Dienstag, 16. September 2008

Barack W. Obama

Die folgenschwerste deutsche Fehleinschätzung Barack Obamas: Dass unter Präsident Obama die Kriegstreiberei der Bush-Ära beendet sein wird.

Der republikanische Gegenkandidat, John McCain, ist ein Mann des Militärs und ein Mann Israels und Georgiens. Doch auch Obama ist kein Pazifist. Seine kriegerischen Aktionen werden allerdings überlegt sein, wo McCain impulsiv entscheidet, klüger und kompetenter geführt. Es ist nur die Frage, ob deutschen Obama-Fans nicht selbst zu einem gut geführten Krieg das Herz und der Wille fehlt.

Christopher Hitchens schreibt über eine drohende Auseinandersetzung mit Pakistan:

Barack Obama has, if anything, been the more militant of the two presidential candidates in stressing the danger here and the need to act without too much sentiment about our so-called Islamabad ally. He began using this rhetoric when it was much simpler to counterpose the "good" war in Afghanistan with the "bad" one in Iraq. Never mind that now; he is committed in advance to a serious projection of American power into the heartland of our deadliest enemy. And that, I think, is another reason why so many people are reluctant to employ truthful descriptions for the emerging Afghan-Pakistan confrontation: American liberals can't quite face the fact that if their man does win in November, and if he has meant a single serious word he's ever said, it means more war, and more bitter and protracted war at that—not less.

Die US Armee in Afghanistan hat begonnen Sonderkommandos über die pakistanische Grenze zu schicken, um Al Quaida Truppen, die in den dortigen Berglanden Lager aufgeschlagen haben, zu verfolgen. Auch ohne Genehmigung Pakistans. Pakistan genehmigte im Gegenzug das Feuern auf US-Soldaten. Letzten Montag wurde ein US-Angriff auf ein Dorf für zivile Opfer auf pakistanischem Territorium verantwortlich gemacht. Die amerikanische Regierung stritt die Anschuldigungen ab. Heute, auf den Tag genau eine Woche später, eröffneten pakistanische Truppen angeblich das Feuer auf einen US-Helikopter. Beide beteiligten Regierungen leugnen den Zwischenfall.

Die Autorisation für die Einsätze in Pakistan wurde von George W. Bush erteilt. Von dem ist man überhastete Eskalation gewohnt. Allerdings hat er sich diesmal Zeit gelassen. Die Forderung nach Einsätze gegen Al Qaeda Ziele in Pakistan wurde vor mehr als einem Jahr erstmals öffentlich gestellt: von Barack Obama. McCain kritisierte Obama dafür als naiv.

Die Wahl zwischen Obama und McCain könnte nicht auf die Wahl zwischen Krieg und Frieden hinauslaufen. Möglicherweise entscheidet die Wahl am Ende nur den Schauplatz des Krieges.

McCain hat noch den Kalten Krieg im Kopf und, das hat der Georgien Konflikt gezeigt, wäre nicht abgeneigt ihn aufzuwärmen. Und er wird ein Auge und ein paar Raketen auf den Iran richten. Die Mittel und Prioriäten sind von Bush wohlbekannt.

Unter Barack Obama verlöre Iran den Rang als unangefochtene Hauptbedrohung und würde zusammen mit Nord Korea in die zweite Reihe wandern. Diplomatie wäre die bevorzugte Waffen, das Problem in den Griff zu kriegen. Dafür rückt Pakistan in den Mittelpunkt, als Konsequenz daraus, den Krieg vom Irak nach Afghanistan zu verlagern, wo Obama das Herzstück von Osama Bin Ladens Al Qaeda identifiziert zu haben glaubt. Dies ist der Ort, an dem der Kampf gegen die Terroristen gefochten werden muss.

Der Konflikt im Nahen Osten wird weiter brennen. Egal wen die amerikanischen Wähler ins Weiße Haus heben. Das ist in der Region bekannt. Nicht ohne Grund liebäugelt Israel mit dem Gedanken, innerhalb der nächsten Monate präventive Raketenangriffe auf iranische Ziele durchzuführen. Schnell, bevor ein neuer Präsident im Amt ist. Solange Bush im Oval Office sitzt ist Rückendeckung garantiert. Bevor Obama den Fokus auf Pakistan umschwenkt und damit als starker Partner gegen Iran für Israel fehlt.

Ein Abzug von Truppen aus dem Irak oder ein Truppenaufmarsch in Afghanistan. Wo ist der Unterschied?

Die Deutschen erhoffen sich die Wahl Obamas zum Präsidenten auf eigene Gefahr. Ja, er sprach sich als Senator gegen den Irak Krieg aus. Aber wie Obama schon damals sagte: Er ist nicht prinzipiell gegen Krieg. Er ist nur gegen dumme Kriege.

Wenn ein Präsident Obama von Deutschland Hilfe für einen Krieg erbittet, könnte es ein wohlüberlegter Krieg sein. Dummerweise wird es das der Bundesregierung um einiges schwerer machen, Hilfegesuche an die Bundeswehr abzulehnen, als unter Präsident George W. Bush.