Freitag, 31. Oktober 2008

Ergänzung zum Exkurs zum Esoterischen

Ich habe die Studie schon gestern verlinkt, aber hier noch einmal die entscheidende Grafik. So funktioniert das Sprechen mit Toten:


Ein großer Teil des Erfolgs besteht aus Statistiken. Schmerzen in Brust oder Kopf stellen aus gutem Grund die erste Anlaufstelle für Vermutungen zur Todesursache dar; diese zwei Bereiche decken 90% aller Verstorbenen ab. Zwei Tipps, mit beinahe hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit richtig zu liegen, und das Medium riskiert in den meisten Fällen maximal einmal falsch zu raten. Kommt auf "Ich spüre einen Schmerz im Brustbereich" eine positive Rückmeldung vom Kunden ist der naheliegende Verdacht Lungenkrebs, sofern das Opfer rauchte (kannst du beim Kunden und somit einem engen Verwandten der verstorbenen Person eine Zigarette entdecken?), und andernfalls ein Herzleiden. Trifft "ein seltsames Gefühl im Kopf" zu, dann ist möglicherweise ein Tumor schuld, oder der Verstorbene war nicht mehr ganz klar bei sich, soll im hohen Alter ja nicht selten vorkommen.

Ein großer Teil des Erfolgs besteht aus Statistiken, das andere Geheimnis ist der gesunde Menschenverstand. Es ist auffällig, dass viele Tipps, die danebengehen, solche sind, die aus ganz logischen Schlussfolgerungen bestehen. Der Kunde ist ein kräftig gebautes Kerlchen? Nun, der Vater, dessen Geist hinter ihm steht und ihm die Hand auf die Schulter legt, spüren Sie es?, ist sehe ich einen großen Mann. Oder noch allgemeiner: Der Vater wirft noch immer einen großen Schatten auf den Sohn. Das kann man sich im Geiste so zurecht konstruieren, selbst wenn der Vater unerwarteterweise von kleinerer Statur war. Für jeden Mann, der einmal Junge war, ist der Vater immer eine überragende Figur, wir erinnern uns an die Zeit als wir Kinder waren.

Es gibt im Groben zwei Sorten von Menschen, die Kunde bei einem Medium werden: 1) Menschen, die glauben wollen, weil sie sich von den Toten eine Botschaft ersehnen, die sie von ihrer Trauer erlöst, in diesen ist der Wunsch nach Trost so groß, dass das Medium nur den geringstmöglichen Beweis erbringen muss, damit sie sich erlauben können, ihren Schmerz zu stillen. 2) Beinharte Skeptiker, die eigentlich nicht an Geister und Engel glauben, aber von einer erstaunlichen, unerklärlichen Aussage des Mediums aus den Socken gehauen werden. Aufklärung über die Methoden falscher Hellsichtiger hilft nur der zweiten Gruppe. Die erste wird glauben, allen Beweisen zum trotz.

Für die zweite Gruppe allerdings ist es mit Bildung möglich, sich gegen Ausbeuter zu schützen, so wie man auch die Zaubertricks eines Bühnenmagiers erklärt. Es braucht nur das Wissen um die Tricks, nicht das Können, das Talent, das Training, sie umzusetzen - und ja, die besten Medien sind verflucht gut, in dem, was sie tun. Ich kann dir sagen, wie der Magier die Münze aus seiner Hand in den Ärmel verschwinden lässt, auch wenn ich selbst nicht die Fingerfertigkeit besitze, es dir vorzumachen.