Sonntag, 23. Dezember 2007

Alle Jahre wieder macht man sich die besten Weihnachtsgeschenke selbst

Beim letzten Weihnachtseinkauf kam ich auf der Suche nach einer Tanne, die mir sympathisch genug war, dass sie mir den Fußboden voll rieseln durfte, an einem Korb mit winzigen 99 Cent Holzstaffeleien vorbei, für dich ich absolut keinerlei Verwendung hatte. Also kaufte ich eine. Das fällt unter die Sorte 99 Cent Ramsch, die man haben muss, weil man die unerschütterliche Gewissheit besitzt, dass einem in unbestimmter Zukunft der perfekte Nutzen dafür begegnen wird.

Als ich nach Hause kam, wartete ein Paket auf mich. Der Verlag hatte die ersten Exemplare von „Augenblicke der Ewigkeit: Die Geschichten“ geschickt. Einer der Geschichten heißt ‚Er lebt’ und stammt von einem gewissen Markus Rausch. Hmmmm, ich frage mich, ob der Autor so nett und attraktiv ist wie sein Name klingt. Oh, was erblicke ich da? Auf http://leserun.de/Biografien/augenblicke_2.htm gibt es ein Foto. Was für ein freundlicher junger Mann! Auch wenn es scheint als sei er von der Kamera menschlich schwer enttäuscht...

Ich musste das Buch in die Hand nehmen, um es zu glauben. Ich fühlte die Oberfläche des Einbands mit dem Finger. Ich schlug die erste Seite auf und roch am Papier. Es roch wie ein richtiges Buch riechen muss. Es fühlte sich an wie ein richtiges Buch. Es ist ein richtiges Buch.

Und es hat die perfekte Größe für die winzige Staffelei. Ich habe noch nie eine schönere Weihnachtsdekoration gesehen.

Mittwoch, 24. Oktober 2007

Immer wenn man denkt, man schreibe nur ein lustiges Kinderbuch...

... kommen Erwachsene daher und ruinieren alles, indem sie zeigen, das kein Witz so dumm ist, dass es nicht irgendwo einen noch Dümmeren gibt, der ihn ernst meint.

Als ich gestern über dieses Bild stolperte



hielt ich es zuallererst für das Cover zu einem Buch, das ich schreibe, über weiße Schafe und schwarze Schafe und die Angst vor dem Andersartigem. Unseren Sprachphrasen vom schwarzen Schaf in der Familie und blütenweißen Westen und Herdenmentalität sei dank schien das wie eine gute Möglichkeit, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit und Paranoia, die nach Sündenböcken schreit, zu thematisieren und dabei trotzdem einen komischen Abstand von der Wirklichkeit zu bewahren. Nun, das Plakat oben ist wirklich und irgendwie ist man in der Fiktion nie so weit von der Realität entfernt wie man sich gerne wünscht.

Die Realität ist folgende: 30% der Schweizer wählten eine rechtsradikale Partei, die Ausländer aus dem Land treiben will. Die anderen 70% sind selber Ausländer.

Allem Anschein nach ist die Schweiz ein schlimmeres Pflaster für Ausländer als ostdeutsche Dörfer. Und die Schweizer haben nicht die Ausrede, dass sie arm, dumm und noch ganz neu bei der ganzen Demokratie Sache dabei sind. Der kleine Alpenstaat hat eine fast nicht vorhandene Arbeitslosenquote, er sorgt vorbildlich für Bildung, Gesundheit, Wohlstand und Lebensqualität seiner Bürger, und er nennt sich eine der ältesten Demokratien der Welt. Leider liegt darin genau das Problem. Wie sich jetzt herausstellt, funktioniert das idyllische Bergparadis nur solange, wie es eine sehr begrenzte Zahl an Einwohnern hat, die alle seit Generationen im gleichen Dorf leben und sich darüber einig sind, was es bedeutet, Schweizer zu sein.

Was ich aus der Neugigkeit ziehe? Ich sollte mich beeilen, das Buch von den Schafen fertig zu stellen. Nicht dass ich befürchte, jemand könnte meine Idee klauen, nachdem ich sie hier erwähnt habe, denn niemand liest dieses Blog (trotz Versucher gewisser Personen das zu ändern). Sondern allein aus dem Grund, dass ich davor Angst habe, die Geschichte könnte von der Zukunft eingeholt werden, wenn ich zu lange brauche. Parodien verlieren einfach das gewisse Etwas, wenn die Wirklichkeit absurder ist als die Parodien.

Mittwoch, 26. September 2007

Halo 3

Für Familienminister, Jugendschützer und Moralapostel bundesweit muss gestern ein furchteinflößender Tag gewesen sein. Ein Killerspiel erreichte am Verkaufsstart mehr Menschen als irgendein Hollywood Blockbuster vor ihm. Halo 3, nach Definition von Günther Beckstein, unbestreitbar ein Amoklauf-Simulator bei dem "Menschen geschlachtet werden", "man mit Handgranaten auf Leute wirft", der "die Hemmschwelle gegen Gewalt" herabsetzt und eine "abstumpfende und gewaltfördernde Wirkung hat" fand allein in den USA innerhalb von acht Stunden 1,8 Millionen Abnehmer und brachte am ersten Tag über $190 Millionen in die Kassen. Ein neue absolute Bestmarke für alle Unterhaltungsmedien.

Der Rekordhalter für das beste Eröffnungs-Wochende in der Filmindustrie hält übrigens Spiderman 3. Wie das Schicksal so spielt Vorzeigevertreter einer anderen Erfolgsgeschichte. Nämlich der von Comics. Vor zwanzig Jahren für die Verdummung der Jugend beschuldigt, als Pac-Man und Donkey Kong noch unter dem Radar der Sittenwächter flogen, und heute feiert das Feuilleton Peter Parker als die sympathische Geschichte eines ewigen Verlierers zwischen Verantwortung und Macht und adelt Stan Lee zu Literatur. Ein weiter Weg, dabei steht den Kulturkritikern das Beste, das Comics schriftstellerisch hervorgebracht haben, noch bevor.

Videospiele legten ihren Weg von Underground und pubertärer Trivialunterhaltung zu Massenphänomen rasanter zurück als Film oder Comics vor ihnen. Zu rasant für unsere älteren Mitbürger in verantwortungsvollen Positionen, die noch nicht mitgekriegt haben, dass Microsoft, Nintendo und Sony die Paramounts, 20th Century Fox und Dreamworks von Morgen sind. Deutsche Filmproduzenten, die in einem Ausnahmejahr ein paar hundert Tausend Zuschauer in die Kinos bringen, werden mit Staatsgeldern verlustreich gefördert, während ein international erfolgreiches und in seiner Branche wegweisendes Unternehmen wie Crytek das weltweit millionenfach Kunden begeistert mit Verboten aus dem Land geekelt wird. Für jemanden wie Beckstein, der Killerspiele mit Kinderpornographie gleichsetzt, muss der Erfolg von Halo 3 wie ein Schock kommen. So lächerlich wie Verbote sind, so muss man sich doch fast wundern, wenn Beckstein tatsächlich Killerspiele so gefährlich einschätzt wie Kinderpornographie, warum er dann nicht zu noch extremeren Maßnahmen greift. Wenn sich ein Kinderporno innerhalb von vierundzwanzig Stunden zwei Millionen Mal verkauft und die Premiere von Filmstars auf rotem Teppich gefeiert wird, jede Wette, dass ich dann vor blinder Panik durchdrehen würde! Halo 3, das heute in Deutschland in die Läden kommt, sollte Beckstein und Konsorten die Scheiße in die Schlüpper und die Pisse in die Augen treiben und sie vor Angst in die Bunker stürmen lassen, als hätte Bin Laden gerade einen Terroranschlag angekündigt, wenn sie den Müll, den sie von sich geben, wirklich Wort für Wort glauben.

Also, was ist nur mit all diesen Menschen los, fragen sich besorgte Köpfe ohne Ahnung von der befremdlichen neuen Welt der interaktiven Unterhaltung. Warum kaufen so viele Leute Halo 3? Was stimmt mit denen nicht?

Das ist eine berechtigte Frage. Schließlich ist das Ausmaß des Phänomens Halo 3 nicht mit der Qualität des Produkts zu rechtfertigen. Halo 3 gehört zu den überbewertesten Spielen aller Zeiten (nicht das gleiche wie "das am meisten überhypte", der Titel geht für ewig an Black & White). Es ist ein sauber umgesetzter Shooter, mit einer überdurchschnittlich guten Hintergrundgeschichte, für deren vollen Genuss man allerdings die zahlreichen nebenbei veröffentlichten Romane kaufen muss, weil das Spiel selbst herzlich wenig erzählt, und einem kritisiertem Einzelspielererlebnis, so dass sich die Beliebtheit nur durch den guten Mehrspielermodus erklärt. Es ist nicht, wie gerne von Fans in Anspruch genommen, das erste Ballerspiel auf Konsole, das Multiplayer richtig hinkriegt, und die Idee von einem Menschen in Kampfrüstung der ballernd durch die Gegend rennt ist lange vor Halo 1 besser umgesetzt worden und wird in Zukunft auch nach Halo 3 noch besser umgesetzt worden. Halos Ausnahmestellung in der Videospielgeschichte fußt nicht auf Gameplay-Innovation sondern auf Marketing-Dollars. Flood Coca Cola hin, Meisterkoch Werbefeldzug her, mit Halo hat Microsoft, als Computerfirma, erstmals ein Unterhaltungs-Franchise in der Hand, das mehr Geld umsetzt als die besten Pferde in den Ställen von Filmstudios.

Das ist eine vernünftige Erklärung, warum Halo 3 sich so gut verkauft, aber keine Antwort auf die Frage der Killerspiel-Advokaten. Die wollen nämlich wissen, wann Mordlust ein Spiel wurde.

Angesichts einer mehr als 8 Millionen Köpfe starken Halo-Fangemeinde müssen sie sich die Frage stellen: Warum gibt es so viele virtuelle Mörder? Und dafür gibt es keine rationale Antwort weil es keine rationale Frage ist. Ihnen bleibt seit gestern nichts anderes übrig als die weiße Fahne zu schwenken, sich im Keller einzuschließen und auf das Ende der Zivilisation zu warten wenn Killerspieler die toten Stadtwüsten wie Zombies durchstreifen und Bill Gates die Welt regiert.

Für den Rest von uns war gestern ein ganz normaler Dienstag.

Samstag, 22. September 2007

Harder, Better, Faster, Stronger und andere Diebstähle

Mir muss peinlich sein, dass ich erst eine englisch-sprachige Seite besuchen muss, um von einer Neufestlegung des deutschen Urheberrechts fürs digitale Zeitalter zu erfahren, die mir in der deutschen Presse, die garantiert GRÜNDLICH und GEKONNT darüber informiert hat, komplett entgangen ist. Aber nicht so peinlich wie den verantwortlichen Politikern es sein sollte, ihre Namen als Unterstützer der Urheberrechts Novelle in den Berichten zu lesen.

