmitleid hat nichts Gutes; es ist durch und durch destruktik. Es zerstört einen selbst und alles um sich herum, Freunde, Hobbies, Beziehungen, alles das dir im Leben wichtig und teuer ist, an dem du dich festklammern könntest und von dem Hilfe käme.

Die alte Drohung des rachsüchtigen Killers an sein Opfer: "Ich werde dich töten, langsam und qualvoll. Aber vorher töte ich jeden um dich herum, den du kennst und liebst. Und erst dann, ganz zum Schluss, wenn dir nichts mehr im Leben bleibt, dann komme ich und hole dich." Dieser Killer aus Filmen und Geschichten ist Selbstmitleid.

Das einzige Perpeto Mobile der Seele: Je mehr man in Selbstmitleid ersäuft, jämmerlich ersäuft, desto mehr neue Gründe werden sich ergeben, wegenen denen man Mitleid mit sich selbst empfinden kann.

Dienstag, 23. September 2008

Die Brücke

Jemand bei Pro Sieben kam auf die dumme Idee Wickis "Die Brücke" neu zu verfilmen. Und auf die noch viel bescheuertere Idee, den Trailer mit Requiem for a Tower zu unterlegen. Ihr wisst schon, das Lied, das für Herr Der Ringe: Die Zwei Türme aufgenommen wurde. Ein Film, in dessem Finale eine kleine Schar Soldaten ihren Standort gegen einen hoffnungslos überlegenen Feind verteidigen und einen ruhmreichen Tod suchen. In dem Parolen wie "Wehrt sie ab, bleibt standhaft!" und "Für Tod und Glorie!" auftauchen. Die Komposition ist episch, dramatisch, gewaltig, heldenhaft. Sie ist das genaue Gegenteil von Wickis Brücke, dem bittersten, schonungslosesten, entmystifizierenden Anti-Kriegsfilm des deutschen Kinos.

Im Herrn der Ringe spricht König Theoden folgende Worte, während die Musik im Hintergrund in Pathos schwelgt:

"Wenn dies unser Ende ist, dann will ich sie ein Ende vollbringen lassen, an das sich jeder erinnern wird."

Die Brücke endet mit der Nachricht:

„Dies geschah am 27. April 1945. Es war so unbedeutend, daß es in keinem Heeresbericht erwähnt wurde."

Es ist nicht nötig das Töten zu glorifizieren, um sich als Anti-Kriegsfilm zu disqualifizieren. Es reicht schon, das Sterben zu verherrlichen.

David Blaine gehen die Ideen aus

Sein neuester Stunt: Er hängt kopfüber von der Decke wie eine Fledermaus. Was ist daran so besonders? So schläft Dick Cheney jede Nacht.

Sonne, wozu denn?

Einer der kleinen Genüsse: In einer alten windigen Lederjacke durch den ersten Nieselregen des Herbstes spazieren.

Samstag, 20. September 2008

Don't call it Sapiens

Wenn eine Zivilisation an den Punkt gelangt, Schnitzel im Toaster zu machen, ist es vermutlich für alle das Beste, den Stecker zu ziehen und von vorne anzufangen.

Dienstag, 16. September 2008

Barack W. Obama

Die folgenschwerste deutsche Fehleinschätzung Barack Obamas: Dass unter Präsident Obama die Kriegstreiberei der Bush-Ära beendet sein wird.

Der republikanische Gegenkandidat, John McCain, ist ein Mann des Militärs und ein Mann Israels und Georgiens. Doch auch Obama ist kein Pazifist. Seine kriegerischen Aktionen werden allerdings überlegt sein, wo McCain impulsiv entscheidet, klüger und kompetenter geführt. Es ist nur die Frage, ob deutschen Obama-Fans nicht selbst zu einem gut geführten Krieg das Herz und der Wille fehlt.

Christopher Hitchens schreibt über eine drohende Auseinandersetzung mit Pakistan:

Barack Obama has, if anything, been the more militant of the two presidential candidates in stressing the danger here and the need to act without too much sentiment about our so-called Islamabad ally. He began using this rhetoric when it was much simpler to counterpose the "good" war in Afghanistan with the "bad" one in Iraq. Never mind that now; he is committed in advance to a serious projection of American power into the heartland of our deadliest enemy. And that, I think, is another reason why so many people are reluctant to employ truthful descriptions for the emerging Afghan-Pakistan confrontation: American liberals can't quite face the fact that if their man does win in November, and if he has meant a single serious word he's ever said, it means more war, and more bitter and protracted war at that—not less.

Die US Armee in Afghanistan hat begonnen Sonderkommandos über die pakistanische Grenze zu schicken, um Al Quaida Truppen, die in den dortigen Berglanden Lager aufgeschlagen haben, zu verfolgen. Auch ohne Genehmigung Pakistans. Pakistan genehmigte im Gegenzug das Feuern auf US-Soldaten. Letzten Montag wurde ein US-Angriff auf ein Dorf für zivile Opfer auf pakistanischem Territorium verantwortlich gemacht. Die amerikanische Regierung stritt die Anschuldigungen ab. Heute, auf den Tag genau eine Woche später, eröffneten pakistanische Truppen angeblich das Feuer auf einen US-Helikopter. Beide beteiligten Regierungen leugnen den Zwischenfall.

Die Autorisation für die Einsätze in Pakistan wurde von George W. Bush erteilt. Von dem ist man überhastete Eskalation gewohnt. Allerdings hat er sich diesmal Zeit gelassen. Die Forderung nach Einsätze gegen Al Qaeda Ziele in Pakistan wurde vor mehr als einem Jahr erstmals öffentlich gestellt: von Barack Obama. McCain kritisierte Obama dafür als naiv.

Die Wahl zwischen Obama und McCain könnte nicht auf die Wahl zwischen Krieg und Frieden hinauslaufen. Möglicherweise entscheidet die Wahl am Ende nur den Schauplatz des Krieges.

McCain hat noch den Kalten Krieg im Kopf und, das hat der Georgien Konflikt gezeigt, wäre nicht abgeneigt ihn aufzuwärmen. Und er wird ein Auge und ein paar Raketen auf den Iran richten. Die Mittel und Prioriäten sind von Bush wohlbekannt.

Unter Barack Obama verlöre Iran den Rang als unangefochtene Hauptbedrohung und würde zusammen mit Nord Korea in die zweite Reihe wandern. Diplomatie wäre die bevorzugte Waffen, das Problem in den Griff zu kriegen. Dafür rückt Pakistan in den Mittelpunkt, als Konsequenz daraus, den Krieg vom Irak nach Afghanistan zu verlagern, wo Obama das Herzstück von Osama Bin Ladens Al Qaeda identifiziert zu haben glaubt. Dies ist der Ort, an dem der Kampf gegen die Terroristen gefochten werden muss.

Der Konflikt im Nahen Osten wird weiter brennen. Egal wen die amerikanischen Wähler ins Weiße Haus heben. Das ist in der Region bekannt. Nicht ohne Grund liebäugelt Israel mit dem Gedanken, innerhalb der nächsten Monate präventive Raketenangriffe auf iranische Ziele durchzuführen. Schnell, bevor ein neuer Präsident im Amt ist. Solange Bush im Oval Office sitzt ist Rückendeckung garantiert. Bevor Obama den Fokus auf Pakistan umschwenkt und damit als starker Partner gegen Iran für Israel fehlt.

Ein Abzug von Truppen aus dem Irak oder ein Truppenaufmarsch in Afghanistan. Wo ist der Unterschied?

