Samstag, 22. September 2007

Harder, Better, Faster, Stronger und andere Diebstähle

Mir muss peinlich sein, dass ich erst eine englisch-sprachige Seite besuchen muss, um von einer Neufestlegung des deutschen Urheberrechts fürs digitale Zeitalter zu erfahren, die mir in der deutschen Presse, die garantiert GRÜNDLICH und GEKONNT darüber informiert hat, komplett entgangen ist. Aber nicht so peinlich wie den verantwortlichen Politikern es sein sollte, ihre Namen als Unterstützer der Urheberrechts Novelle in den Berichten zu lesen.

Ist bekannt, wie Novelle definiert wird? Eine Erzählung, die um eine bislang unerhörte Neuigkeit kreist. Aber was ist an einer Horde raffgieriger Kaufleute, die ihr gottgegebenes Privileg, sich an den geistigen Produkten echter Schaffer zu bereichern, vor den vermeintlich am Horizont gesichteten Piratenhorden schützen wollen neu? NICHTS. REIN GAR NICHTS! Es ist die gleiche alte Leier und Politiker die ein Wirrwarr an unausgedachten und lückenhaften Vorschriften zusammenspinnen ist so frisch wie Zwieback an Bord der Santa Maria. Ich bitte den literaturwissenschaftlichen Ausfall zu entschuldigen.

Zurück zum Thema. Das Thema heute lautet: KOTZ MICH AUS UND SPÜL MICH RUNTER ICH GLAUB ICH WERD BEKLOPPT.

Mir wird als rechtmäßiger Käufer und Besitzer eines Musikalbums nicht das Recht eingeräumt, von den Liedern Kopien für den privaten Gebrauch im Auto, auf dem Laptop, im Ipod oder nur als Sicherheitskopie falls ein Hund oder besoffener Kumpel oder missgünstiger Musikhändler auf das Original tritt. Die Musikindustrie hat praktisch das Recht, auf ein Album einen Vorhängeschloss zu brennen und zu meinen: Das benutzt du nur wie und wenn und wann wir es dir erlauben. Fuck you und Geld her!

Urheberrechte, schöne und gut, denkt jemand bitte auch mal an Verbraucherrechte? Hallo? HALLO?

Fuck. Also bleche ich mehr als ein Drittel des Kaufpreises einer CD für Lizenzen und... kriege dafür überhaupt keine Lizenzen? Wofür dann? Damit BMG Vorstände sich weiße Katzen kaufen können, die sie manisch streicheln, während sie sinistre Befehle geben, meinen Computer auszuspionieren, während Amy Winehouse in der Entzugsklinik Koks vom gepiercten Bauchnabel eines bulemischen Magermodels schnieft? Ich bekomme den Eindruck, das alles ist nur ein gigantischer Plan, den Konsumer in den Wahnsinn zu treiben damit jemand, IRGENDJEMAND, so verrückt ist, das neue Monrose Album zu kaufen.

Und hier stand ich dummer Junge und dachte ich kaufe das Nutzungsrecht die Musik zu hören wann und wo ich will wenn ich ein Album kaufe. Das ist es doch, wofür ich 14 Euro bezahle, oder? Es ist ganz sicher nicht für die Herstellungskosten der CD, denn da kommen die 95 Cent hinterm Komma her. Oder sind es eher nur die letzten 5 Cent?
Nein, nein, das ist fair. Bitte lasst das so. Nehmt mir bitte alle privaten Nutzungsrechte ab, ABER, aber, dann möchte ich auch, dass im Gegenzug der Preis für Alben runtergeht, weil die Musikindustrie dann erstmal argumentieren muss, wofür der Käufer ihnen überhaupt Geld schuldig ist.

Oh, der Fragenkatalog, der Fragenkatalog. Im Guiness Buch der Weltrekorde stehen Menschen, die mit bloßen Händen Telefonbücher zerreißen, doch niemand hat je auch nur versucht einen Katalog mit allen gesammelten Fragen, die sich ein vernüftiger Mensch stellt, wenn er Gesetzestexte liest, zu zerreißen. Und warum nicht? Weil es unmöglich ist! Weil der Katalog, wenn es ihn gäbe, so dick wäre wie Otti Fischer der gerade Pavarotti gefressen hat NACHDEM dieser von den Verwesungsgasen wie ein Balloonfisch aufgebläht wurde, und weil die letzte Person, die versucht hat so einen Katalog zusammenzustellen, bei dem Versuch dazu schneller den Verstand verloren hat als Abd Al'Azrad beim Schreiben des Necronomicon.

Eine Frage, bei der mir Gaga zumute wird: Werde ich zum Verbrecher, wenn ich einen wirksamen Kopierschutz knacke? Was ist wenn es ein unwirksamer ist? Was ist überhaupt ein wirksamer Kopierschutz und was ein unwirksamer? Hey, hey, hey, Frau Zypris, gilt ein Kopierschutz als wirksam wenn er dafür sorgt, dass ich eine legale gekaufte CD in den CD-Spieler im Auto einlege und das verfickte Ding die CD nicht erkennt? Zählt es als Umgehung eines Kopierschutzes wenn ich die oben erwähnte CD in den Laptop schiebe und der vorinstallierte Windows Media Player ohne Aufforderung anfängt, die Songs auf Festplatte zu kopieren?