Ist bekannt, wie Novelle definiert wird? Eine Erzählung, die um eine bislang unerhörte Neuigkeit kreist. Aber was ist an einer Horde raffgieriger Kaufleute, die ihr gottgegebenes Privileg, sich an den geistigen Produkten echter Schaffer zu bereichern, vor den vermeintlich am Horizont gesichteten Piratenhorden schützen wollen neu? NICHTS. REIN GAR NICHTS! Es ist die gleiche alte Leier und Politiker die ein Wirrwarr an unausgedachten und lückenhaften Vorschriften zusammenspinnen ist so frisch wie Zwieback an Bord der Santa Maria. Ich bitte den literaturwissenschaftlichen Ausfall zu entschuldigen.

Zurück zum Thema. Das Thema heute lautet: KOTZ MICH AUS UND SPÜL MICH RUNTER ICH GLAUB ICH WERD BEKLOPPT.

Mir wird als rechtmäßiger Käufer und Besitzer eines Musikalbums nicht das Recht eingeräumt, von den Liedern Kopien für den privaten Gebrauch im Auto, auf dem Laptop, im Ipod oder nur als Sicherheitskopie falls ein Hund oder besoffener Kumpel oder missgünstiger Musikhändler auf das Original tritt. Die Musikindustrie hat praktisch das Recht, auf ein Album einen Vorhängeschloss zu brennen und zu meinen: Das benutzt du nur wie und wenn und wann wir es dir erlauben. Fuck you und Geld her!

Urheberrechte, schöne und gut, denkt jemand bitte auch mal an Verbraucherrechte? Hallo? HALLO?

Fuck. Also bleche ich mehr als ein Drittel des Kaufpreises einer CD für Lizenzen und... kriege dafür überhaupt keine Lizenzen? Wofür dann? Damit BMG Vorstände sich weiße Katzen kaufen können, die sie manisch streicheln, während sie sinistre Befehle geben, meinen Computer auszuspionieren, während Amy Winehouse in der Entzugsklinik Koks vom gepiercten Bauchnabel eines bulemischen Magermodels schnieft? Ich bekomme den Eindruck, das alles ist nur ein gigantischer Plan, den Konsumer in den Wahnsinn zu treiben damit jemand, IRGENDJEMAND, so verrückt ist, das neue Monrose Album zu kaufen.

Und hier stand ich dummer Junge und dachte ich kaufe das Nutzungsrecht die Musik zu hören wann und wo ich will wenn ich ein Album kaufe. Das ist es doch, wofür ich 14 Euro bezahle, oder? Es ist ganz sicher nicht für die Herstellungskosten der CD, denn da kommen die 95 Cent hinterm Komma her. Oder sind es eher nur die letzten 5 Cent?
Nein, nein, das ist fair. Bitte lasst das so. Nehmt mir bitte alle privaten Nutzungsrechte ab, ABER, aber, dann möchte ich auch, dass im Gegenzug der Preis für Alben runtergeht, weil die Musikindustrie dann erstmal argumentieren muss, wofür der Käufer ihnen überhaupt Geld schuldig ist.

Oh, der Fragenkatalog, der Fragenkatalog. Im Guiness Buch der Weltrekorde stehen Menschen, die mit bloßen Händen Telefonbücher zerreißen, doch niemand hat je auch nur versucht einen Katalog mit allen gesammelten Fragen, die sich ein vernüftiger Mensch stellt, wenn er Gesetzestexte liest, zu zerreißen. Und warum nicht? Weil es unmöglich ist! Weil der Katalog, wenn es ihn gäbe, so dick wäre wie Otti Fischer der gerade Pavarotti gefressen hat NACHDEM dieser von den Verwesungsgasen wie ein Balloonfisch aufgebläht wurde, und weil die letzte Person, die versucht hat so einen Katalog zusammenzustellen, bei dem Versuch dazu schneller den Verstand verloren hat als Abd Al'Azrad beim Schreiben des Necronomicon.

Eine Frage, bei der mir Gaga zumute wird: Werde ich zum Verbrecher, wenn ich einen wirksamen Kopierschutz knacke? Was ist wenn es ein unwirksamer ist? Was ist überhaupt ein wirksamer Kopierschutz und was ein unwirksamer? Hey, hey, hey, Frau Zypris, gilt ein Kopierschutz als wirksam wenn er dafür sorgt, dass ich eine legale gekaufte CD in den CD-Spieler im Auto einlege und das verfickte Ding die CD nicht erkennt? Zählt es als Umgehung eines Kopierschutzes wenn ich die oben erwähnte CD in den Laptop schiebe und der vorinstallierte Windows Media Player ohne Aufforderung anfängt, die Songs auf Festplatte zu kopieren?

Ich habe keinen Schimmer. Sie haben keine Antworten. Ich frage einfach weiter und weiter und weiter und steigere mich mit jeder Frage weiter in den Wahnsinn bis wir uns auf ihrem Level treffen.

Ist es Diebstahl wenn ich ihn in ein fremdes Auto einsteige, das nicht abgeschlossen war, und davon brause? Ähhhhm, vermutlich ja! Falls ich ein Haus betrete, dessen Tür offen stand, ist das Einbruch? Was ist mit einer Firma, die Leuten Türen verkauft, aber dann verliere ich eines Tages den Schlüssel und trete die Tür ein. Darf die Firma mich wegen Sachbeschädigung verklagen weil ich deren Sicherung knackte? Kann ich einem Freund das Nutzungsrecht für einen Safe überlassen und, sobald er sein Kostbarkeiten reingelegt hat, die Kombination ändern und ihm ins Gesicht lachen: "HAHAHA! DAS VOLLE NUTZUNGSRECHT FÜR DAS SCHLOSS HABE ICH DIR NICHT ÜBERLASSEN! TROTTEL!"

Fick mich in die Nasenscheidewand!

Warum ist es illegaler eine Kopie von einer CD anzufertigen als von einer Videokasette? Oh, ich weiß, ich weiß! Darf ich die Frage ausnahmsweise beantworten? Weil die Lobby für VHS-Kaufkasetten vor mehreren Jahrzehnten ausgestorben ist, aber die Musikindustrie in eine Zukunft von unkontrollierbaren Käufern und unabhängigen Künstlern blickt und sich in ihre aus Geld gestrickten Hosen scheißt. Die reagieren so wie Anwälte, die in eine Kristallkugel geglotzt und eine Welt voll Friede, Freude, Sonnenschein erblickt haben und sich sofort sagten: "Verdammt, Leute, das können wir nicht zulassen! Schnell, zündet ein paar Häuser an, hetzt Menschen gegeneinander auf und startet Kriege wo ihr schonmal dabei seit!" Ganz sicher wünschen sich Waffenschieber und Produzenten auch, das Friedensverträge vom Gesetzgeber für strafbar erklärt werden, aber hören wir auf deren Lobby? Naja, gut, tun wir. Aber nicht so offensichtlich!

Ich fühl mich bedroht, wenn die Grünen als einzige Partei für meine Interessen eintreten. Das kostet wertvolle Zeit, in der sie Frösche über die Straße tragen müssen. Sind Kunden, denen ihre Rechte was wert sind, zu einer vom Aussterben gefährdeten Spezies geworden, als ich mal gerade nicht hingesehen habe? Falls ja... müssen wir ein Zuchtprogramm starten und ich bewerbe mich an dieser Stelle gleich und möchte anmerken, dass meine Spermien besonders potent sind in Gegenwart von Brünetten mit großen, uhm, verflucht, ich fang nochmal von vorne an sobald mir aus dem Bereich Musik ein Objekt einfällt, das mich an Titten erinnert.

Um auf beiden Gleisen des Sexismus zu fahren, reden wir statt von weiblichen Geschlechtsmerkmalen lieber von Schlappschwänzen. Die Regierungskoalition rubbelt sich auf das neue Urheberrecht einen ab. Die SPDler lobpreisen sich selbst für die Neuregelung als Schützer der Künstler und Kreativen und Schaffer, während die CDU/CSU Fraktion den Abschluss schon beim Abendessen mit den Lobbyisten feiert und von Sony bezahlte Fünf-Gänge-Menüs schlemmt und Virgin-gesponserte Huren fickt (die übrigens selbst keine Jungfrauen sind, aber Ironie wird beim Vögeln viel zu selten gewürdigt). Aber ich möchte nochmal auf die Künstler, Kreativen, Schaffenden zurückkommen (auch wenn ich lieber auf die Virgin-Nutten kommen würde, aber ich bin leider nicht Roland Koch). Künstler! Ihr wisst schon, die Kerlchen, die 7% von dem Ladenpreis jeder ihrer CDs kassieren. Deren 7 Prozent sind jetzt hundertprozent gesichert. Superfickijubelduuuh! Tolle Sache. Ist gestattet Klartext über ein Gesetz zu reden und zu sagen, dass es wahrscheinlich zum selben Anteil den Plattenfirmen, Vertreibern, Händlern und dem Staat dient wie sich der Profit aus einem CD-Verkauf aufteilt? Nämlich zu 87%. Oder ist es Vorschrift über Bürokratentexte nur in verwirrenden Floskeln zu quatschen?

Scheiße auffem USB-Stick! Ich geh Trent Reznor hören. Von dessen Musik bin ich zwar kein waschechter Fan, aber zumindest tritt er für das Recht der Verbraucher, seine Songs zu klauen, ein, und das muss unterstützt werden.

Freitag, 14. September 2007

Schwedische Bäuchlein und deutsche Nabelschau

Ich saß schon in langen, langweiligen Vorlesungen, in denen Professoren den komplexen Zusammenhang zwischen Sprache und Denken erhellten. Die Worte, in denen wir die Welt beschreiben, formen wie wir die Welt sehen und andersherum. Die Dinge, denen wir Namen geben, sagen so viel über uns aus wie die Dinge, die wir ohne Namen lassen, weil wir hoffen, dass sie niemand bemerkt oder weil wir nicht wollen, dass sie jemand ausspricht. Das ist alles sehr tiefgründig und verworren und genau deswegen liebe ich es, über ganz kleine und unscheinbare und doch so verräterische Beispiele zu stolpern wie das folgende eines ist...

Die als freizügig geltenden Schweden kennen ein Beziehungsverhältnis, das weniger unverkrampften Völkchen die Schamesröte ins kollektive Gesicht triebe: Buksvåger (männliche Form) oder Buksvägerska (weibliche Form). Das mag auf dem ersten Blick wie die skandinavische Version von Bückschwester wirken, heißt in Wirklichkeit aber soviel wie Bauch + Schwager/Schwägerin und ist die irgendwie süße und herrlich unspießige Bezeichnung für zwei Menschen, die mit dergleichen Person geschlafen haben. So wie die Apachen Blutsbrüderschaft schließen, kennen unsere sexy Schweden Verwandschaft durch geteilte sexuelle Erfahrungen.