Die Deutschen erhoffen sich die Wahl Obamas zum Präsidenten auf eigene Gefahr. Ja, er sprach sich als Senator gegen den Irak Krieg aus. Aber wie Obama schon damals sagte: Er ist nicht prinzipiell gegen Krieg. Er ist nur gegen dumme Kriege.

Wenn ein Präsident Obama von Deutschland Hilfe für einen Krieg erbittet, könnte es ein wohlüberlegter Krieg sein. Dummerweise wird es das der Bundesregierung um einiges schwerer machen, Hilfegesuche an die Bundeswehr abzulehnen, als unter Präsident George W. Bush.

Montag, 15. September 2008

Gott in Frankreich

Als ein Götzen verehrender Heide muss ich mich kurz zu Wort melden.

Es spricht einiges dafür, sich nicht allein von der Gier nach Geld, Macht und Wissen leiten zu lassen. Anderseits hat es auch durchaus Vorteile nicht arm, hilfslos und dumm zu sein.

Wer das gesunde Bedürfnis verspürt, aus dem trivialen Alltag auzubrechen, und sich auf Sinnsuche zu begeben, aber zu faul oder zu feige ist, sich den Anstrengungen und unschmeichelhaften Einblicken der Selbsterkenntnis auszusetzen, für den ist ein vorgefertigtes spirituelles Glaubensgebäude ideal. Und auf dem Markt besitzen Religionen Monopolstellung. Die Nachfrage könnte problemlos von säkularen Stellen bedient werden, wenn es sie gäbe und sie dort, wo es sie gibt, nicht noch schlechter, auf keinen Fall aber viel besser, als geistliche Angebote, ausfielen. Nicht weiter schlimm. Religiöse Institutionen sind als Einstieg nicht total mies, solange sie nicht zum Endpunkt werden, sondern man den Absprung rechtzeitig wagt. Es geht schließlich darum, sich selbst zu Entdecken, nicht die Meinung einer 81-jährigen verknitterten Jungfrau.

Wenn man will, kann man aus der Kirche viel mitnehmen, für sich und die Menschheit, das es wert ist, aus dem Schraubstock des Dogmas gerettet zu werden. Es steckt viel Schönes im Glauben - Kunst, Architektur, Poesie, Musik - das die menschliche Seele zutiefst berührt und zu ihr spricht. Und für sie spricht! Für die Kraft und Weisheit und Empfindsamkeit unseres gemeinsamen Wesens. Und wir benötigen diesen Teil, der für das Beste in uns Partei ergreift, als Gegenstimme zu den Gräueln und Verbrechen der Spezies, die das Schlechte in uns bezeugen. Dieses Schöne muss in unseren Herzen überdauern, oder es ergibt keinen Sinn, irgendetwas anderes, das wir erbauen, zu bewahren.

Gut möglich, dass die trauernde Mutter ein Recht auf Trost besitzt so wie das todkranke Kind ein Recht auf Hoffnung, ganz gleich ob wahr oder falsch, und dass diesesAnrecht das Recht eines anderen Menschen, es ihnen zu nehmen bei weitem übersteigt.

Menschen sollen trauern. Menschen sollen beten. Behaltet all die guten Dinge bei. Aber kettet sie nicht mit Handschellen an nutzlose Dogmen. Sagt einer von Leid zerrissenen Familie, die ihren Vater, Ehemann, Sohn, Bruder und Freund auf rituelle Art bestatten möchte, um bedeutungsvoll Abschied zu nehmen und mit der Heilung zu beginnen, sagt ihr nicht, dass sie gleichzeitig auch die Lehre von der unbefleckten Empfängnis zu akzeptieren habe und dass Kondome Sünde seien. Das ist schäbig, scheußlich, unmenschlich und ein Frevel.

Tatsächlich ist das die Richtung, in der sich Katholiken bewegen. Und der Grund, warum der Papst sich aufregt. Seine Feinde sind nicht gottlose Heiden, die er von den fremden Götzen sowieso nicht mehr losreißen wird. Seine Feinde sind die Gläubigen, die sich aus 2000 Jahren Kirchentradition ganz undogmatisch nur die für sie nützlichen Punkte herauspicken. Das, was sie zum Leben brauchen, ohne den ganzen Ballast drumherum. Es ist ein Kampf, den alle Religionen in einer aufgeklärten Gesellschaft durchleben, und es ist für die Kirche ein aussichtsloser Kampf: Die Demokratisierung des Glaubens gegen den Alleinherrschaftsanspruch der Autorität. Pluralismus gegen Papst.

In dieser Hinsicht sind weichgespülte Kirchgänger der goldenen Mitte näher als radikale Atheisten, auch wenn beide letzten Endes nach der gleichen Balance streben. Der Feelgood Gläubige legt nutzlose, überholte Lehren nach und nach ab, und konzentriert sich auf das für ihn Wesentliche, wenngleich er immer noch anfällig dafür ist, die Wichtigkeiten zu verwechseln, zum Beispiel Moralpredigten anstelle von Meditation. Der reaktionäre Atheist andererseits hat das Jesus-Baby mit dem Badeweihwasser ausgeschüttet, indem er schädliche Dogmen nicht von hilfreichen Ritualen, Feierlichkeiten und Wundersamen unterschied. Der Weg zurück in ein von Schönheit und Andacht und Hoffnung erfülltes Leben mag für ihn schwieriger sein als für den religiösen Menschen, der nach und nach den Glauben an Gott verliert und einen Glauben an sich selbst, seine Mitmenschen und die Welt findet.

Die bessere Predigt, hätte Ratzinger gewollt, dass die Menschen sich fühlen wie Gott in Frankreich oder wie im Himmel auf Erden, müsste viel kürzer so lauten:

Du entscheidest frei, was dir im Leben wertvoll ist. Und mir gestehst du das Recht zu, das gleiche ganz allein für mich zu entscheiden.

Amen.

Sonntag, 14. September 2008

Homos sind normal - Katholizismus ist wider die Natur

Wie der Zufall so spielt lief im Fernsehen die Wiederholung der letzten Maischberger, in der Kardinal Joachim Meisner erklärte, Gott habe den Menschen als Mann und Frau und nicht als Schwule und Lesben geschaffen, als ich im Internet auf das neueste Glied in einer langen Kette von Indizien stieß, die nahelegen: Menschen werden homosexuell geboren. Aus dem Salon Interview zur Studie:

A research team (...) obtained MRIs for 90 adult volunteers -- 25 straight men, 25 straight women, 20 gay men and 20 lesbians. Using the latest quantitative techniques for assessing cerebral symmetry and functional connections between various areas of brain, Savic was able to demonstrate highly statistically significant differences between straight and gay brains. Gay and lesbian brains more closely resembled the brains of straight volunteers of the opposite sex than the brains of heterosexual members of the same sex.

Gott erschuf den Mensch als Mann und Frau, als Mann und Frau erschuf er ihn, und nur um die Sache mit dem Sünden schwerer zu machen und Kardinäle in Erklärungsnöte zu bringen baut er manchmal das falsche Hirn in den verkehrten Körper beim Erschaffen.

Meisners Anspruch als moralische Führungsperson fußt auf seinem Kampf als ostdeutscher Bischof gegen die Fremdbestimmung des Individuums durch den kommunistischen Staat, doch die Kirche ersetzt die autoritäre Herrschaft des Menschen über andere Menschen durch die autoritäre Herrschaft Gottes über Menschen, ausgeführt allerdings von Menschen, die als Stellvertreter der abstrakten Autorität sprechen. Aber die höhere Macht ist in Meisners Weltanschauung unverzichtbar, weil man dem Menschen nicht zutraut, der Herr seines eigenen Schicksals, Bestimmer seines eigenen Körpers, Fäller seiner eigenen Entscheidungen zu sein. Salman Rushdie:

You see, fundamentalists believe that we don’t believe in anything. In their view of the world, they are in possession of absolute certainties, while we are descending into decadence.

