Dienstag, 2. September 2008

Gott: Unpünktlich und Orientierungslos

Vor kurzem schickten die religiösen Rechten der USA Stoßgebete gen Himmel und baten den Herren um sintflutartige Regenfälle über der Arena in Denver, in der Barack Obama seine Rede hielt. Heute fällt die republikanische Nationalversammlung wegen Hurricane Gustav ins Wasser. Anscheinend ist Gott ein Afro-Amerikaner und ist immer noch so zielsicher wie damals, als er New Orleans für seine Sündhaftigkeit bestrafte und dann alles um die größten Sündenpfuhle herum wegspülte aber die schwulsten Viertel der Stadt stehen ließ.

Die gute Nachricht für McCain: Es gab eine gute Ausrede, George W. Bush und Dick Cheney außer Sichtweite zu schicken und sie keine Reden bei der Versammlung halten zu lassen. Die schlechte Nachricht: Die große Selbstdarstellung ist auf Eis gelegt. Parties während eine amerikanische Großstadt ersäuft sind schlechte Werbung, es sei denn sie finden ohne Fernsehkameras statt. Dummerweise scheint auch die schnell zusammengeschusterte Notlösung, um noch ein Fitzelchen PR aus dem Sturm zu kitzeln, nämlich die Politshow in einen Spendenmarathon umzufunktionieren in den Startlöchern stecken zu bleiben, weil Gustav im letzten Moment abflaute und vom Kurs abkam und somit nicht ausreichend Not am Mann ist, um sich als Retter in Szene zu setzen.

Bis vor wenigen Stunden wirkte Gustav wie ein Boxer, der zum vernichtenden KO-Schlag auf sein weichgeklopftes Opfer ausholt. Aber als er auf Land traf, verlor er die Balance und der Haken sauste ins Leere. New Orleans wurde nur gestreift. Noch gibt es allerdings keine Entwarnung. Die Staudämme sind auch drei Jahre nach Katrina in einem Zustand, dass sie drohen vom Lufthauch umzufallen.