Es ist scheinbar auch ein Wort, das relativ oft benutzt wird, denn wie alle Worte, die oft benutzt werden, existiert eine Kurzform: das niedlich-liebevolle "Bukis".

"Grüß dich, Olaf, Inge hat mir gerade erzählt, dass du und Agnes es in der Sauna getrieben haben. Gratuliere, ich hab auch mit ihr geschlafen, damals als wir zusammen meinen neuen Ikea-Tisch eingeweiht haben. Ich schätze dann sind wir jetzt Bukis. Prost!"

So oder so ähnlich stellt man sich die Gespräche auf feucht-fröhlichen Schwedenfesten vor. Wo die gleiche Offenbarung hierzulande das Ende aller Feierlaune wäre.

Im Englischen gibt es kein vergleichbares Wort. Weder die verklemmten Briten noch die puritanischen Amerikaner kämen auf die Idee, die Existenz einer solchen Verbindung mit einem Wort auch nur anzuerkennen. Auf einer Party herauszufinden, dass man neben einer Person sitzt, die mit der gleichen Frau geschlafen hat wie du, ist ein Anlass für Komplexe und Unzulänglichkeiten und Unsicherheiten und Verfänglichkeiten. Besser den Mantel des Schweigens darüber breiten anstatt über die Gemeinsamkeit zu plauschen.

Im Deutschen haben wir ein Wort dafür, doch spricht aus dem die aus einer komplex-beladene Seele geborene Sexfeindlichkeit eines Volkes der Familienstreitigkeiten und Nachbarschaftsfehden, das im Spaß eines anderen in erster Linie Anlass zu Neid, nicht zu gemeinsamen Genuss, sieht. Das Wort lautet: Lochschwager. Obszön, erniedrigend, und voll Selbsthass.

Halt genau wie der Deutsche im Bett.

So sehr wir deutschen Spießer Clubs und Vereine mögen, wir taugen als Faustregel halt einfach nicht dazu, Gemeinschaften wie die "Gefährtinnen des Schwanzrings" oder die "Sportkameraden Klitoris E.V." zu gründen. Tut mir leid, Bukis.

Big N, big again!

Das ewige Kind in mir möchte Nintendo salutieren, die an diesem großen Tage ihren rechtmäßigen Platz auf dem Thron der Videospieleindustrie zurück erobert haben, den sie zum letzten Mal vor siebzehn Jahren innehatten, als ich ein kleiner Junge vor seinem Super Nintendo war, der Link durch eine regnerische Nacht steuerte.

Die Wii Konsole hat nach den neuesten Zahlen aus Japan, USA und Europa den Weg in mehr Wohnzimmer gefunden als Microsofts mit einem Jahr Vorsprung gestartete Xbox360 und Sonys spektakulär implodierende Playstation3 und beim Spurt an die Spitze mit annäherend einer halben Millionen verkaufter Exemplare allein in den Staaten pro Monat Rekorde und Erwartungen in Schallgeschwindigkeit gebrochen.

Am Ende der 16 Bit Ära verlor Nintendo seine Vorherrschaft an Sony, deren als Erwachsenenentertainment vermarktete Playstation ihren Ausnahmerang darauf gründete, dass sie den Kundenkreis für Spielekonsolen von verschwitzten, pickeligen Teenagern ohne Freunde um verschwitzte, pickelige Teenager mit Freunden erweiterte. Daher ist von besonderer Genugtuung, dass erst das als Kinderspielzeughersteller verspottete Big N daherkommen musste, um Videospiele als generationsübergreifende Unterhaltung zu etablieren. Und weil Nintendo für mich das ist, was Tinkerbell für Peter Pan bedeutet, nämlich mein Ticket nach Nimmerland wann immer mir der Sinn nach Kindheitserinnerungen steht auch nachdem Disney keine Animationsfilme mehr zeichnet, gebe ich mich der Genugtuung gerne hin.

Wiiva la Revolution!

Dienstag, 11. September 2007

HEUTE

Heute ist ein schöner Tag, mit allem drum und dran
Sonne und Lachen und mehr
was halt dazu gehört an einem Tag wie

Heute sehe ich Kinder spielen
draußen im Sandkasten
Burgen bauen und niederreißen
Und bauen und zerstören und bauen
Sie sind so jung
(waren sie vor sechs Jahren schon geboren?
Vielleicht gezeugt)
Ein Junge mit Eimer und Schaufel und Förmchen
Er lernt mit jedem stampfenden Kinderfuß dazu
Jeder Sandturm ist schöner als der letzte
Solange er seine Förmchen hat wird er aufbauen bis

Heute höre ich ein junges Paar
Im Park Schwüre und Pläne tauschen
Ohne Sprache
Die Liebe ist so frisch
Alles das sie tun ist ein neuer Jahrestag
Anstatt eine Sammlung alter Daten
an die man sich erinnert
um den Staub von der Vergangenheit zu blasen
Was kümmern sie denn die Tage
Ein Kuss schmeckt am Dienstag so gut wie am September
Mehr Morgen als Gestern vor sich
Was zählt ist

Heute schmecke ich
den Frühling in der Luft,
das Herbstlaub und den Winterschnee
und einen blauen Sommerhimmel
auf der Zunge.
Heute rieche ich das Meer
Salzig wie Tränen, gefüllt mit Leben
Und ein weißer Strand bis zum Horizont
ohne Fußspuren
Und ich denke nur an

Heute ist ein schöner Tag. Und kein Gestern
unseres Lebens kann verhindern, dass
Morgen auch ein schöner Tag ist.

Solange wir die Förmchen in unseren Köpfen bewahren, bauen wir alles wieder auf.
Heute und Heute und Heute.

Montag, 10. September 2007

Forderung: Gleiche Sendezeit für alle Kinder

In den USA existiert ein Gesetz. Als Arnold Schwarzenegger für den Posten des Governators von Kahlifaurniäh kandidierte, durften seine Filme nicht im Fernsehen gezeigt werden, weil die Sender verpflichtet waren allen Kandidaten die gleiche Anzahl unbezahlter Sendeminuten zu widmen. Wir sollten etwas ähnliches für notbedürftige Kinder einführen. Als Name bietet sich die "Madeleine-Klausel" an.

Mir ist nicht wohl dabei, offen meine Meinung über das Thema zu sagen. Anfangs nicht weil es keinen Spaß macht, Leute mit guten Intentionen zu kritisieren. Neuerdings nicht, weil ich mich nicht bei den Leuten einreihen will, die, seit die Eltern unter Mordverdacht stehen, den Mut finden zu sagen, dass ihnen der Medienaufstand um das Kind ja sowieso auf die Nerven ging und sie sich "sowas schon gedacht haben". Ich habe keine Lust, meine instinktive Reaktion auf die Berichterstattung im nachhinein als prophetische Ahnung zu rechtfertigen. Das war es nicht. Ich habe die Quelle als das identifiziert, was es ganz klar ist, und was es ist, ist ein sehr egoistisches niederträchtiges Gefühl genannt Neid.

Neid stellvertretend für Kinder, deren Eltern den Kampf lange aufgeben mussten. Für Kinder, die niemals Eltern hatten die für sie kämpften. Für Kinder, die keine Stimme und kein Gesicht und keine Chance besaßen.

Aber man kann Eltern nicht zur Last legen, dass sie die Hoffnung nicht aufgeben. Ich hoffe dass jeder Vater und jede Mutter auf der Welt das gleiche tun würde. Die Schuld liegt bei uns Menschen, das wir das Drama eines einzigen hübschen Kindes der viel wahrscheinlicheren und von uns leichter zu beeinflussenden Rettung von mehreren namenlosen Kindern vorziehen.

Es ist das Recht von Eltern, ihr Kind für das wichtigste auf der Welt zu halten. Zu einem Problem wird es nur dann, wenn der Rest von uns der Annahme zustimmt.

Mittwoch, 29. August 2007

Wo der Hund begraben liegt

Das Thema heute gehört eigentlich zum gestrigen Nachrichtenabwasch, aber ich wollte es in einem eigenen Eintrag abhandeln. Die großen Schlagzeilen in den Staaten dieser Tage gehören nicht den griechischen Waldbränden oder dem Justiz-Skandal oder dem zweijährigem Jubiläum von Katarina oder dass den Republikanern die Mitglieder ausgehen weil alle Schwulen, gegen die sie im Wahlkampf hetzen, sich scheinbar in ihrer eigenen Partei verstecken. Nein. Die Titelblätter gehören einem mehr oder weniger namhaften NFL Spieler.

Michael Vick hat in der amerikanischen Bevölkerung eine Empörung von einem Ausmaß ausgelöst, für das andere Stars ein minderjähriges Mädchen live in der Halbzeitshow des Superbowls vögeln, das daraus entstandene Baby von einem hohen Balkon schmeißen, und anschließend die eifersüchtige Ehefrau mit einem Messer erstechen müssten und sie würden immer noch nicht annäherend den Aufschrei verursachen der Vick entgegen schlug. Wie hat der Footballstar das geschafft? Er hat Hundekämpfe organisiert. Bravo, Michael, du bist ein Riesenarschloch. Und ein saudummes noch dazu. Man legt sich nicht mit einer Nation von Tierliebhabern an. Hundeliebhaber heißen so weil sie Hunde mehr lieben als Menschen und stolz drauf sind. Ein Mensch, von dem bekannt wird, dass er Hunde zur Unterhaltung aufeinanderhetzt und grausam tötet, hat um sein Leben zu fürchten. Dabei geht die Gefahr nicht von den Hunden aus. Jetzt sind es die Besitzer, die Schaum vorm Mund haben und sich in Tollwut geifern. Damit will ich bitte nicht andeuten, dass man wütende Hundebesitzer einschläfern sollte, nur... steht die Aufmerksamkeit, die dem Skandal zuteil wird, in irgendeinem Verhältnis zur Tat oder, schlimmer noch, zu den restlichen Nachrichten, die statt mit Zorn nur noch teilsnahmslos zur Kenntnis genommen und mit einer "Ach ja, so läuft es halt in der Politik, was kann man machen" Apathie abgenickt werden? Ich mache mir keine Illusion, dass die Reaktion in Deutschland anders aussähe. Haustiere gehen einem näher als verworrene Intrigen irgendwo da oben in Washington oder Berlin oder Bagdads Green Zone. Michael Vick wird aus einem Sport verbannt werden, der keine Probleme damit hatte, Frauenschläger, Rassisten, Drogenbenutzer, und Vergewaltiger weiter spielen zu lassen. Schluss, Aus. Darauf rumzureiten, dass es nicht proportinal ist, macht keinen Spaß, weil es langweilig ist, weil ich Recht habe und weil ich weiß, dass ich Recht habe.