Obwohl Rushdie eigentlich über islamistische Terroristen sprach, trifft die Beschreibung genau so auf die innere Weltsicht von Katholiken wie Meisner und Ratzinger zu. Das würde wenig Schaden anrichten, wenn sich Menschen nicht tatsächlich zu unterschiedlichen Grade nach Fremdbestimmung sehnen würden. Wenn die katholischen Vorschriften zu Verhütung und Sexualität der Fremdbestimmung zuviel sind, gibt es die bequemere Option in Form vager Versprechungen sein Leben in die Hände des Universums zu legen. "Ich bin keine religiöse Person, aber ich bin eine spirituelle Person" ist die geheime Losung dafür. Rushdie im gleichen Interview:

SPIEGEL: Perhaps not, but many people seem to need a god. Religions worldwide are experiencing a comeback. Striving for spirituality is more pronounced than ever. Is this a negative development in your opinion?

Rushdie: Yes.

SPIEGEL: That’s a clear answer. But also offensive to many people.

Rushdie: In my opinion the word “spiritual” ought to be put on an index and banned from being used for say 50 years. The things that are put about as being “spiritual” -- it’s unbelievable. It even goes as far as a spiritual lap dog and a spiritual shampoo.


Leider würde es nichts helfen. Tatsächlich existiert bereits ein Berufszweig, der den gleichen Markt bedient wie sonst Geistliche, Kartenleger oder Naturheilkundler, nur ohne das spirituelle Element. Sie nennen sich Life Coaches. Säkulare Scharlatane. Professionelle Händchenhalter für Menschen, die ein freud- und freundloses Leben führen. Ich scheue ein wenig die Opfer, entschuldigung, Kunden von Life Coaches als arme Seelen hinzustellen, allerdings werden sie wenn der Life Coach mit ihnen fertig ist zumindest immer noch ein bisschen ärmer sein als vorher.

Da wollen gestresste Geschäftsleute lernen, wie sie ihre Zeit effektiver nutzen, und gehen dafür dreimal in der Woche für je eine Stunde zum Zeitmanagmenttrainer. (erste Lektion: Geh nicht zum Zeitmanagmenttrainer! In den drei Stunden kann man eine Menge anderes Zeug geregelt kriegen.) Da bezahlen Kleinverdiener 500 Euro im Monat für einen Life Coach, damit er sie berät, wie sie ihre Finanzen besser handhaben. Und geschlechtsreife junge Frauen und Männer knuddeln sich auf Kuschelparties zwischen schwitzenden Dicken und gammeligen Sozialaussätzigen die Lust auf Sex aus dem Leib.

Es ist so absurd wie die größten Absurditäten von Religion und Spiritualität und es funktioniert nach dem gleichen Muster wie Reiki & Co: Praktizierende denken sich ihre eigenen Qualifikationen aus, können sich gegen eine kleine (große) Gebühr mit einem professionell klingendem Titel schmücken der sich nach viel mehr Kompetenz anhört als die 10-15 Stunden Ausbildung im Wochenendskurs vermittelt, und dürfen dann ihrerseits Neueinsteiger in den ersten Rang ihrer Meisterschaft einweisen - gegen Bezahlung. Und meistens erzählen sie ihren Kunden nichts, das der Kunde nicht selbst bereits wusste oder ein guter Freund hätte besser gesagt.

Es ist der einzige Dienstleistungs-Beruf der Welt, in dem man dafür bezahlt, keine Dienstleistung zu liefern.

Das wirklich Erzürnende? Der Stundenlohn dieser Scharlatane ist höher als der, der meisten Prostituierten. Und die Mädels leisten wenigstens richtige Arbeit.

Samstag, 13. September 2008

Blutiges Erstes Mal mit älterem Herrn

Das folgende Video ist eine Warnung für alle Studenten, die glauben es reicht, ein paar Tage vor der mündlichen Examensprüfung die wichtigsten Stichworte auswendig zu lernen, um sich, auch ohne wirkliches Wissen über die tieferliegenden Zusammenhänge, durchzumogeln. Was geprüft wird? Die Eignung zum Vizepräsidenten, und eventuellen Präsidenten, der Vereinigten Staaten von Amerika. Trotz einwöchiger Vorbereitung, eingeschlossen mit den besten Beratern McCains in einer einsamen Kammer fernab der Presse, und sorgfältig ausgesuchtem Journalisten für die Interview-Entjungferung auf der großen politischen Bühne, schaffte Sarah Palin das von allen für Möglich gehaltene. Sie erwies sich als außenpolitisch unwissend, uninteressiert und unvorbereitet.

Konfrontiert mit der ersten Frage, auf die ihre Trainer keine vorformulierte Antwort zurechtgelegt haben: Was ist die Bush Doktrin?



Sie reagiert wie eine Studentin in einem mündlichen Exam, die keine Ahnung hat, worauf die Frage, die der Professor soeben gestellt hat, sich bezieht. Erst fischt sie nach einem Hinweis in die richtige Richtung, doch wird abgeblockt. Dann schmeißt sie allgemeine Aussagen zusammen in der Hoffnung eine halbwegs überzeugende Antwort zu erfinden und ja nichts Falsches zu sagen.

Charles Gibson hat das gleiche versteckte Schmunzeln auf den Lippen, das ich von den Gesichtern von Professoren kenne, die in diesem Augenblick entschieden haben, dass der Test beendet ist, aber die den Studenten trotzdem weiter Schwitzen und Schwanken und Scheiße reden lassen, ganz allein aus schierem sadistischem Genuss daran, etwas zu wissen, dass dem Studenten nicht bekannt ist: Die Antwort auf die Frage sowie der Umstand, dass sie durchgefallen sind.

Freitag, 5. September 2008

RNC 4 1/2

1:37 AM SARAH SARAH SARAH! - Stand up for Sarah, stand up, stand up! Der letzte Tag der Versammlung zwischt von Absurd zu Abstrus auf direktem Weg nach Absolutbekloppt.

2:10 INTERVIEW - Moppelige Republikanerin trägt einen Helm mit der Aufschrift: "Drill here now" ... Thanks, lady, but no thanks.

4:07 McCAIN VIDEO - "The fire burned for 30 hours. 135 men lost their lives. John McCains life was somehow spared. Perhaps he had more to do." Genau. Ich wette die 135 anderen Menschen sind gestorben, weil sie fertig waren mit Leben, Familie, Freunden, Träumen.

4:11 MOMMA'S BOY - Auflistung der Veränderungen, die John McCain bringen wird, wenn sich die Sterne fügen (und Obama soll der messianische Redner sein?): Wohlstand, Optimismus, und vor allem Sicherheit. Ist das ein direktes Eingeständnis dass der gegenwärtige Zustand so aussieht, dass die GOP Amerika arm, zynistisch und vor allem unsicher gelassen haben?

4:26 KOGNITIVE APPLAUS FEHLFUNKTION - "Wir leben in harten wirtschaftlichen Zeiten" USA! USA! USA! "Familien haben es schwer, Essen auf den Tisch zu bringen." BOOOOO!