Ich habe keinen Schimmer. Sie haben keine Antworten. Ich frage einfach weiter und weiter und weiter und steigere mich mit jeder Frage weiter in den Wahnsinn bis wir uns auf ihrem Level treffen.

Ist es Diebstahl wenn ich ihn in ein fremdes Auto einsteige, das nicht abgeschlossen war, und davon brause? Ähhhhm, vermutlich ja! Falls ich ein Haus betrete, dessen Tür offen stand, ist das Einbruch? Was ist mit einer Firma, die Leuten Türen verkauft, aber dann verliere ich eines Tages den Schlüssel und trete die Tür ein. Darf die Firma mich wegen Sachbeschädigung verklagen weil ich deren Sicherung knackte? Kann ich einem Freund das Nutzungsrecht für einen Safe überlassen und, sobald er sein Kostbarkeiten reingelegt hat, die Kombination ändern und ihm ins Gesicht lachen: "HAHAHA! DAS VOLLE NUTZUNGSRECHT FÜR DAS SCHLOSS HABE ICH DIR NICHT ÜBERLASSEN! TROTTEL!"

Fick mich in die Nasenscheidewand!

Warum ist es illegaler eine Kopie von einer CD anzufertigen als von einer Videokasette? Oh, ich weiß, ich weiß! Darf ich die Frage ausnahmsweise beantworten? Weil die Lobby für VHS-Kaufkasetten vor mehreren Jahrzehnten ausgestorben ist, aber die Musikindustrie in eine Zukunft von unkontrollierbaren Käufern und unabhängigen Künstlern blickt und sich in ihre aus Geld gestrickten Hosen scheißt. Die reagieren so wie Anwälte, die in eine Kristallkugel geglotzt und eine Welt voll Friede, Freude, Sonnenschein erblickt haben und sich sofort sagten: "Verdammt, Leute, das können wir nicht zulassen! Schnell, zündet ein paar Häuser an, hetzt Menschen gegeneinander auf und startet Kriege wo ihr schonmal dabei seit!" Ganz sicher wünschen sich Waffenschieber und Produzenten auch, das Friedensverträge vom Gesetzgeber für strafbar erklärt werden, aber hören wir auf deren Lobby? Naja, gut, tun wir. Aber nicht so offensichtlich!

Ich fühl mich bedroht, wenn die Grünen als einzige Partei für meine Interessen eintreten. Das kostet wertvolle Zeit, in der sie Frösche über die Straße tragen müssen. Sind Kunden, denen ihre Rechte was wert sind, zu einer vom Aussterben gefährdeten Spezies geworden, als ich mal gerade nicht hingesehen habe? Falls ja... müssen wir ein Zuchtprogramm starten und ich bewerbe mich an dieser Stelle gleich und möchte anmerken, dass meine Spermien besonders potent sind in Gegenwart von Brünetten mit großen, uhm, verflucht, ich fang nochmal von vorne an sobald mir aus dem Bereich Musik ein Objekt einfällt, das mich an Titten erinnert.

Um auf beiden Gleisen des Sexismus zu fahren, reden wir statt von weiblichen Geschlechtsmerkmalen lieber von Schlappschwänzen. Die Regierungskoalition rubbelt sich auf das neue Urheberrecht einen ab. Die SPDler lobpreisen sich selbst für die Neuregelung als Schützer der Künstler und Kreativen und Schaffer, während die CDU/CSU Fraktion den Abschluss schon beim Abendessen mit den Lobbyisten feiert und von Sony bezahlte Fünf-Gänge-Menüs schlemmt und Virgin-gesponserte Huren fickt (die übrigens selbst keine Jungfrauen sind, aber Ironie wird beim Vögeln viel zu selten gewürdigt). Aber ich möchte nochmal auf die Künstler, Kreativen, Schaffenden zurückkommen (auch wenn ich lieber auf die Virgin-Nutten kommen würde, aber ich bin leider nicht Roland Koch). Künstler! Ihr wisst schon, die Kerlchen, die 7% von dem Ladenpreis jeder ihrer CDs kassieren. Deren 7 Prozent sind jetzt hundertprozent gesichert. Superfickijubelduuuh! Tolle Sache. Ist gestattet Klartext über ein Gesetz zu reden und zu sagen, dass es wahrscheinlich zum selben Anteil den Plattenfirmen, Vertreibern, Händlern und dem Staat dient wie sich der Profit aus einem CD-Verkauf aufteilt? Nämlich zu 87%. Oder ist es Vorschrift über Bürokratentexte nur in verwirrenden Floskeln zu quatschen?

Scheiße auffem USB-Stick! Ich geh Trent Reznor hören. Von dessen Musik bin ich zwar kein waschechter Fan, aber zumindest tritt er für das Recht der Verbraucher, seine Songs zu klauen, ein, und das muss unterstützt werden.