Lieber spreche ich über etwas, bei dem ich falsch liegen kann. Das ist viel spannender und macht mehr Sinn in einen öffentlichen Diskussionsraum zu setzen.

Thema Kampfhunde.

Mir ist bewusst, dass allein das Wort "Kampfhund" in manchen Menschen einen Widerstand provoziert wie bei mir "Killerspiele". Deswegen werde ich auf leisen Sohlen wandeln. Ich finde, Menschen die auf die Überlegung, dass Hunde gefährlich sein können, wie auf eine persönliche Beleidigung reagieren, gehören an Bulldoggen verfüttert.

Was? Was? Warum werde ich so angestarrt? Bin ich auf einen Ast getreten oder sowas? Nur weil jemand Samthandschuhe anhat heißt doch nicht, dass er einen nicht ohrfeigen darf. Es fühlt sich halt nur herrlich seidig an.

Ich habe nie so ganz verstanden, warum Hundebesitzer sich aufregen, wenn bestimmte Hunderassen unter einen Vorverdacht gestellt werden. Für mich - und ich sage das jetzt als jemand der erst vor einer Woche von einem Rottweiler das Gesicht abgeschlabbert bekam während ihm ein anderer Hund von der Größe eines Kleinwagens auf dem Schoß saß - für mich macht es Sinn, einige Hunderassen strenger zu behandeln als andere. Bei Hunden wird am deutlichsten, dass wir Tiere für alles mögliche züchten können. Wir können sie klein züchten, wir können sie groß züchten, wir können sie zur Jagd züchten oder zum Bewachen. Da scheint es logisch vom Gesetzgeber besonderes Augenmerk auf solche Hunderassen zu legen, die in der Vergangenheit für Aggressivität gezüchtet wurden.

Eine Freundin von mir hat ein perfektes Händchen bei der Hundewahl. Sie mag Hunde, die groß sind und bei deren Anblick man die wölfische Herkunft zumindest noch erahnt, im Gegensatz zu Tieren, die aussehen als hätte übereifrige Genetiker sie aus einer Ratte oder einer Wurst gezogen. Ihre Fellknäuel sind die liebsten freundlichsten Wesen, die dir jemals die Nase ablecken können. Gleichzeitig kenne ich aus dem Familienkreis mehrere Ratten und Würste, die sich so gut zu benehmen wissen wie ein Fuchs im Hühnerstall. Und ich bin absolut überzeugt, dass Yorkshire-Terrier die hinterhältigsten Wichser im Hundereich darstellen. Aber wenn so ein Handtaschenpinscher bissig wird tritt selbst ein Kleinkind nur einmal kräftig mit dem Fuß auf, MATSCH, und die Sache ist gut.

"Schuld sind die Halter, nicht die Hunde" ist so richtig wie "Nicht Gewehre töten Menschen. Menschen töten Menschen." Wie konsequent Hundefreunde diesen Ansatz zu Ende denken wollen ist offen. Wer für einen verpflichtenden Hundehalterschein eintritt, mit Backgroundchecks, Eignungsprüfung und Wartefrist, kann auch direkt zugeben, dass Hunde wie Waffen sind und so behandelt werden sollten. Dass die Mehrheit der Hundebesitzer sich in einer Interessensgemeinschaft mit Waffenhalter-Lobby und libertären Bettgefährten wohl fühlen würde ist zweifelhaft.

Nicht falsch verstehen. Hunde sind fein, auch wenn Katzen ihnen immer überlegen sein werden. Es ist toll, wenn ein Mensch für seinen besten Freund die Hand ins Maul legen würde. Solange es seine eigene ist. Aber er kann nicht das gleiche mit der Hand eines Fremden zu tun und garantieren dass das Tier nicht beißt.

Und deswegen wird eine Seite wie diese auf mich immer morbide wirken. Ich verstehe ja, was die Leute sagen wollen. Die Absicht ist gut. Aber erstens haben die Bilder keine Beweiskraft solange anderswo pädophile Onkel nebst Nichte von Familienfotos lächeln und die Standardaussage über überführte Mörder von dessen Nachbarn "Bei ihm hätte ich es am wenigsten erwartet" lautet, obwohl wir von Menschen erwarten, dass sie andere Menschen eher richtig einschätzen können als Tiere. Und zweitens... ein Foto von einem Baby neben einem Pitbull und das per Photoshop mit Sternchen verziert? Die einzige Aussage da ist: Wie zum Teufel kann man von einem Kind erwarten sich gegen einen Hund zu wehren, wenn er wild wird, wenn es sich noch nicht einmal gegen seine Eltern wehren kann, die es für ihre Zwecke instrumentalisieren?

Ich glaube in diesem Fall kann ich mich der "Es ist der Halter, nicht der Hund" Fraktion anschließen. Das ist wirklich ein Beispiel, da hätte der Hundebesitzer besser daran getan den Maulkorb sich selbst anzulegen und nicht dem Hund.

Dienstag, 28. August 2007

Endings always come too fast, they come too fast, but they pass to slow

Ich habe einen Rückstand an altem Zeugs, über das ich quatschen wollte, doch derzeit türmen sich die Neuigkeiten.

Fangen wir klein an. Mit dem einzigen Misthaufen in der Welt, auf dem kein gutes Kraut wächst. Einem Scheißberg unter dem auf wunderbare Weise bestimmte Leute Gold hervor fördern und in Sicherheit bringen und gleichzeitig die gleichen Leuten neue Kacke auf die Spitze furzen.

Zwei Artikel von Rolling Stone und Forbes geben zusammen einen guten Überblick über den Ausverkauf des Iraks an profitgeile Konzerne und warum er ungehindert von statten gehen konnte.

Es existiert eine Theorie, nach der die menschliche Zellen ständig ausgetauscht werden und alle zehn Jahre jede Zelle in unserem Körper mindestens einen Tod gestorben ist, und unsere Sünden und Fehler sterben mit ihnen, um von einer neuen Person ersetzt zu werden. Es würde einiges erklären. Dass Dick Cheney von 1994 besser wusste, was als Resultat einer Irak Invasion droht, als der Dick Cheney von einer Dekade später, hat mittlerweile die Runde in den Internets gemacht.

Weniger verbreitet ist, dass auch die 2001 Versionen von Condoleezza Rice und Colin Powell (das einzige Mitglied mit einem Gewissen in Bushs Kabinett und zufälligerweise auch das einzige Mitglied das freiwillig den Hut genommen hat) eine eine ganz andere Einschätzung bezüglich der militärischen Kapazitäten von Saddam Husseins Regime vertraten als die von 2003.

Normalerweise erben wir das Wissen unseres toten Vorgängers, aber hin und wieder geht scheinbar etwas im Prozess der Erneuerung verloren. Spekulationen besagen, dass die Zellen, die hier gestorben und nicht ersetzt wurden, Gehirnzellen waren.

Dummerweise kann das US Justizministerium nichts unternehmen, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, weil es selbst von Skandalen und Entlassungen gelähmt ist. Als Konsequenz daraus hat Alberto Gonzales seinen Rücktritt eingereicht. Nein, ich scherze nur! Er hat zwar schon seinen Rücktritt erklärt, aber das hat rein gar nichts mit der Korruption unter seiner Führung zu tun, sondern schlicht damit, dass er von den Fragen des bösen Untersuchungsausschusses Kopfschmerzen bekam. Das ist Bushs Abschiedsworten zu entnehmen, in denen er die politisch motivierten Spiele der Demokraten für die Migräne seines verdienten Schergen, ähm, Mitarbeiters verantwortlich macht. Das ignoriert die Tatsache, dass die Fragen zuletzt von Demokraten und Republikanern gleichermaßen kamen und wenn überhaupt irgendwie motiviert dann von der Suche nach der Wahrheit, aber von Bushs Verdrängungskünsten wissen wir ja seit er seine Administration von der "realitäts-basierten Gemeinschaft" abgrenzte.

Gonzales Abgang folgt dicht auf den Fersen von Karl Roves Resignation. Beide Männer legten ihre Abgänge zeitlich so, dass sie in eine Sendepause der Daily Show, Amerikas schärfster Polit-Comedy, fielen. Zufall? Natürlich. Witzig? Absolut. Aber die Kritiker können gar nicht so oft Pausen machen wie Bushs Regierung die Leute ausgehen. Und wenn wir mal annehmen, dass hinter den jüngsten hochrangigen Verlusten kein geheimer Plan steckt, an dessen Ende Karl Rove als neuer Justizminister nominiert wird, drängen sich Vergleiche zu Ratten und sinkenden Schiffen auf.

Stephen Colbert hat uns zwar beigebracht, dass die Bush Regierung nichts mit der Titanic gemeinsam hat sondern wenn überhaupt mit der Hindenburg gleichgesetzt werden sollte, doch solange sich Bush weigert endgültig zu explodieren bleibe ich noch eine Weile beim Eisberg. Nun wird in den letzten Tagen dieser republikanischen Amtszeit, in der innenpolitisch nichts erreicht wurde außer ein Zwiespalt des Landes und die einzige ehrgeizige außenpolitische Zielsetzung, der alles andere, von Bündnissen bis Sympathie, geopfert wurde, zu einem Disaster gewirtschaftet wurde, wird zunehmend klar, warum die Riege um Cheney, Rumsfeld und Ashcroft eine Handpuppe brauchten, von der Karl Rove beim ersten Treffen sagte "Das ist ein Mann, den ich zum Präsidenten machen kann". Niemand von den Machern wäre willens zusammen mit dem Schiff, das sie für ihre erhgeizigen Pläne bauten, unterzugehen. George W. Bush darf als Kapitän bis zum Schluss salutierend auf der Brücke stehen, mit dem Banner "Mission Ersoffen" im Rücken, bis ihm das kalte Wasser bis zu den Ohren steht. Währenddessen springen die Lenker und Mechaniker und Navigateure mit trockenem Pelz von Bord.

Für Alberto "Total Recall" Gonzales hat der Rücktritt vom Amt einen ganz praktischen Nutzen. In zukünfigten Verhören vor dem Untersuchungsausschuss wird das Leugnen noch leichter werden. In einer Woche wird sich Speedy Gonzales nicht mehr daran erinnern, zurückgetreten zu sein. Bald darauf wird er sich noch nicht einmal mehr entsinnen, dass er jemals Justizminister war.

"Ich kann mich nicht entsinnen, mich zu erinnern ob mir im Gedächtnis wäre irgendwann dabei gewesen zu sein dass mir gerade nicht einfällt wann ich zuletzt einmal und überhaupt ein Amt in einer Regierung gehabt hätte und der Name Bush kommt mir spezifisch im Moment nicht bekannt vor und was sie sonst fragen das ist mir derzeit nicht im Kopf geblieben und so weiter entschuldigung Herr Senator."