4:30 AND YOU WILL KNOW THEIR NAMES - McCain verspricht als Präsident Veto gegen Earmarks einzulegen und die Namen der Leute bekannt zu machen, die dahinter stecken. Einen der Namen kennen wir schon: Sarah Palin. Deren Name stand auf mehreren Finanzspritzen für Alaska, die McCain als Senator als korrupt anprangerte.

4:42 LOG CABINS - "Bildung ist die Bürgerrechtsbewegung unserer Zeit." Uh, ich dachte Bürgerrechte wären die Bürgerrechtsbewegung unserer Zeit. Wie gleiche Bürgerrechte für Schwule und Lesben.

5:02 - "Run for office, teach a child to read, help your fellow men, serve your country" aber werd ja nicht Community Organizer. Die sind lächerlich.

6:08 DON'T STOP BELIEVING - Journey spielt im Hintergrund während die Republikaner die Balloons zusammenfegen. Wem gilt die Botschaft? Den religiösen Rechten, die Kontrolle über die republikanische Partei übernommen haben und nicht aufhören sollen an den Wahlsieg zu glauben, oder den echten Konservativen, die in McCains Rede Hoffnungsfunken dessen sehen, was sie an ihrer Partei früher liebten und sich zurück wünschen?

Donnerstag, 4. September 2008

RNC Tag 3 1/3

2:47 FRAU HÄLT REDE AN TELEPROMPTER - Schau in die Kamera, Fiorina. Dem Publikum die Schulter zeigen ist nicht Teil des 1x1 guter Rhetorik.

3:03 MITTENS - Nicht einmal die Republikaner kauft Robo-Romneys Spin ab.

3:05 KITTENS - Schaut Euch dieses schlecht vorgetäuschte Lächeln an. Das kann Romney viel besser fälschen. Er versucht es gar nicht. Nicht einmal Romney frisst die Scheiße, die er serviert.

3:06 SHITTENS - Applauszeilen hallen leer im Raum wider. Nur einer von zehn Republikanern erhebt sich aus seinem Sitz, wenn es hochkommt. Sie sind mit dem Herzen woanders. Wahrscheinlich in Einmachgläsern im geheimen Labor von Dick Cheney.

3:35 HUCKAFUCK - "And I'm sick and tired of hearing about how Sarah Palin has no experience. Sarah Palin got more votes as governor of Alaska than Joe Biden got running for president of the United States." Guter Satz. Natürlich null Zusammenhang zwischen Erfahrung und erhaltenen Stimmen. Stimmen bringen einen nur ins Amt, Erfahrung ist was man erst kriegt, wenn man da ist. Aber Slick Mick kann solche Attacken bringen.

4:02 GIULIANI - "Ich habe meine eigene Präsidentschaftskandidatur mit meiner Entscheidungsfähigkeit versenkt, also lasst mich jetzt für Euch entscheiden, warum McCain der beste Präsident ist!" Oh... und nebenbei gesagt, Demokraten sind keine Amerikaner.

4:12 "IF YOU DON'T HAVE THE FACTS, YOU GOT TO CHANGE THEM." Ehrlichster Satz, den Rudy je sprach.

4:27 LET'S GET SARAH PALIN (and john mccain) ELECTED AS PRESIDENT OF THE UNITED STATES!

4:28 RUDY RATFACE - Giuliani gewinnt zum zweiten Mal in Folge den Preis für die zynischste Convention Rede. Romney war zu absurd, um ernstgenommen zu werden, und Huckabee war zu sehr Huckabee. Die Auszeichnung wird sich hübsch machen in Rudys Regal neben der Medallie für 9/11 Tourrette von 2004.

4:42 SARAH PALIN - What's the difference between a hockey mom and a pitbull? Lipstick. Ich schätze Sexismus ist okay. Der Witz ist doch der, dass beide Bitches sind, oder?

4:56 SARAH BARRACUDA - Gott, bitte, ich hoffe Palin zieht in der VP Debatte gegen Joe Biden so angriffslustig ins Feld wie jetzt aus der Ferne gegen Barack Obama. Biden würde sie niederschmettern und trotzdem nicht wie ein Arschloch aussehen.

4:58 KEIN SCHAMGEFÜHL - Die Republikaner skandieren lauthals "DRILL, BABY, DRILL!" zum minderjährigen Vater von Bristol Palins ungeborenem Kind. Widerwärtig!

5:05 ZWISCHEN DEN ZEILEN GELESEN - Satz des Abends von Sarah Palin: "Es gibt Idealisten, die Menschen mit geschwungenen Reden inspirieren (wie Martin Luther King) und Idealisten die wirklich handeln wie John McCain (als er gegen den MLK Feiertag stimmte)!!!"

5:09 DIE GANZE FAMILIE AUF DER BÜHNE - noch mehr stehender Applaus für das Down Baby. Oh, das ist aber schnell groß geword--- ups, sorry, das ist nicht das Down Baby, das ist John McCain- John McCain!

5:10 MCCAIN OUTTA NOWHERE - Er ist aus seiner Zelle ausgebrochen. Ich dachte schon die Republikaner hätten ihn weggesperrt und es wäre jetzt Sarah Palins Partei.

Bibel und Biologie

Möglicherweise das genussreichste Detail in der großen Sarah Palin-plosion ist die Reaktion der evangelistischen Christen der GOP Basis auf die Neuigkeit von Palins unverheirateter jugendlicher Tochter. Das vernichtendste Argument gegen Abstinenz ist die Selbstverständlichkeit, mit der seine Verfechter die Fälle abwinken, in denen es versagt. Versagen ist der Standard.

"Ja, das passiert in allen Familien", sagt der bärtige Mann, selbst Vater, auf die Frage der Reporterin nach der siebzehnjährigen Schwangeren, als spreche er über seine eigene Familie oder kenne mindestens eine aus dem näheren Bekanntenkreis.

"Das passiert halt."

Ja, es passiert.

Warum wohl? Die Verwunderung in einem gut gefüllten Messeraum von fundamentalistischen Christen ist greifbarer als der Heilige Geist.

Darum. Weil jeder einzelne selbst der fanatischsten Gottesfürchtenden von einem Vater und einer Mutter abstammen, die mindestens einmal im Leben Sex hatten. Höchstwahrscheinlich öfter. Das gleiche gilt für die Großeltern und die Urgroßeltern und die Ururgroßeltern und für alle Generationen davor, und je weiter man zurück geht, desto wahrscheinlicher passierte der Geschlechtsverkehr jung und unüberlegt und unverheiratet, bis zum Anbeginn der Menscheit, als das Leben kurz war, die größte Sorge der nächsten Mahlzeit galt und Sex der spaßigste Zeitvertreib der zur Verfügung stand.

Dies ist die Ahnenreihe der Eltern, die mit den Achseln zucken, wenn ihre minderjährige Tochter schwanger wird. "Es passiert eben." Es passiert, passierte und wird immer wieder passieren. Bei den Vätern wie bei den Söhnen, bei den Töchtern wie bei den Müttern. Erwachsene sollten wissen, wie schwer es fällt, den Ständer in der Hose zu behalten und das feuchte Höschen um die Hüften nicht um die Knie.

Wie sollte es ihren heranreifenden Söhnen und Töchtern nicht noch schwerer fallen?

