Dienstag, 28. Oktober 2008

Die Unverfrorenheit zu träumen

Barack Obama kehrt heim zu hochfliegenden Worten.



Nur diesmal sind sie in der harten Realität verankert. Die luftigen rhetorischen Höhen brachten Obama ins Scheinwerferlicht, seitdem verbrachte er eine lange schwere Kampagne damit, Fleisch auf den silbernen Tellern zu legen, gewürzt mit dem Salz der Erde, und lernte durch die jüngste Krise mit gleicher Überzeugung und Überzeugungskraft über die Wirtschaft zu sprechen. Im Endspurt des Rennens ins Weiße Haus sind Obamas Reden der ersten Tage zurück, voller Inspiration, jetzt fest verwurzelt in ehrlichem, dunklem Boden, und somit gewaltiger denn je.

Der fließende Übergang von lebensnahen Alltagssorgen zu überschwebenden Ideal dieses Paragraphen ist stellvertretend für das Ganze:

In one week, we can choose an economy that rewards work and creates new jobs and fuels prosperity from the bottom-up. In one week, we can choose to invest in health care for our families, and education for our kids, and renewable energy for our future. In one week, we can choose hope over fear, unity over division, the promise of change over the power of the status quo. In one week, we can come together as one nation, and one people, and once more choose our better history.


Es ist leicht zu vergessen, weil es so fern liegt, dass zu dem Zeitpunkt, als Barack Obama seinen Aufstieg zu nationaler Größe begann, über den amerikanischen Traum zu reden ohne zynisch zu sein ebenso unmöglich schien wie das kleine Wort Hoffnung in den Mund zu nehmen ohne dass sich dabei die Lippen zu einem verschämten Lächeln verzogen. Aber er schaffte es trotz allem.

Träumen, Hoffen, Wünschen sind allzuleicht Klischees, doch wir müssen uns erinneren, dass nach acht Jahren Bush und den schmutzigen Lügen, die John Kerry zu Fall brachten, die Entscheidung an das Gute im Menschen zu glauben, das größte Wagnis darstellte, das ein schwarzer Mann mit muslimischen Namen eingehen konnte.

Wer weiß, was seine Präsidentschaft bringt. In vier oder acht Jahren mag Hoffnung erneut eine enttäuscht, peinlich, oder verachtungsvoll gemurmelte Phrase sein. Im Hier und Heute ist eines klar: In Barack Obamas schicksalshaft anmutender Bestimmung, gegensätzliche Standpunkte, Geschichten, Identitäten miteinander zu verschmelzen und darin ein größeres Thema zu findet, das verbindendet, liegt Amerikas letzte, beste Hoffnung, für die Welt wichtig zu bleiben.

Know Hope.