Koooooopfschmerzen!

Zur Auflockerung lokale Nachrichten: China hackt deutsche Computer. Ein Shock! Okay, dass moderne Spionage über den virtuellen Datenraum läuft überrascht kein Schwein außer offenbar unsere hoch kompetenten Volksvertreter und dass China groß mit dabei ist - auch logisch. Aber ich hätte nie gedacht, dass sie so weit gehen. Die Computer unserer Beamten! Ich sag' mal so: Wenn die Chinesen bereit sind, sich durch den Staub von Gigabytes und Gigabytes bestem deutschem Bürokratentext zu wühlen ... dann verdienen sie den Sieg.

Samstag, 25. August 2007

China, Tibet, Irak, Vietnam und andere verlorenen und gefundene Seelen

Die Meldungen der letzten Woche boten genug Futter, um sie über Monate zu strecken, doch ich werde sie in einem einzigem Eintrag abarbeiten. Meine Lieblingsjuwelen des Tages!

In der Schlacht darum, welche Ideologien blöder sind, politische oder religiöse, wurde im fernen Osten eine neue Front eröffnet: China verbietet buddhistischen Mönchen zu reinkarnieren sofern sie nicht die ausdrückliche Erlaubnis der Regierung besitzen.

Ja, richtig gehört. Wenn China gerade mal nicht damit beschäftigt ist, Kinder zu vergiften, uns als Fahrzeuge getarnte mobile Todesfallen zu verkaufen, oder Autos von Pekings Straßen zu verbannen (nicht weil die Autos Menschen umbringen, sondern weil rechtzeitig zu den olympischen Spielen der Himmel sichtbar sein soll), machen sie totalitär tolle Sachen, die keinem anderen Land der Welt einfallen würden, wie zum Beispiel den Prozess der Wiedergeburt gesetzlich zu regeln.

Zugegeben, da haben sie eine Gesetzeslücke entdeckt. Wenn alte buddhistische Ärgermacher, bei denen du froh bist, sie endlich los zu sein, statt in Frieden zu ruhen, in die Körper neuer junger Menschen wiedergeboren werden, möchte man als Regierung gefälligst ein Wörtchen mitreden.

Mein erster Instinkt ist über die chinesische Regierung zu lachen, weil es so weit hergeholt ist. Andererseits, das Konzept Wiedergeburt an sich ist auch schon ziemlich weit her geholt. Es ist eine Meisterleistung in Sachen Architektur des Absurden, dieser Versuch, eine absurde Idee mit einer noch viel absurderen Idee zu regeln. Das muss so ähnlich sein, wie einen zweiten schiefen Turm von Pisa auf die Spitze des ersten schiefen Turms von Pisa zu bauen.

Nur... Bei genauem Hinsehen ist es gar nicht so dumm wie es scheint. Die Handlung der chinesischen Regierung jetzt, nicht buddhistischer Glauben oder gestapelten Pisa-Türmen. Sie wollen nur sicher gehen, dass das nächste politische und geistige Oberhaupt Tibets ihren Segen hat und ihren Befehlen gehorcht. Das ist nicht sehr demokratisch, aber ein vom Volk nicht gewähltes Staatsoberhaupt das religiöse und weltliche Macht in einer Person vereint ist auch nicht ganz im Sinne der Demokratie.

Und schließlich ist die Wiedergeburt für die Mönche genauso sehr ein Politikum zur Machterhaltung, -Sicherung und –Legitimierung wie für China. Ob über die Seelenwiedererkennung nun ein Gremium von Politikern oder eine Versammlung von Mönchen befindet, was ändert das schon? Es geht um das gute alte Tauziehen. Wird die Regierung die Religion kontrollieren oder die Religion die Politik.

Der Dalai Lama ist 72 Jahre. Menschen in dem Alter treffen gewisse Vorbereitungen. Sie schreiben Testamente, sie beichten Sünden, sie reden öfter mit ihren Kindern als gewöhnlich, sie überlegen sich die Musikauswahl für ihre Beerdigung, und, wenn sie zufällig Kopf einer großen Religion, die an die Wiedergeburt glaubt, sind, machen sie sich über das nächste Leben Gedanken. Der Dalai Lama hat seit 14. Generationen Kontrolle darüber, wo und wie er wiedergeboren wird. Und die momentane Verkörperung des Dalai Lama weigert sich, innerhalb Tibets wiedergeboren zu werden, solange es in chinesischer Hand ist.

Das neue Gesetz verleiht China die Autorität, den nächsten Dalai Lama aus den eigenen Reihen zu wählen. Gleichzeitig wird es damit zu einer sicheren Wette, dass die buddhistischen Mönche die fünfzehnte Inkarnation ihres Dalai Lamas zwangsweise im Ausland suchen und finden werden, höchstwahrscheinlich einem reichen fetten Land wie Amerika.

Auf beiden Seiten geben praktische Gründe den Ausschlag. Das ist nicht anders als es bei der katholischen Konklave. Die Kardinäle sagen zwar „Benedikt wurde von Gott erwählt“, aber was sie meinen ist: „Benedikt war die beste Wahl, weil für die Kirche nach einem so langlebigem Reformator wie JP2 ein dem Tode naher konservativer Greis genau das richtige ist.“

Und deswegen setze ich darauf, dass der nächste Dalai Lama aus dem Westen kommt. Die Leute hier fressen östlicher Philosophie, Mystizismus und Medizin aus der Hand. Das ist ein Wachstumsmarkt für Einfluss den man zementieren muss. Und außerdem würde ein Dalai Lama aus dem eigenem abendländischem Kulturkreis auch in Zukunft den Fluss der Spenden aus Hollywood sichern, das der beste Finanzierer des Widerstandes für ein freies Tibet ist seit die CIA beschlossen hat, dass 1,7$ Millionen pro Jahr um eine Armee von Pazifisten auszurüsten verschwendetes Geld ist.

Von alten Mönchen die als Babys wiedergeboren werden zu einer Branche, die derzeit alles tut, das in ihrer Macht steht, um männliche Jugendliche in junge Frauen und Senioren zu verwandeln ohne dabei direkt zum Mittel der Reinkarnation zu greifen aber es würde, wenn sie könnte: Die Video- und Computerspiele Industrie will weg von verpickelten Teenagern in ihren miefigen Kellern hin zu Mädchen und Familien und Oma und Opa. Das ist der Tenor der Medien in der Berichterstattung zur Games Convention in Leipzig. Normalerweise verstehen die Nachrichtenredaktionen von RTL, ARD und Sat1 (in der Zeitung stand, Sat1 hätte alle ihre Journalisten gefeuert, aber hatte Sat1 je Journalisten???) von der Welt der Computer soviel wie Mügelner Bürger von Zivilcourage. Ich nenne da nur die lächerliche Überschätzung von Second Life, bei dessen bloßer Erwähnung jeder Nachrichtenredakteur scheinbar eine größere Erektion bekommt als ein Furry beim Anblick von Bugs Bunny in Drag, während gleichzeitig World of Warcraft weitestgehend unbemerkt genügend Menschen ansammelt um ein kleines Land zu besetzen. In diesem Fall allerdings haben sie ausnahmsweise Recht. Videospiele sind tatsächlich auf einem Siegesfeldzug heraus aus der Nische als Unterhaltung für große und kleine Kinder hin zur akzeptierten Massenunterhaltung für Alt und Jung jeden Geschlechts. Nintendo hat allein im letzten Monat EINE MILLION neuer Einheiten ihrer Spielekonsolen in die weltweiten Wohnzimmer verkauft. Ich begrüße die Entwicklung und heiße die neuen Spieler als alter Nintendofan und Gameboy der ersten Stunde herzlich willkommen und stelle mich schon einmal geistig auf den Tag ein, an dem wir vom Amoklauf eines Computerspielers hören und die Reporter nicht vom Schulhof sondern aus dem Altersheim berichten. Arme alte Großmutter, du hast einfach zu viel Counterstrike gespielt...

Und die vorletzte Schlagzeile für heute, ebenfalls zum Thema Seelenwanderung und die Zukunft der virtuellen Unterhaltung: Wissenschaftler haben einen Weg gefunden, das Phänomen der außerkörperliche Erfahrungen im Labor unter kontrollierten Bedingungen zu reproduzieren. Wir wissen von Menschen, die im Traum oder unter Betäubung standen oder dem Tod nahe waren, dass sie ein Gefühl beschreiben, ihren Körper zu verlassen und sich von außen zu sehen oder manchmal gar über weite Distanzen wandern um einen entfernten Menschen zu beobachten. Das Experiment erklärt uns bei weitem nicht alles, das wir aus Beschreibungen kennen, aber es ist ein erster Schritt, und eine verdammt coole Erinnerung, was heraus kommen kann, wenn Wissenschaft das Feld des sogenannten Übersinnlichen nicht prinzipiell ignoriert sondern untersucht, was es zu untersuchen gibt.

Zum Abschluss das Beste: Präsident Bush hat eine Hundertachtzig Grad Kehrtwende hingelegt und stimmt nun zu, dass Irak genau so ist wie Vietnam. Nur dass in seinem Vergleich der einzige Fehler in Vietnam der war, den Krieg zu beenden. Man kann hundert Witze darüber machen, aber es ist spät, ich bin müde, und außerdem bricht man allein vom Lesen der Neuigkeit in schallendes Gelächter aus.

Ha ha haaargh.

Montag, 13. August 2007

Wie weit reist Hoffnung auf dem Rücken eines sterbenden Sterns?

Heute Nacht legen wir unser Vertrauen in einen glühenden Schauer am Nachthimmel.

"Fang eine Sternschnuppe mit den Augen ein und wünsch dir was. Und ich wünsche dir, dass deine Wünsche in Erfüllung gehen", sagen sie.

Das werden sie nicht. Ich hab's probiert und ohne Erfolg. Sternschnuppen können einem keine Wünsche erfüllen. Andere Menschen können das.

Weswegen es so verdammt blödsinnig ist, über Wünsche still zu sein. So unsinnig, dass schon Kindern, sobald sie die Kerzen auf ihrer ersten Geburtstagstorte auspusten, lernen, ihre Wünsche geheim zu halten. Weil man über seine tiefste Sehnsucht schweigen soll, weil es nur zählt wenn der Wunsch durch einen schicksalhaften Zufall erfüllt wird, weil es nicht magisch ist wenn ein anderer Mensch es tut. Unsere verheimlichten Wünsche machen Feiglinge und Betrüger aus uns allen. Im schlimmsten Fall Mörder. Es gibt viele Dinge, die man totschweigen kann. Wünsche gehören dazu.

Dies ist die kleine tödliche Lüge: Wenn du jemandem verrätst, was du dir wünschst, geht der Wunsch nicht in Erfüllung. Natürlich ist es genau andersherum. Aber es fällt uns leichter an Magie zu glauben, uns ein Geschenk zu machen, als an unsere Freunde.