Der Trieb ist für Jugendliche am stärksten und sie haben keine Erfahrung mit den neuen Gefühlen und keine Zeit Schutzmechanismus aufzubauen, gegen das was mit ihnen vorgeht, die Körper vollgepumpt mit Hormonen. Die Lust steht ihnen bis zu den Augäpfeln und der Saft schießt ihnen aus den Ohren. Von dem, was unterhalb des Kragens steht und spritzt und sprießt, gar nicht zu reden. Der Ruf von Mutter Natur drängt sie dazu, zu vögeln. Und bitteschön möglichst bald. Für den größten Teil unseres Daseins konnten Vertreter der Spezies nicht darauf zählen, älter als 25 zu werden. Also jetzt aber, ihr seid zwei Menschen in der fruchtbarsten Blütezeit, ein Junge, ein Mädchen, ihr habt die passenden Teile zwischen euren Beinen und ihr habt Lust. Worauf wartet ihr? Schnell, bevor der Säbelzahntiger, der sich im Gebüsch angeschlichen hat, Appetit bekommt.

Natürlich werden Jugendliche die Genitalien zusammenstecken. Wie könnten Sie anders?

Sie entstammen einer langen Reihe von Fickern.

Schon statistisch gesehen kann man sich fast sicher sein, dass die eigenen Vorfahren sündig kopulierende Fickhasen waren. In Fleischeslust schwelgende Männlein und Weiblein prodzieren mehr Nachkommen als enthaltsame Jungfern und Kirchenknechte, die sich bei jedem unlauterem Gedanken den Penis geißeln. Das ist die Garantie, die Evolution gibt.

Fundamentalisten erkennen das Problem instinktiv und räumen es aus dem Weg: Sie glauben einfach nicht an Evolution.

Andere Gläubige, die sich zu einer modernen Religion gehörend sinnen, haben es schwerer. Einer modernen Religion wie, sagen wir, der katholischen Kirche. Die katholische Obrigkeit erkennt Evolution als Fakt an. Gleichzeitig predigt sie Enthaltsamkeit anstelle von Kondomen.

Die katholische Kirche! Ausgerechnet. Dabei ist sie selbst ein seit Jahrhunderten laufendes Zuchtexperiment mit dem ultimativen Ziel Keuschheit aus dem Genpool zu eliminieren. Die Zölibatsvorschrift für Priester garantiert, dass die tugendhaftesten Menschen, die am ehesten die Fähigkeit besitzen, sich des Geschlechtsverkehrs zu enthalten, sich niemals in ihrem Leben fortpflanzen; außer wenn sie die Regel brechen, in diesem Fall geben sie die Stärke ihres Triebs, sowie die fehlende Willenskraft, die er überwältigte, an ihre Kinder weiter.

Diese Kirche und alle, die sich ihrer Lehre verschreiben, hat zwei Theorien: 1) Evolution ist der Mechanismus durch den Gott den Menschen erschuf. 2) Man kann jungen Menschen vorschreiben, keinen Sex zu haben, bis sie verheiratet sind.

Das geht nicht zusammen. Es ist unmöglich, die Widersprüchlichkeiten dieser zwei Punkte zu vereinbaren.

Ich werde jetzt schildern, was ein Mensch, der an Gott glaubt und Evolution als Tatsache akzeptiert, glaubt. Es wird ihm nicht bewusst sein. Aber er muss es glauben.

Gott sei wie folgt vorgegangen: Für 200.000 Jahre seit der Mensch begann, aufrecht unter der Glutsonne Afrikas zu gehen, und für viele Jahrmillionen zuvor, in denen Genene, die bis heute in unserer DNA ruhen, durch die Körper von Fischen, Amphibien und Säugern gingen, wurde der Mensch von einem System geformt, das häufigen, schnellen, frühen und freizügigen Sex belohnt. Und dann, in den letzten 2000 Jahren, nach meheren tausend Generation Rumgevögelei, kommt Gott daher und legt fest, dass Sex vor der Ehe nicht mehr geht.

Gottes Meinung zu Unkeuschheit - Für 90% der Menscheitsgeschichte aktiv ermutigt bevor ich es verbiete.

Das ist unglaublich, es ist unglaubwürdig, und es ist nicht zu glauben, selbst wenn man es ganz doll versucht.

Ein Gott, der Menschen gezielt so aussiebt, dass die Überlebenden exakt diejenigen sind, denen das Einhalten seiner späteren Gebote am schwersten fällt. Dieser Gott ist entweder ein Stümper oder ein Sadist.

Das ist wie einen Apple Computer kaufen und sich dann beschweren, weil das Installieren von Windows Vista nicht klappt. Man kann von einem Gerät nicht verlangen, etwas zu machen, für das man es nicht gebaut hat.

Dies ist die Klemme, in der moderate Gläubige stecken. Sie können nicht glauben, dass der Mensch vor 6000 Jahren in einem Garten als Adam und Eva entstand. Doch in dem Versuch, modernes Wissen mit altertümlichen Aberglauben zu vereinen, werfen sie neue Glaubenssätze in die Welt, die genauso schwer oder noch schwerer für wahr zu halten sind.

Der Fundamentalist starrt dem Dilemma ins Gesicht. Es gibt eine Wahrheit und sie ist das Wort Gottes, unabhängig davon was die Fakten sagen. Der Moderate sieht die Fakten und den heiligen Text, dem die Fakten widersprechen, und er sucht doch im Wort Gottes nach einer Form von Wahrheit und verwischt damit völlig die Grenze zur Lüge bis das Wort Wahrheit keinen Wert mehr besitzt und Glaube ein Zweckbündnis ist.

Der Fundamentalist sagt: Der Mensch verfügt über eine Seele vom Moment der Zeugung an und daher ist Abtreibung Mord. Die Prämisse ist Dünnschiss, aber die Schlussfolgerung resultiert logisch aus der Grundannahme. Der gemäßigte Gläubige sagt: Das ungeborene Leben ist ein Mensch wie du und ich und hat genau das gleiche Recht auf Leben ... aber ich bin für Kompromisse offen.

Moderne Gläubige kehren die Widersprüchlichkeiten zwischen Wort Gottes und Wirklichkeit unter den Teppich und hoffen, dass niemand genauer nachschaut.

Deswegen fällt es mir auf merkwürdge Weise leichter die Fanatiker zu respektieren. Die Fanatiker stehen zu ihrem Glauben. Selbst wenn sie mir sagen, ich werde für meine Sünden in der Höllen schmoren, wenigstens sind sie ehrlich zu mir. Sind Moderate ehrlich zu sich selbst?

Mittwoch, 3. September 2008

RNC Tag 2 (eigentlich Tag 1?)

Live Gedankenblogging von vorm Fernsehschirm.

2:02 AM COUNTRY FIRST Video - Joe Liebermann, Rosa Parks, Arnold Schwarzenegger und Martin Luther King? War das die seltsamste Aneinanderreihung von Personen in einem Video gesprochen von einem Hollywooddarsteller das jemals außerhalb der Oscarverleihung gespielt wurde? Und sie haben Ronald Reagan zweimal gezeigt. Weil Republikaner Reagan mehr lieben als Jesus.

2:09 McBLAME - Entweder besitzt Vietnam Veteran McCain leicht verletzliche Gefühle oder er ist ein Tyrann und schnell erzürnt. Eben kam raus, dass McCain einen geplanten Auftritt bei Larry King abgesagt hat. Warum? Weil CNNs Campbell Brown die Unverfrorenheit besaß, einen von McCains Sprechblasenbubis eine Frage zu stellen und auf eine Antwort zu bestehen: Welche außenpolitische Erfahrung hat Sarah Palin? Die gleichen Methoden der Einschüchterung durch Entziehen von Medienzugriff wurden von Hillary Clintons Kampagne in den Tagen des Niedergangs angewandt, um weniger kritische Behandlung zu erwzingen. Wird es funktionieren? Bei CNN könnte es schon sein. Aber Campbell Brown? Ich bin nicht sicher. Sie scheint viel zu viel Spaß daran zu haben, wie sich Tucker Bounds windet.

