Mittwoch, 24. Oktober 2007

Immer wenn man denkt, man schreibe nur ein lustiges Kinderbuch...

... kommen Erwachsene daher und ruinieren alles, indem sie zeigen, das kein Witz so dumm ist, dass es nicht irgendwo einen noch Dümmeren gibt, der ihn ernst meint.

Als ich gestern über dieses Bild stolperte



hielt ich es zuallererst für das Cover zu einem Buch, das ich schreibe, über weiße Schafe und schwarze Schafe und die Angst vor dem Andersartigem. Unseren Sprachphrasen vom schwarzen Schaf in der Familie und blütenweißen Westen und Herdenmentalität sei dank schien das wie eine gute Möglichkeit, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit und Paranoia, die nach Sündenböcken schreit, zu thematisieren und dabei trotzdem einen komischen Abstand von der Wirklichkeit zu bewahren. Nun, das Plakat oben ist wirklich und irgendwie ist man in der Fiktion nie so weit von der Realität entfernt wie man sich gerne wünscht.

Die Realität ist folgende: 30% der Schweizer wählten eine rechtsradikale Partei, die Ausländer aus dem Land treiben will. Die anderen 70% sind selber Ausländer.

Allem Anschein nach ist die Schweiz ein schlimmeres Pflaster für Ausländer als ostdeutsche Dörfer. Und die Schweizer haben nicht die Ausrede, dass sie arm, dumm und noch ganz neu bei der ganzen Demokratie Sache dabei sind. Der kleine Alpenstaat hat eine fast nicht vorhandene Arbeitslosenquote, er sorgt vorbildlich für Bildung, Gesundheit, Wohlstand und Lebensqualität seiner Bürger, und er nennt sich eine der ältesten Demokratien der Welt. Leider liegt darin genau das Problem. Wie sich jetzt herausstellt, funktioniert das idyllische Bergparadis nur solange, wie es eine sehr begrenzte Zahl an Einwohnern hat, die alle seit Generationen im gleichen Dorf leben und sich darüber einig sind, was es bedeutet, Schweizer zu sein.

Was ich aus der Neugigkeit ziehe? Ich sollte mich beeilen, das Buch von den Schafen fertig zu stellen. Nicht dass ich befürchte, jemand könnte meine Idee klauen, nachdem ich sie hier erwähnt habe, denn niemand liest dieses Blog (trotz Versucher gewisser Personen das zu ändern). Sondern allein aus dem Grund, dass ich davor Angst habe, die Geschichte könnte von der Zukunft eingeholt werden, wenn ich zu lange brauche. Parodien verlieren einfach das gewisse Etwas, wenn die Wirklichkeit absurder ist als die Parodien.