"Fang eine Sternschnuppe ein und wünsch dir was. Und ich wünsche dir, dass deine Wünsche in Erfüllung gehen", sagen sie, die Fremden, die Bekannten, die Freunde, diejenigen, die nichts von unserem größtem Wunsch wissen, und solche, die unseren Wunsch kennen, aber nichts unternehmen, ihn zu erfüllen.

Und so schauen wir heute Nacht zu den Sternen und wir wünschen...

Samstag, 14. Juli 2007

Geld stinkt nicht

Aus aktuellem Anlass ein Beitrag aus der Reihe "Schlechte Ideen aus dem Ahhhhh-lltag". Heute: Drehtüren für öffentliche Toiletten sind eine Scheißidee. Wenn ich nach einer Stunde Blase Halten aus dem Zug hetze, weil mir die Pisse bis unter die Augen steht, habe ich keine Zeit in den Untiefen meiner Brieftasche nach der richtigen Kombination kleiner Münzen zu suchen, die mir die mythische Pforte ins heilige Strullerland öffnet. Drehtüren sind toll für Zoos und Vergnügungsparks, aber um Himmels Willen nicht für Toiletten. Das Scheißhaus am Düsseldorfer Bahnhof ist nicht Disney World. Die Leute stehen nicht stundenlang Schlange um auf Toilette zu gehen, es sei denn die Toilette hat Drehtüren am Eingang und alle kramen nach Kleingeld, das sie nicht haben. Keiner von uns will auf Space Mountain reiten. Und im Gegensatz zu Splash Mountain werden die Besucher höchstens nass, wenn sie nicht drankommen.

Zugegeben, die WCs am Düsseldorfer Bahnhof sind erstaunlich sauber. Ich vermute das hängt damit zusammen, dass SIE NIEMAND BENUTZT. Denn der Gedankengang, den ein potentieller Benutzer durchläuft, sieht wie folgt aus: "Oh Gott, ich muss, ich muss, ich muss, was, was ist das? Drehtüren? Verfickte Drehtüren! 70 Cent Eintritt? Wo kriege ich 70 Cent her? Soll ich dir mir aus dem Arsch ziehen? Da will was ganz anderes raus, aus meinem Arsch, deswegen muss ich ja! 70 Cent, 70 Cent, soviel habe ich nicht, wo ist mein Kleingeld, ich habe 10, ich habe 11, 12, 13, 23 oooooh goooott, ganz ruhig, 28 Cent, ehm, 29, 34, ruhig, ruhig, ganz langsam, immer mit der Ruhe, es läuft, es läuft, oh Mist, es läuft ja wirklich, und zwar läuft es mir das Bein runter, und das ist meine teuerste Hose, teurer als 70 Cent auf jeden Fall, fuck, wer hat schon Kleingeld, warum nimmt die Tür keine Scheine? Oder Kreditkarten? Ach was, weißt du was? Scheiß drauf!" und dann zieht der Möchtegern-Pinkler schimpfend von dannen, nicht direkt erleichtert, mit vollem Portemonnaie und voller Buchse.

Wer installiert Drehtüren in eine Toilette? Ich schätze, die freiwillige Spende nach dem Klogang wurde von zu wenigen Leuten bezahlt und man wollte den Sammelteller der Putzfrau durch eine effektivere Sammelmethode ersetzen.

Aber Drehtüren?

Na gut. Sagen wir Drehtüren. Aber selbst mit Drehtüren...

Die intelligente Lösung, die Lösung, auf die jeder vernünftig denkende Mensch gekommen wäre, bestünde natürlich darin, die Drehtüren umgekehrt als üblich einzubauen. Nämlich so, dass freier Eintritt ist, und erst beim Herausgehen sperren die Türen und öffnen sich erst nach Entrichten einer kleinen Gebühr. Auf die Art erhält der WC-Unterhalt seinen Obolus und die Leute bezahlen, wenn sie ihr Geschäft erledigt haben und in der damit verbundenen entspannten Gemütslage, anstatt unter höchstem Blasendruck und mit zusammen gekniffenen Arschbacken nach Geld zu wühlen, obwohl jede Sekunde zu befürchten steht, dass die Blase platzt.

Das ist die Lösung, auf die die Drehtür-Installateure gekommen wären, hätten sie ein einziges Mal ihre eigenen Toiletten besucht.

Nein, so doof kann keiner sein. Hinter der Düsseldorfer Lösung muss statt Blödheit vielmehr ein gewiefter Plan stecken.

Eines Tages, so der Plan der Drehtürgangster, wird ein Multi-Milliardär die Bahnhofstoiletten in höchster Not besuchen und an Kleingeld nur eine einzigartige 1.000.000 Euro wertvolle Münze haben. Und dann sitzen die zukünftigen Besucher der Düsseldorfer Toiletten auf Schüsseln aus purem Gold und wischen sich mit echten Picassos den Hintern ab.

Entweder das oder die Toiletten wurden von Gundel Gaukeley herbei gehext und es ist bloß ein sehr raffinierter Trick, um an Dagobert Ducks Glückstaler zu kommen, wenn der Enterich auf Geschäftsreise in Düsseldorf verkehrt.
Die Erklärung ist reichlich absurd, doch sie ist immer noch intelligenter als das Grauen von einer Idee, das der eigentliche Drehtür-Einbau darstellt.

Mittwoch, 16. Mai 2007

Ficken Ficken Ficken Gangbang Ficken Ficken Dirty Sanchez Blumpkin Cleveland Steamer!

Allem Anschein nach haben wir eine Pornowelle in Deutschland. Weil nach der Hitzewelle und der Rentnerschwemme und Oder-Hochwasser dringend eine neue Flutkatastrophe nötig war, über die sich zu Meckern lohnt.

Also diesmal Pornographie.

Seit wann ist die wie wo ein Problem?

Da sagt der "Stern"-Autor auf meinem Fernsehschirm, dass es Gegenden in Berlin gibt, da darf man Jugendliche nicht alleine in einem Raum lassen, weil sonst die Möglichkeit besteht, dass wenn man wiederkommt die Mädchen vor den Jungs knien und blasen.

Das erfordert Aufmerksamkeit. Also setze ich kurz meine Porno-Downloads "Gangbang Chixx 27" und "Scatmastahs Girl Scout Cookies 7" aus, um in Ruhe über das Problem nachzudenken.

Jugendliche aus der Unterschicht benutzen Sex um Zeit totzuschlagen.

Jugendliche, die in zugebauten Städten leben und beim Wort "Spielplatz" an wenig befahrene Straßen denken...

Jugendliche, die nicht lernen, Gedanken und Gefühle auszudrücken...

Jugendliche, denen niemand beibringt, wie man zwischenmenschliche Gespräche führt...

Jugendliche, die keine Grund besitzen, über das Heute hinaus zu denken...

Jugendliche, die ihre Eltern im Leben kein Buch haben lesen sehen...

... Ja, sperrt man die in einen Raum, werden sie über kurz oder lang anfangen zu vögeln, weil Sex eine der wenigen übrig-geblieben Dinge ist, bei denen sie in Kontrolle sind. Wenn Eltern ihre Kinder in einer Welt alleine lassen, in denen ihnen systematisch Wege verbaut und Perspektiven ausgeschlossen werden, konzentrieren die Kinder natürlich ihre gesamten Energien und Aggressionen und Anerkennungsängste auf das eine Erwachsenen-Ding, das ihnen als Hauptindikator von Erfolg vorgeführt wird und über das sie Macht besitzen.

Und so erzieht man eine Generation von Bonobo-Äffchen.

Möglicherweise sind es Eltern, die beim Gedanken an Internet, Handy und I-Pod Kontrollverlust befürchten, doch in Wahrheit sind es die Jugendlichen, die überall vor Augen geführt bekommen, dass die Welt außerhalb ihrer Kontrolle liegt und immer liegen wird, und sich gezwungen fühlen deswegen mit Scheuklappen der einen Sache hinterher rennen, die ihnen ohne Filter zufließt. Die beste Art, die Scheuklappen zu entfernen, ist ihnen das Gefühl zuück zu geben, Kontrolle über andere Bereiche ihres Lebens und ihrer Zukunft erlangen zu können.

Die Frage ist doch nicht, ob Pornos und Sexualität unsere Kinder verderben. Pornographie und Sexualität sind Teil unserer Gesellschaft seit, ähm, immer. Und es wird so bleiben. Die Frage ist: Was passiert, wenn Pornos und Sexualität das einzige ist, das Jugendlichen bleibt, weil wir Erwachsenen ihnen alle anderen Optionen nehmen.

Und das war dann meine heutige Dosis Scheinheiligkeit zum Thema Kindererziehung von einem kinderlosem Single ohne Vaterschaftsambitionen, der gestern katholische Priester dafür kritisierte über Dinge zu urteilen, mit denen sie im Leben nicht zu tun haben.

Dienstag, 15. Mai 2007

Funny Benny

Ben16 ist wieder auf Abschiedstournee. Das hat er mit den Rolling Stones gemeinsam, wenngleich sonst wenig rockt oder rollt bei Uns Ratze. Aber bei jeder Reise des Papstes wirkt es, als winke er leise Servus, entweder weil nicht sicher ist, wie lange er es noch macht, oder weil seine Kirche gegen die zunehmende Irrelevanz kämpft und verliert. Man nehme folgendes Zitat:

"Es stimmt schon, dass im Ganzen der Gesellschaft eine Schwächung des christlichen Lebens und der Teilnahme am Leben der katholischen Kirche festzustellen ist; das liegt am Säkularismus, am Hedonismus, an der Beliebigkeit und auch am Proselytismus durch zahlreiche Sekten."

Nein, das liegt daran, dass die katholische Kirche nicht am Leben teilnimmt. Warum sollen die Leute am Leben der katholischen Kirche teilnehmen, wenn die Kirche nicht an ihrem Leben teilnimmt, so wie es wirklich ist, anstatt ihnen zu predigen, wie es von Rom aus scheint. Wenn man als Antwort auf Armut anbietet, die Hungernden mit dem Glauben zu nähren, ist das so ein Fall von praxisfernem Dogma, dass Menschen aus der Kirche hinaus und hin zu anderen Lebensmodellen treibt, die näher an ihrer eigenen Erfahrungswelt liegen. Es ist der Effekt davon, dass alte Männer, die in reichen Hallen leben, über Armut reden, dass alte Männer, die ihre eigene Sexualität amputieren, Leuten Kondome verbieten, dass alte Männer, die niemals eine Frau oder Kinder hatten, über Familie und Erziehung entscheiden. Wieviele menschenangeborene Instinkte und Triebe und Bedürfnisse musste Joseph Ratzinger bei sich auf dem Weg zum Papst verleugnen, über die er jetzt bei anderen Menschen urteilt. Menschen, die eben nicht beschlossen haben, diese Teile ihrer Natur abzuschneiden, sonst wären sie schließlich ebenfalls Priester geworden, aber nun von Heiligen Ratschläge zu Problemen erhalten, vor denen die Heiligen selber weggelaufen sind.