2:19 EIDSCHWUR AN DIE FAHNE - Mir wurde gesagt, dass der Zusatz "under God" in den Schwur schon deswegen bedauerlich ist, weil er den Klangfluss des Satzes zerstört. Und es stimmt. Man hört es raus. Das Ding gehört da nicht rein und es zerstört den Punch von "one nation, indivisible" völlig.

2:52 VAT-ROCK - Die haben eine christliche Rocksängerin eingeladen die schon für den Papst gesungen hat. Ist das die Assoziation, die sie in den Köpfen der Zuschauer herstellen wollen? Von McCain mit einem anderen alten, weißhaarigen, stinkreichen Zittergreis bei dem man davon ausgeht, dass er im Amt stirbt?

3:43 HERO SALUTE - Die Republikaner lieben Kriegshelden. Besonders jene, die im Dienst ihres Landes sterben. Die bereiten einem dann wenigstens keine Skandale mehr, wenn sie heimkehren und die Presse Wind kriegt, dass sie widerwärtig miese Krankenpflege erhalten.

3:51 LAURA BUSH - Mein Ehemann hat Amerika durch Initiativen die auf reinen Glauben basieren vor den Terroristen beschützt. Ein Amen an den Atheisten der darauf hinwies, das 9/11 eine glaubens-basierte Initiative war.

3:55 GEORGE W. BUSH - Weiß was ein guter Präsident haben muss. Er hat einfach alle Eigenschaften zusammengezählt die er nicht hat.

4:05 RONALD - Reagan fraß Steuern und schlug Kommunismus ins Gesicht! Ich frage mich wohin dieses Video führt... oh, Vorstellung für einen anderen abgehalfterten Schauspieler. Alles klar.

4:12 JACK THOMPSON - Sarah Palins Qualifikation: Sie kennt sich mit Elchen aus.

4:15 Ihr habt Angst, dass McCain im Amt sterben könnte? Schaut her, das ist seine Mutter! SIE IST NEUNZIG JAHRE ALT! SCHAUT HER! NEUNZIG JAHRE UND SIE MÜFFELT NICHT EINMAL. SCHNUPPERT NUR, NEHMT EINEN TIEFEN ATEMZUG. RIECHT SIE ALT? NEIN, DER FISCH IST FRISCH!

4:35 THOMPSON REDUX - Solide Rede mit einem starken Schluss. Polierte republikanische Rhetorik mit den typischen Lügen, Verzerrungen, Wertegewichse und Patriotismuserektionen, aber mit Effekt und Energie vorgetragen. So gut war Thompson in den schläfrigen Vorwahlen nicht.

4:41 JOE LIEBERMAN - Warum können wir nicht zusammen arbeiten? Nachdem Bush und Thompson in den Reden davor die Gegenseite als wütende Linke und Babykiller beschrieben haben. Man kann nicht ein blutiges Steak auf den Boden werfen und dann den Kampfhund bitten nicht zu beißen.

4:56 JOEY REDUX - Liebermann hat sich die "My Friends" Seuche von McCain eingefangen.

4:57 SEGNET PALIN AB - Weiß Lieberman dass McCains Vizin kurz vor der Wahl noch einer Predigt lauschte, die palästinensische Terroranschläge gegen Jude als gerechte Strafe Gottes für den Verrat an Jesus Christus erklärte?

FAZIT: Effektiver Start für die Republikaner bis auf die Tatsache dass Liebermann die Rede von Jack Thompson gelesen haben muss bevor er seine eigene schrieb, um darin genau das Gegenteil zu sagen. Die Katastrophen, die sich hinter den Kulissen abspielten, haben es nicht vor die Kameras geschafft. Und auch unter schlechtesten Voraussetzungen sind die Republikaner den Demokraten in Sachen glanzvoller Show, Patriotismus und Designstil mehrere Meilen auf der nach oben offenen Riefenstahl-Skala voraus.

Dienstag, 2. September 2008

Noch ein King

Michael Jackson wird heute 50? Tut mir leid, dass ich das jetzt erst rausfinde, sonst hätte ich natürlich etwas vorbereitet.

Zum Beispiel würde ich eine menschengroße Geburtstagstorte hereinrollen, aus der ein nackter 12-jähriger Junge springt.

Vielleicht beim 100sten.

Oligarchie

Es gibt verschiedene Siegermentalitäten. Es gibt Sieger wie Arnold Schwarzenegger, die einen Klassenraum betreten und den Schülern sagen, dass Zweiter zu Sein einen Scheiß bedeutet. Und es gibt Sieger, die im Scheitern zu wahrer Größe finden. Sieger, die andere Menschen zu ihren besten Leistungen inspirieren, anstatt sie einzuschüchtern. Sieger, die den eigenen Erfolg zusammen mit anderen erreichen, und Sieger, für die Erfolg nur zählt, wegen den Menschen, Erste, Zweite, Dritte, Vierte, und so fort, mit denen und gegen die sie ihn erreichten. Sieger wie? Keine Ahnung.

Ein-Mann-Huldigung, Opernarien, Sprechchöre vom Band, einen Abschied bei dem die Kamera einen fünfzehn Minuten lang bis in die Kabine zum Pissen begleitet.

Keinen Zweifel. Oliver Kahn ist der größte Einzelsportler, der jemals in einem Teamsport aktiv war.

Bricklebrit!

Sarah Palin entpuppt sich als wahrer Goldesel. Für die falschen Leute. Ausgewählt, um auf die Köpfe von McCains Gegnern zu scheißen, prasseln den Demokraten stattdessen pure blitzende Golddukaten in die ausgestreckten Hände.

Sarah Palins siebzehnjährige Tochter ist schwanger. Von einem selbsternannten "fucking redneck" der laut Myspace keine Kinder wollte. Wie tritt man als Gouverneurin und VP Kandidatin für Enthaltsamkeit vor der Ehe und gegen sexuelle Aufklärung in der Schule ein, wenn man den lebenden Beweis für die Realitätsfremde dieses Ansatzes in der eigenen Familie hat?

Das ist der erste Happen, auf dem die Pressepiranhas sich stürzten. Aber ihm folgen viele weitere wandelnde Fleischbrocken, die auf ein Bad warten.

Sarah Palin hat sich dem amerikanischen Volk mit einer Lüge vorgestellt. In ihrer ersten Rede als Vizepräsidentschaftskandidatin baute sie ihren Ruf als Anti-Korruptions Kämpferin auf die Pfeiler der Brücke nach Nirgendwo, gegen die sie eintrat. Die Brücke war ein Bauprojekt von Alaskas Senator Ted Stevens, ein Millionenprojekt im Niemandsland, ohne Zweck und Nutzen außer dem den heimatlichen Arbeitern einen Job zu verschaffen und sich selbst wichtige Wahlstimmen. Nachdem Ted Stevens wegen Korruptionsverdacht unter Anklage gestellt wurde, blies Palin das Brückenprojekt ab, behielt jedoch die Millionengelder und baute damit eine Straße zur nicht vorhandenen Brücke nach Nirgendwo.

Die Reformatorerin hat eine eindeutige Meinung zum oft als reformwürdig kritisierten System, dass politische Führer sinnlose Gelder für ihre Heimat in Gesetzesvorschläge einschleusen, die mit ganz anderen Themen zu tun haben, ein lokales Bauprojekt in einem Gesetz über nationale Sicherheit etwa, sogenannte Earmarks - Eselsohren. Sarah Palin ist ein Fan.

Als Bürgermeisterin

Alaska Gov. Sarah Palin employed a lobbying firm to secure almost $27 million in federal earmarks for a town of 6,700 residents while she was its mayor, according to an analysis by an independent government watchdog group.

In fiscal year 2002, Wasilla took in $6.1 million in earmarks -- about $1,000 in federal money for every resident. By contrast, Boise, Idaho -- which has more than 190,000 residents -- received $6.9 million in earmarks in fiscal 2008.

Und als Gouverneurin des, dank Ölgeldes, reichsten Staates der USA

On Friday, when McCain introduced her as his running mate, she said she "championed reform to end the abuses of earmark spending," the legislative technique used to slip projects into appropriations bills without rigorous congressional review.

But under her leadership, the state of Alaska has requested 31 earmarks worth $197.8 million in next year's federal budget, according to the website of Sen. Ted Stevens (R-Alaska), the former chairman of the Senate Appropriations Committee.

Lobbyisten, Korruption, unkontrolliertes Ausgeben von Steuergeldern und finanzielle Wohlfahrtsprojekte für ihre Stadt und ihren Staat ohne Aufsicht des Kongresses. Sarah Palin weiß, wie man Vorteile herausschlägt. Aber in wessen Interesse arbeitet sie? Sie hat Verbindungen zu einer Partei, die Alaskas Unabhängigkeit von den USA fordert, und staatliche Zuschüsse greift sie für Alaska ab, auf Kosten auf Amerikas. Putting county first? Putting country last!

Mehr Lügen: Als Gouverneurin feuerte Sarah Palin einen Staatsangestellten, der sich weigerte Sarah Palins Schwager zu feuern, der als Polizist arbeitet und in eine bitterböse Scheidung von Palins Schwester verstrickt ist. Palin leugnete zunächst jeden Zusammenhang, aber war später gezwungen zu gestehen.

Familienkriege und Intrigen. Alaska ist eine Soap Opera. Nachschlag gefällig?

Es ist bekannt, dass Schwiegermütter schwer fällt, eine Frau für gut genug für ihren geliebten Sohnemann zu befinden. Aber nicht gut genug für das Land? Faye Palin:

"I'm not sure what she brings to the ticket other than she's a woman and a conservative. Well, she's a better speaker than McCain," Faye Palin said with a laugh.

Schwiegerdrachen sind legendär schwer zu bezwingen. In diesem Fall scheint sie mit der verweigerten Empfehlung nur einen alten nicht gezahlten Gefallen zurück zu zahlen:

When Palin, who went on to win re-election by a landslide, was finally forced out of the Mayor's office by term limits in 2002, her husband Todd's stepmother Faye Palin ran for Mayor. She did not, however, get Sarah Palin's endorsement. A couple of people told me that they thought abortion was the reason for Palin not supporting her family member — Faye is, they say, pro-choice, not to mention a Democrat. A former city councilman recalls that it was a heated race, mainly because of right-to-life issues. "People were writing 'BABYKILLER' on Faye's campaign signs just a few days before the election." Palin lost the race to the candidate that Sarah backed, Dianne Keller, who is still Mayor of Wasilla.

Ach ja, Kleinstadtpolitik. Herrlich. So viel Aufregung und Familienzwist findet man sonst nur in inzestösen Eifeldörfern.

Nach einem anfänglich freundlichem Empfang für Sarah Palin auf der nationalen Bühne, sind die Republikaner nun in die Defensive gedrängt. Wie sehr in die Defensive? So sehr, dass sie schon versuchen Sarah Palin außenpolitisches Wissen anzudichten, weil Alaska eine Grenze mit Russland teilt.

Die Verzweiflung, die in dieser Aussage zum Vorschein springt, ist nachvollziehbar. Sarah Palin scheint in der Vergangenheit kein Interesse an außenpolitischen Fragen gehabt zu haben. Im einzigen Statement zum Thema, das ich finden konnte, sagt sie Irak war ein Krieg um Öl, und nimmt damit den dümmsten Anti-Kriegs Spruch der No Blood For Oil Protestler und bestätigt ihn als Politik der Rechten.

Erwähnte ich, dass Palin die globale Erwärmung für nicht von Menschen verursacht hält? Naja, nicht so schlimm. Die Eisschmelze tötet ja nur einen Eisbären jährlich. Was wahrscheinlich der Grund ist, warum Palin den Rest des pelzigen, vom Aussterben bedrohten Haufen erschießen will. Das war auch immer mein größtes Problem mit dem Artensterben - er kann einfach nicht schnell genug gehen.

Vizepräsidentschaftskandidaten werden normalerweise gründlich gegrillt, untersucht, im Kreuzverhör ausgewrungen und auf Leichen im Keller geprüft, damit nach der Nominierung keine Skandale der Presse vor die hungrigen Mäuler fallen. Tim Kaine, einer von Obamas Final Three, musste den zweiten Vornamen seiner Schulliebschaft preis geben, damit die Ermittler diese ausfragen konnten, was sie über Kaine zu sagen hat. Die republikanische Prüfungskomission wusste nichts von der Schwangerschaft von Palins Tochter, bis Palin eine Presseerklärung herausgab. Sarah Palin ist die erste VP Kandidatin, die vom Internet geprüft wird. McCains Leute finden Neuigkeiten über sie heraus, wenn die Blogger es auch tun.

Büchereieieiei


Oben abgebildet das Gebäude in dem Sarah Palin vom 28. bis zum 32. Lebensjahr erst als Stadträtin und anschließend vom 32. bis zum 38. Jahr als Bürgermeisterin von Wasilla, Alaska, die Unerfahrung sammelte, die sie zur Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten von Amerika qualifiziert.

Was sie von freier Rede hält?

According to the Frontiersman newspaper, Wasilla's library director, Mary Ellen Emmons, said that Palin asked her outright if she "could live with censorship of library books.'

Mary Ellen Emmons darauf: "Fordern Sie mich auf, Bücher zu verbieten?" Sarah Palin: "Natürlich nicht! HAHAHAHAHA! Übrigens, Sie sind gefeuert." Nein, ernsthaft, Palin feuerte Emmons. Aus politischen Gründen.

Nochmal langsam: Eine 6000 Einwohner zählenden Stadt wählt eine neue Bürgermeisterin ins Amt und die feuert als erstes die Leiterin der Stadtbibliothek, die ihren Job seit sieben Jahren ausübt und ihre Stimme einem anderen Kandidaten gab. Was hat eine Bibliothek mit Politik zu tun?

Vieles. Sofern man die freie Zugänglichkeit von Literatur für gefährlich hält. Und das Fernhalten von gefährlichen Schriften von empfindlichen Kinderaugen für politisch und moralisch richtig hält.

Wie der Namensstifter meiner schönen Uni sagte: Dort wo man Bibliothekarinnen feuert, macht man als nächstes ein Kaminfeuer aus Harry Potter. Oder so ähnlich.

Wahrscheinlich sind Sarah Palin nur die pornographischen Texte und Filme ein Dorn im Auge, in denen verklemmte Bibliothekarinnen, die wie sie aussehen, die Gläser ablegen, die Haare ausschütteln und in wilder lauter Vögelei die "Bitte Leise" Vorschrift der Lesehalle missachten.

Wo wir gerade von IHM sprechen

Die Schergen Gottes gießen fleißig Gift in den Brunnen der Demokratie. Barack Obama hatte seinen großen Pfarrerskandal, John McCain hatte einen kleineren Pfarrerskandal - was gibt die treue Kirchgängerin Sarah Palin her?