Papst ist wohl der einzige Job auf der Welt, für den man sich qualifiziert, indem man ein Leben lang vermeidet Erfahrung in wichtigen Bereichen zu sammeln, für die man später zuständig ist: Sexualität, Familie, Frauen, Kinder, und Armut.

Ja, wenn ich groß bin, möchte ich den Leuten sagen, wie sie mit Liebe, Armut und Kindern umgehen. - Sehr gut, Klein-Joseph! Dann sieh mal zu, dass du auf keinen Fall mit einer Frau Kontakt hast, niemals Kinder hast, und einen Job bekommst, aus dem du niemals gefeuert werden kannst! - Klasse! - Und du da, anderer namenloser Junge, was ist mit dir? Was möchtest du werden? - Ich möchte alle Probleme der Welt lösen! - Prima Idee. Am besten du sperrst dich für die nächsten achtzig Jahre in einem Keller ein, ich wette danach weißt du über das Leben Bescheid! - Ich möchte Schaffner werden! - Renn vor allen Gleisen weg und meide Spielzeugeisenbahnen! - Ich werde mal Astronaut! - Kauf kein Teleskop, und sieh niemals, niemals zum Himmel. Die Sterne blenden dich. - Ich werde ein berühmter Fußballspieler - Das klappt bestimmt, aber auf keinen Fall spielst du Fußball.

Katholische Kirche ist Lebensberatung von Greisen, die nie gelebt haben.

Und so kommt es, dass man Männer und Frauen, die so oder so Sex haben werden, Verhütungsmittel verbietet. Weil das die Art Logik ist, die man nach achtzig Jahren ohne einen wegzustecken entwickelt. Wer ein Leben verbringt, die Vergeistigung der Existenz anzustreben, weiß nicht, wie echte Menschen sich verhalten.

Apropos Echt, der Vatikan hat natürlich sein eigenes Verständis, was echt ist und was nicht. Materielle Dinge sind zum Beispiel - Überraschung! - nicht so echt wie du vielleicht denkst!

Menschen, die sich auf materielle Güter konzentrieren, "falsifizieren das Konzept von Wirklichkeit, indem sie die grundlegende und darum entscheidende Realität ausklammern: nämlich Gott." Und deswegen wird aus mir kein guter katholischer Junge mehr. Weil ich nicht den entsprechend geformten Geist habe, der nötig wäre, um ernst zu bleiben, wenn mir jemand sagen will, dass Materielles, das per Definiton zu fühlen, zu schmecken, zu riechen, zu hören, zu sehen, mit den Sinnen greifbar ist, weniger real ist als ein unbewiesenes Etwas, das ich nicht anfassen kann.

*Yakety Sax Musik spielt*

Montag, 16. April 2007

Virginia Tech

Ich beschwere mich nicht unselten über die Bürokratie an der Heinrich-Heine Universität Düsseldorf, aber es könnte schlimmer sein.

Wenigstens hat meine Uni-Verwaltung mir noch nie eine E-Mail wie folgende geschickt:

Subject: Please stay put

Body of email: A gunman is loose on campus. Stay in buildings until further notice. Stay away from all windows.

Ich hatte vor, über das Studium zu posten. Das lasse ich für heute ruhen. Der Campus und das Studentenwohnheim werden morgen ganz besonders einladend wirken.

Donnerstag, 12. April 2007

Papst sagt: Glaubt nichts, das nicht bewiesen ist!

Anscheinend kommt der Papst in einem neuen Buch "Evolution und Schöpfung" zu Wort und versetzt die Kirche um 11 Jahre zurück in die Vergangenheit in die Zeit bevor Johannes Paul II. Evolution als "mehr als eine Hypothese" anerkannte. Jetzt ist Evolution wieder unbewiesen und wird auch ewig unbewiesen bleiben und deswegen kann wissenschaftliche Erkenntnis religiöse Wahrheit niemals verdrängen, sagt der oberste Kopf der Kirche von dem Typ mit Bart, dessen Existenz unbeweisbar ist. Bisher hat der Buchverlag nur wenige Schnipsel der Diskussion veröffentlicht, aus denen alle Newsmeldungen vom Guardian bis zum Spiegel zusammengeklebt sind, desshalb ist der volle Umfang von Benedikts Repositionierung unbekannt, aber was der Papst über eine wissenschaftliche Theorie zu sagen hat ist letzten Endes HERRlich irrelevant - doch interessant! Religion ist ein faszinierendes Feld und ihr Verteidigungsreflex wenn Wissenschaft sie mit dem Konzept von Beweispflicht konfrontiert faszinierendes Anschauungsmaterial.

Benedikt ist gesitteter als die meisten Kreationisten, selbst falls seine Kritikpunkte an der Evolutionstheorie mit denen der Fanatiker eine Seite teilen.

Papst Benedikt war einst Professor Ratzinger. Wenn er, statt von der Kanzel zu predigen, vom Podium argumentiert, geschieht das mit sanfter Stimme und in behutsamen Schritten. Der Papst behält die heiligen Puschen auch in den sekulären Hallen der Wissenschaft an, um den Lärm zu dämpfen, denn Benedikt bevorzugt für große Sachen die leisen Töne. Aber er kennt die akademischen Gepflogenheiten, und wo Papst Johannes Paul II. vor der Evolutionstheorie den Weg räumte, glaubt Benedikt mehr Raum für Gott aushöhlen zu können als sein Vorgänger.

Benedikt ist Papst und er dient einem Gott der Lücken. Es ist seine heilige Pflicht, neue Lücken zu finden, in die sein Gott schlüpfen kann. Wissenslücken gehören dazu. Religion dreht sich halt darum, Löcher mit Glauben zu stopfen bevor man sie mit Vernunft füllen kann. In der Seele der Menschen klafft eine tiefe, dunkle Leere, in die Religion wie maßgeschneidert gleitet.

Wissenschaft befasst sich auch mit dem Füllen von Lücken. Das macht sie ganz wacker. Nur hin und wieder stolpert sie auf ein Loch, in das sich Religion bereits nieder gelassen hat. Dann kloppen die Klötze sich darum, wer besser in die Form passt.

1980 befand JPII es existiere kein Widerspruch zwischen Wissenschaft und Glauben. 2007 beansprucht Benedigt Boden zurück, den sein Vorgänger verloren gab: Es gibt Bereiche, in denen muss der Glaube der Wissenschaft widersprechen, aber in keinem Punkt widerspricht Wissenschaft dem Glauben.

Wissenschaft kennt drei Arten von Fragen: 1) Fragen, die die Wissenschaft beantworten kann, 2) Fragen, die die Wissenschaft (noch) nicht beantworten kann, 3) Fragen, die die Wissenschaft nicht beantworten will. Religion unterscheidet zwei Kategorien: Fragen, die ihr wichtig sind, und Fragen, die ihr am Arsch vorbeigehen. Es wird gerne vorgeschlagen, dass Religion und Wissenschaft sich nicht gegenseitig ausschließen, weil sie verschiedene Fragen beantworten: Die Wissenschaft das Wie und die Religion das Warum.

Da ist sie wieder, die Sache mit Glauben gegen Wissen. Leute glauben, es könnte so funktionieren, aber es ist unbewiesen. In der Realität beantwortet Religion gerne und häufig Fragen zum Wie, ganz egal ob es dem wissenschaftlichen Forschungsstand widerspricht oder nicht. Religion ist daran gewöhnt, grundsätzliche alle Fragen zu beantworten, für die niemand sonst eine Antwort hat, und wenn die Kirche sich erst einmal auf eine Antwort fest gelegt hat, gibt man sie schwer auf, selbst wenn plötzlich jemand sonst eine gute, nein, bessere Erklärung anbietet. Alte Angewohnheiten sterben langsamer als Jesus am Kreuz. Wenn Religion Frieden mit Wissenschaft schließen will, ist das ziemlich klug und für Religion uncharakteristisch pragmatisch, denn auf lange Sicht zieht Religion gegen Wissenschaft in allen von der Wissenschaft gefochtenen Feldern den Kürzeren.

Gott kann freie Sitze im weiten Weltenrund warm halten. Aber sobald die Wissenschaft eine Frage beantwortet, bewegt Gott seinen fetten Arsch aus dem Weg. Wie ein Unsichtbarer so viel Sitzfleisch haben kann, begreife ich nie.

Andererseits... fettes Sitzfleisch ist ein wichtiger Überlebensfaktor für Götter. Götter gehorchen immerhin ebenfalls den Gesetze der Evolution (obwohl mir in dem Punkt weder Wissenschaftler noch Theologen zustimmen würden). Götter sind notorisch schlecht im Anpassen, und organisierte Religionen sind noch viel schlechter. Festes Sitzfleisch, um alle Probleme auszusitzen, scheint die primäre Verteidigungsstrategie.

Der Gott der katholischen Kirche ist in der Vergangenheit ziemlich gut darin gewesen, sich an die Spitze der spirituellen Nahrungskette zu setzen. Andere Götter begnügen sich, spezifische Nischen abzudecken, und sterben folgerichtig aus, als die Nischen schwinden. Wer braucht Thor, wenn wir wissen, wie Blitz und Donner wirklich entstehen? Und Ra hat seine Barke eingemottet, weil wir eine bessere Erklärung haben, warum sich die Sonne bewegt. Nicht so Jehova. Der greift sich alles, das zu haben ist, im Bestreben der größte und stärkste Gott am ganzen Block zu sein. Der Stärkste überlebt.

Deswegen ist Gott noch da, auch nachdem die Naturwissenschaft uns gezeigt hat, dass die Welt sich um die Sonne dreht und das Blitze nicht von einem altem bärtigem Mann in den Wolken geschleudert werden. Weil er nicht bloß die kleinen Nischen gefüllt hat, sondern die ganz großen Felder für sich eingenommen, aus denen Wissenschaft ihn niemals vertreiben kann oder will. Der christliche Gott ist nicht ein winziger Gott der Elemente oder der Gestirne oder der Meere. Er ist der Gott des Sinns und der Moral.

Da haben wir die andere Schranke, die Religion, unter anderem auch Benedikt, der Wissenschaft vorschiebt. Dass die Wissenschaft auf die Religion angewiesen wäre, weil ihre moralische Leitung braucht. Der Vorwurf ist, dass ohne Gott keine Grundlage für moralische Urteile existiert.

Und darauf entgegne ich, als Atheist, dass ein 2500 Jahre altes Buch ebenfalls keine gute Quelle für moralische Urteile ist.