“Do you believe we’re in the last days? After listening to Newt Gingrich and the prime minister of Israel and a number of others at our gathering, I became convinced, and I have been convinced for some time. We are living in the last days. These are incredible times to live in.”

Gesprochen von dem Pfarrer der Kirche, die Sarah Palin ihr Fundament nennt. Klingt das nicht nach genau der Frau, die man sich als Vizepräsidentin eines 72-jährigen Krebsüberlebenden wünscht. An der Spitze der größten Atommacht stünde eine Person, in deren Augen der nukleare Holocaust ein Ereignis ist, auf das sie sich ihr ganzes Leben gefreut hat. Was kann schief gehen?

Angstschweiß? Hier was zum Schmunzeln. Pastor David Pepper

“Just giving in a little bit is a disastrous thing…You can’t serve both man and God. It is one or the other.”

hat nie von "Render unto Caesar" gehört und Sarah Palin kennt die Geschichte der Gründerväter nicht:

Q: Are you offended by the phrase "Under God" in the Pledge of Allegiance? Why or why not?

PALIN: Not on your life. If it was good enough for the founding fathers, its good enough for me and I’ll fight in defense of our Pledge of Allegiance.


Der Zusatz "Under God" wurde 1954 in den Schwur eingefügt und 2002 für verfassungswidrig befunden. Die Orginalversion enthält kein Religionsbekenntnis.

Pastor Pepper erhält eine 6 in Theologie und Gouverneurin Palin erhält eine 6 in der Geschichte des Landes, das sie gerne regieren möchte. Passt doch prima. Palins Prediger ist so qualifiziert für das Amt, das er ausübt, wie sie für das Amt, um das sie sich bewirbt.

Gott: Unpünktlich und Orientierungslos

Vor kurzem schickten die religiösen Rechten der USA Stoßgebete gen Himmel und baten den Herren um sintflutartige Regenfälle über der Arena in Denver, in der Barack Obama seine Rede hielt. Heute fällt die republikanische Nationalversammlung wegen Hurricane Gustav ins Wasser. Anscheinend ist Gott ein Afro-Amerikaner und ist immer noch so zielsicher wie damals, als er New Orleans für seine Sündhaftigkeit bestrafte und dann alles um die größten Sündenpfuhle herum wegspülte aber die schwulsten Viertel der Stadt stehen ließ.

Die gute Nachricht für McCain: Es gab eine gute Ausrede, George W. Bush und Dick Cheney außer Sichtweite zu schicken und sie keine Reden bei der Versammlung halten zu lassen. Die schlechte Nachricht: Die große Selbstdarstellung ist auf Eis gelegt. Parties während eine amerikanische Großstadt ersäuft sind schlechte Werbung, es sei denn sie finden ohne Fernsehkameras statt. Dummerweise scheint auch die schnell zusammengeschusterte Notlösung, um noch ein Fitzelchen PR aus dem Sturm zu kitzeln, nämlich die Politshow in einen Spendenmarathon umzufunktionieren in den Startlöchern stecken zu bleiben, weil Gustav im letzten Moment abflaute und vom Kurs abkam und somit nicht ausreichend Not am Mann ist, um sich als Retter in Szene zu setzen.

Bis vor wenigen Stunden wirkte Gustav wie ein Boxer, der zum vernichtenden KO-Schlag auf sein weichgeklopftes Opfer ausholt. Aber als er auf Land traf, verlor er die Balance und der Haken sauste ins Leere. New Orleans wurde nur gestreift. Noch gibt es allerdings keine Entwarnung. Die Staudämme sind auch drei Jahre nach Katrina in einem Zustand, dass sie drohen vom Lufthauch umzufallen.

Montag, 1. September 2008

Untertanen des Aberglaubens

Den letzten Eintrag verdanken wir Carl Sagan und einer Dokumentation, die gestern Nacht auf einem der dritten Programme lief: über Wahrsager und die Leute, die zu solchen gehen. Die Doku war unaufgeregt, fair und vorurteilsfrei und stellte einmal mehr unter Beweis, dass die beste Weise, Handleser, Kaffesatzleser und - die dürfen natürlich nicht fehlen - Astrologen bloßzustellen, darin besteht, sie zu bitten ihr Werk zu erklären und dann die Kamera draufzuhalten und sie reden zu lassen solange sie wollen.

Die Scharlatane reden sich selbst um alles Verständnis.

Und die Kunden? Sie gehen zu einem Fremden, um sich Rat für ihr Leben zu suchen, weil sie keine Freunde besitzen, denen sie vertrauen, und bezahlen 50 Euro um zu erfahren, was in ihren Partnern, Kindern, Eltern vorgeht, anstatt die wichtigsten Personen ihres Lebens selbst zu fragen. Es macht einen, abhängig vom persönlichen Gemüt, entweder traurig oder wütend, zu überlegen, wie dumm diese Menschen sein müssen. Aber die Wahrheit lautet: Sie sind nicht dumm. Sie haben nur noch nie wirklich über Astrologie nachgedacht, oder die Alternative gehört.

Carl Sagans liest auch im Himmel. Und wer will bezweifeln, dass seine Gedanken über den blassen blauen Punkt vor Spiritualität singen und klingen und leuchten, dass es Hellsehern, die in dreckige Tassen schielen die Sprache verschlägt.

Wie unermesslich wundervoll, ergreifend und besinnlich sind die Perspektiven, welche die Sterne über unsere eigene Existenz eröffnen, verglichen mit der plumben Kleinmut des Horoskops?

Morgen wird Geld ins Haus kommen. Sie werden einen alten Bekannten treffen. Eine neue Liebe steht an. Eine Last wird von Ihren Schultern fallen. Für wie winzig halten Astrologen das Universum, dass es sich scheinbar um sie dreht?

Der Barde wusste es schon vor 400 Jahren, noch vor Keppler: The fault, dear Brutus, is not in the stars, but in ourselves that we are underlings.

Sagan Unser


"Look again at that dot. That's here. That's home. That's us.

On it everyone you love, everyone you know, everyone you ever heard of, every human being who ever was, lived out their lives. The aggregate of our joy and suffering, thousands of confident religions, ideologies, and economic doctrines, every hunter and forager, every hero and coward, every creator and destroyer of civilization, every king and peasant, every young couple in love, every mother and father, hopeful child, inventor and explorer, every teacher of morals, every corrupt politician, every "superstar," every "supreme leader", every saint and sinner in the history of our species lived there – on a mote of dust suspended in a sunbeam.

The Earth is a very small stage in a vast cosmic arena.

Think of the rivers of blood spilled by all those generals and emperors so that, in glory and triumph, they could become the momentary masters of a fraction of a dot.

Think of the endless cruelties visited by the inhabitants of one corner of this pixel on the scarcely distinguishable inhabitants of some other corner, how frequent their misunderstandings, how eager they are to kill one another, how fervent their hatreds.

Our posturings, our imagined self-importance, the delusion that we have some privileged position in the Universe, are challenged by this point of pale light. Our planet is a lonely speck in the great enveloping cosmic dark. In our obscurity, in all this vastness, there is no hint that help will come from elsewhere to save us from ourselves.

The Earth is the only world known so far to harbor life. There is nowhere else, at least in the near future, to which our species could migrate. Visit, yes. Settle, not yet. Like it or not, for the moment the Earth is where we make our stand.

It has been said that astronomy is a humbling and character-building experience. There is perhaps no better demonstration of the folly of human conceits than this distant image of our tiny world. To me, it underscores our responsibility to deal more kindly with one another, and to preserve and cherish the pale blue dot, the only home we've ever known."

Carl Sagan, The Pale Blue Dot