Freitag, 23. März 2007

Die Ursache und die Lösung aller Probleme!

Die deutschen Jugendlichen sind abhängig von einer Droge, die zu Realitäts- und Kontrollverlust führt, im fortgeschrittenem Stadium Vereinsamung fördert, und deren Konsum zu einer erhöhten Gefahr für Leib und Leben unbeteilligter Menschen beiträgt.

Schnell, da muss gehandelt werden! Welche Partei hat den Mut und die moralische Verantwortung, die Führungsrolle zu übernehmen, wenn es um den Schutz unserer Kinder geht? Herr Seehofer, von der CSU, welche Verbote plant ihre Partei um die Jugendlichen vor sich selbst zu schützen?

„Wenn ich abends einen Wein trinke, oder mein Sohn ein Weizenbier, halte ich mich nicht für gefährdet.“

Waaaaaa? Oh, richtig. Es geht ja um Alkohol, nicht um Killerspiele. Aber ja, Saufen bis zum Exzess kann der deutsche Jugendliche viel besser ab als Ballern bis zum Umfallen, und Amokfahren ist viel seltener als Amoklaufen. Alkoholmissbrauch hat im vergangenen Jahr 300 Jugendliche getötet, beinahe doppelt so viele wie im Jahr zuvor, und mehr als jedes Killerspiel, aber plötzlich entdeckt man in Bayern die Vorteile von nuancierten Denken, weil es eine Substanz betrifft, die man selbst zum abendlichen Abschalten nach der Arbeit benutzt.

Sogar der Begriff Flatrate-Saufen ist nicht genug, um Alkohol den verruchten Dunst anzuhaften, der die teuflischen Online-Welten und Computerspiele umweht. Nichts da, der richtige Umgang sei eine "Erziehungs- und Aufklärungsfrage", nicht eine entmündigende "Olympiade der Verbote". Hört, hört! Wo kommt die Vernunft so plötzlich her und wohin verschwindet sie so hastig, wenn es um eine andere populäre Freizeitbeschäftigung geht?

Das macht doch alles keinen Sinn, deswegen werde ich jetzt zur Flasche greifen und mir die Welt schön saufen. Ich habe mir sagen lassen, es ist eine ganz andere Welt durch die Bierbrille betrachtet. Vielleicht macht sie unter Alkoholeinfluss ja Sinn.

Und ich werde nicht aufhören, bis ich irgendwann, im Delirium, Beckstein sagen höre: "Nur weil ich abends mal am Computer einen Menschen abknalle, oder mein Sohn auf der X-Box eine Straßennutte überfällt, bin ich doch nicht amok-gefährdet!"

Dann weiß ich, dass Alkohol auch keine Lösung ist, solange man zusätzlich zu Kummer und Sorgen nicht auch noch Blödheit darin ertränken kann.

Freitag, 9. März 2007

Karten? Kannste Knicken

Kennt ihr das? Jemand kommt auf euch zu und sagt er könne zaubern? Und ihr sagt: "Cool, dann zauber uns doch mal was" und er sagt "Hier, ich zeige euch mein bestes Zauberkunststück" und zieht einen Stapel Karten aus der Tasche?

An dieser Stelle in der Unterhaltung ist es angebracht, der Person zu entgegnen, dass du zwei rote Bälle herbei zaubern und machen kannst dass er Sterne sieht und ihm dann, einmal, mit dem Fuß in die Eier zu treten. Hart.

Kartentricks sind keine Zauberkunst. Sie sind Handwerk, nicht Kunst. Der Großteil von ihnen, und dabei handelt es sich um den Teil, der auf Omas Geburtstag aufgeführt wird, erfordert keine Fingerfertigkeit und keine Volte. Mit Kartentricks auf Parties prahlen ist wie damit anzugeben, dass man ein richtiger Autofahrer ist weil man Papas Ford Pinto auf den Idiotenhügel fahren durfte. Nein, eigentlich ist es nutzloser, denn fünfzig Mal falsches Einparken bringt einem wenigstens etwas bei, hoffentlich, das Kartentrick Ein-mal-Eins hingegen lehrt einem nix.

Wenn ich also einen selbsternannten Unterhaltungskünstler Kartentricks vorführen sehen, dann denke ich: "WOW, Kartentricks, unglaublich! Hast du das gesehen! Wo nimmst du nur die Karo Acht her, das ist genau die Karte, an die ich gedacht habe, wie unheimlich. Da haben wir ja einen waschechten Zauberkünstler, du musst auf Tournee gehen, du bist bereit für die große Bühne. Copperfield, wer ist das, was macht der schon, außer Kartentricks. War da nicht mal was mit der Freiheitsstatue, ach, mein Gedächtnis ist so löchrig, aber das war ziemlich spektakulär, was immer er da gemacht hat. Wahrscheinlich waren es Kartentricks und vor der Kulisse wirkten sie noch toller! Und weißt du noch, das eine Mal, als er in einer Tonne die Niagara-Fälle runter schipperte UND DABEI KARTENTRICKS AUFFÜHRTE? Das war SPEK-TA-KU-LÄR. Also, das mit der Tonne und dem Wasserfall. Aber so richtig spektakulär waren die Kartentricks!"

Das ist, was ich denke, und eines Tages, das schwöre ich auf Kreuzbube und Herzdame, sage ich es laut. Kartentricks sind für Leute, die nur möglichsts einfacht mit wenig Aufwand im Mittelpunkt stehen wollen, aber kein Interesse haben als Zauberer jemals besser zu werden. Kartentricks sind doof.

Es sei denn dein Name ist Penn und Teller. Dann verwandelst du selbst einen simplen Kartentrick in eine Supershow.

Und, während ich mich anschicke, den Eintrag abzuschließen, überlege ich welche Verwirrung das Label Teller (so wie in Penn, der kleinwüchstige kraushaarige Zauberer, der niemals jemals ein Wort spricht) stiften mag. Eines Tages werde ich einen brillianten Beitrag über Teller, das Ding von dem man isst, schreiben und er wird als die definitive Abhandlung über Teller und alles Teller-ähnliche in die Kulturwissenschaft eingehen, und dann werden neugierige Leute dieses Blog besuchen und nach meinem berühmten Teller-Aufsatz fahnden, dabei vertrauensvoll auf das Label "Teller" klicken und nur etwas über Zaubertricks erfahren.

Teller-Teller-Teller!

Dienstag, 2. Januar 2007

Atheistische Krebse

Neues Jahr. Neues Blog. Andere Zahl, selber Scheiß.

Normalerweise würde ich an dieser Stelle den famosen und finalen Calvin & Hobbes Strip aus Bill Watersons Feder posten, aber leider ist die Welt, wenn ich aus dem Fenster blicke, grau statt weiß und sieht so überhaupt nicht nach einem frischem Blatt Papier aus, weswegen der Strip nicht passt. Wir müssen die neue Seite in unseren Köpfen aufschlagen.

Der vorausgehende Paragraph war unverständlich für Leser, die nicht mit dem Gegenstand desselbigen vertraut sind. Ich gelobe Besserung für die folgenden Paragraphen.

Neujahr war so faul wie Silvester verfressen wie das letzte Jahr deprimierend. Ich habe den Tag damit verbracht viele interessante und viele uninteressante Dinge zu lesen. Zu den interessanteren Dingen gehörte ein Wired Artikel über New Atheism und Richard Dawkins, ein genialer Kopf, der, sobald er auf das Thema Religion zu sprechen kommt, blitzschnell über den Rand der Vernunft hinaus schießt und auf der anderen Seite als lallender sabbernder pöpelnder Idiot hochkommt, wodurch er nebenbei den Beweis liefert, dass Intelligenz keine Linie sondern ein Kreis ist, bei dem man, wenn man die Skala weit genug Richtung Brillianz dreht irgendwann wieder bei Irrsinn landet.

http://www.wired.com/news/wiredmag/0,71985-0.html

Ich bin Atheist. Ich glaube nicht an Gott, weil es keinen Grund dazu gibt. Alles, das ich von Gottes Wirkung in der Welt gesehen habe, lässt sich durch die menschliche Natur erklären und wenn es natürliche Ursachen gibt müssen wir nicht zwanghaft nach übernatürlichen suchen. Ich glaube auch nicht an Dakwins Art fanatischer Anti-Religiösität und es wäre schön, wäre dessen Existenz ebenso leicht zu leugnen wie die Gottes. Aber ich stimme mit dem Samen von Dawkins Argument überein, wenngleich nicht mit dem hässlichem dornigem misswucherndem übelgeformten Spross den er daraus züchtet. Ich sollte in der Lage sein, dummen und unvernünftigen Glaubensgebilden ins Gesicht zu sagen, dass sie dumm sind und nicht in Vernunft begründet. Firlefanz sollte nicht heilig sein.

Das Problem ist, jedes mal wenn ich kurz davor bin, Geistergeschichten und Tarot und Astrologie als idiotischen Humbug zu bezeichnen, stolpere ich über einen Stein wie diesen hier und falle direkt auf meine großmäulige Fresse. Ich bin ein dermaßen typischer Krebs, es ist absurd! Ich lese die Beschreibung und ich schüttel mich in geisteskrankem Gelächter darüber, dass eine Person, der ich nie begegnet bin, mich so gut kennt wie ansonsten höchstens zwei andere Menschen auf der Welt, nicht etwa ausgedrückt in vagen Foror-Floskeln über allgemeine Charakterzüge, die jeder Mensch mehr oder weniger ausgeprägt in sich findet, sondern in Bezug auf die Eigenschaften, welche die Essenz meines Wesens definieren, bis in kleinste wahnwitzige Details, bei denen ich, fassungslos und ertappt, die Hände über den Kopf zusammenschlage. Mich trifft es besonders hart, da ich mich gerne verschließe und gewisse Rätsel für mich behalte und einen leichten Stolz verspüre wann immer ich die Beschwerde "Ich wünschte, ich würde dich besser verstehen" höre; und der Satz kommt häufig vor. Das nächste Mal, wenn mir jemand sagt, er versteht mich nicht, und es klingt wie ein Vorwurf, verweise ich ihn oder sie einfach auf den EnglishWiz Artikel, der alles enthält, das man wissen muss, um zu begreifen wie ich ticke und warum.

Die Aussicht, dermaßen leicht durchschaubar zu sein, würde mir fast Angst machen, könnte ich mich nicht in der Gewissheit sicher fühlen, dass kein Schwein das ganze Krebs Profil lesen wird, weil es schlicht und einfach scheißlang ist.

Fazit: Sternzeichen sind doof, weil sie meine Geheimnisse klauen, und solange wir unvernünftigen Aberglauben wie Astrologie nicht abschaffen beruht das Fortbestehen meiner schützenden Schale einzig und allein auf der Lesefaulheit der Menschen.

Der Krebs ist nicht zufrieden.